Kohle für Chemnitz – die Rolle der Eisenbahn für das Heizkraftwerk Chemnitz Nord, Teil 1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Für die Gewinnung und Erzeugung von Wärme und Elektrizität besaß die sächsische Großstadt seit 1961 ein Heizkraftwerk nördlich des Stadtzentrums. Zwanzig Jahre später entstand benachbart ein zweites Heizkraftwerk, um den stetig steigenden Energiebedarf zu decken und neue Wohngebiete mit Fernwärme versorgen zu können. Am 18. Januar 2024 endete mit der Umstellung vom einst wichtigsten Energieträger Rohbraunkohle auf Erdgas auch die Ära des Anschlussbahnbetriebs für das Chemnitzer Heizkraftwerk. Dies ist Anlass genug, sich einmal ausführlich retrospektiv mit dem Thema Heizkraftwerk Chemnitz Nord und seiner Eisenbahn zu befassen.
Insbesondere dieser erste Teil der geplanten Reihe setzt den Schwerpunkt auf die Historie des Heizkraftwerks selbst bzw. Chemnitz‘ Energiegewinnung im Wandel der Zeit. Dabei können technische Details aber nur grob und lückenhaft thematisiert werden, um den Rahmen (und die Kenntnisse des Autors) nicht zu überlasten. Für ein umfangreicheres Studium der Kraftwerkstechnologie empfiehlt sich das Literaturverzeichnis, insbesondere der verlinkte 360°-Rundgang, wo man virtuell das Heizkraftwerk Chemnitz Nord II besichtigen kann!
Irrungen und Wirrungen bei der Verortung
In den Medien werden die Bezeichnungen und Verortungen für bestimmte Anlagen sehr oft falsch dargestellt, daher sei hier noch einmal Folgendes klargestellt:
- Das Heizkraftwerk Chemnitz Nord (I und II) befindet sich vollständig im Bereich des Stadtteils Chemnitz-Furth.
Heizkraftwerk Küchwald,Heizkraftwerk Glösa= falsch - Es gibt in Chemnitz einen Stadtpark namens Küchwald, jedoch keinen Stadtteil Küchwald! Diesem Umstand zum Trotz heißt der Bahnhof Küchwald seit 9. Dezember 2018 – seit er einen Haltepunkt hat – Chemnitz Küchwald (ohne Bindestrich, da kein Stadtteil).
Vorgeschichte
Ende des 19. Jahrhunderts war der Siegeszug der Elektrizität zur Bewältigung des Alltags, z. B. zu Beleuchtungszwecken, in allen Bevölkerungsteilen spürbar und weckte Begehrlichkeiten. Ein im wahrsten Sinne leuchtendes Beispiel dieser technisch-industriellen Revolution war die Erfindung der Kohlefaden-Glühlampe, die Thomas Alva Edison und seinem Forscherteam 1879 gelang und im Folgejahr international für Furore sorgte.
Chemnitz‘ erstes Elektrizitätswerk
Auch die Chemnitzer Bürger erkannten die Zeichen der Zeit und ihnen sollte „ein Licht aufgehen“. Doch zunächst benötigte man einen immensen Apparat an Infrastruktur. Nach Verhandlungen der Stadtherren, u. a. mit AEG Berlin und Siemens & Halske, entstand ab 1893 ein Elektrizitätswerk, das ab Juli 1894 regelmäßig Strom lieferte. (Im Folgenden oft mit der Kurzform E-Werk bezeichnet.) Die heutigen Straßenführungen waren damals noch nicht existent! Um die Lage des ersten E-Werks aber aus heutiger Sicht verständlich zu machen: Das Gelände wird heute umschlossen von der Müllerstraße im Norden, dem Fluss Chemnitz im Osten, der Georgstraße im Süden und der Nordstraße im Westen.
Vorausschauend wurde seinerzeit auf Dreiphasenwechselstrom gesetzt und eine Erzeugerspannung von 2000 Volt gewählt. Die Lage des E-Werks wurde u. a. mit der Nähe der Chemnitz und des Schloßteichs begründet. Über den verlegten Ablaufgraben des Schloßteichs konnte das Wasser zur Kühlung der Abdampfkondensation genutzt werden. Die Kosten für das Werk trug die Stadtgemeinde, für den Betrieb zeichnete die ersten zehn Jahre Siemens & Halske verantwortlich, ehe die Stadt dies selbst übernahm. Frühzeitig erfolgten u. a. 1895, 1899 und 1904 Erweiterungen des Werks. Der Strombedarf boomte, 1909 ging die dritte Dampfturbine mit einer Leistung von 3,0 Megawatt in Betrieb. Zum seinerzeitigen Wahrzeichen der Stadt – ähnlich wie der „Lulatsch“ heute – avancierte der Heiligabend 1913 eingeweihte 100 Meter hohe Schornstein. 1928 folgte der Zweite. War das Werk zunächst lediglich als Lichtstromwerk konzipiert, mauserte es sich schnell zum richtigen Kraftwerk.
Für die Versorgung der Straßenbahn mit Elektrizität entstand ab 1909 ein Umformerwerk am Getreidemarkt, das das E-Werk als Bezugsquelle nutzte. Dieses ersetzte ab 1914 vollständig das erste Bahnkraftwerk von 1893/97 in der Aue (zwischen Falkeplatz und Annaberger Straße), das den Fahrstrombedarf des expandierenden Liniennetzes nicht mehr abdecken konnte.
Ab 1930 die erste Fernwärmeversorgung
Der Beschluss der Stadtverordneten, eine Fernwärmeversorgung zu errichten, datiert auf den 11. Oktober 1928. Nicht zuletzt sollte die Luftqualität dadurch verbessert werden, dass nicht mehr jeder seinen eigenen Schornstein benötigt.
Das erste öffentliche Gebäude, das mit Fernwärme beliefert wurde, war ab 1. März 1930 das neu errichtete Hotel Chemnitzer Hof. Es folgten u. a. das Stadtbad und das Opernhaus als Fernwärmekunden. Als Wärmeträger wurde auf Heißwasser gesetzt, da dieses sicherer und effizienter zu transportieren ist als Dampf.
Aufgrund von Havarien und Kriegszerstörungen wurden die Anlagen immer wieder erweitert oder modifiziert. Um 1950 erfolgte die Brennstoffumstellung von Steinkohle auf Braunkohlenbrikett. Trotz alledem hatte das Werk seinen Zenit längst überschritten. Dem Neuaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg mit fernheiztechnischer Erschließung war das E-Werk nicht mehr vollumfänglich gewachsen. Mitte der 1950er-Jahre reiften die Pläne für ein neues Heizkraftwerk. Am 3. Januar 1963 stellte das Kraftwerk an der Müllerstraße/Nordstraße seine Fernwärmeversorgung ein, da seither das neue Heizkraftwerk Chemnitz Nord diese Aufgabe vollständig übernahm. Am 22. Februar 1969 um 9:06 Uhr wurde die Maschine 5 vom Netz getrennt – das unwiderrufliche Betriebsende für das E-Werk nach 75 Jahren!
Die Rolle der Eisenbahn für das E-Werk
Die Kohle für das E-Werk musste in den ersten beiden Jahrzehnten vom Kohleumschlagplatz in Chemnitz Hbf (nahe der heutigen Sachsen-Allee) mittels Pferdefuhrwerken zum Werk transportiert werden. Im Weltkrieg führte der Pferdemangel zur Errichtung einer Feldbahn von der Nordstraße zum Bahnhof Küchwald. Kamen zunächst Dampflokomotiven zum Einsatz, stellte man diese schmalspurige Verbindung später gar auf Oberleitungsbetrieb um! Dies währte bis 1941. Erst zu diesem Zeitpunkt löste ein regelspuriges Anschlussgleis das Feldbahnprovisorium ab. Das neue Industriegleis führte von der Ladestelle Furth – quasi als Verlängerung der WbCF-Linie – entlang der Chemnitz über die Müllerstraße direkt ins Werk. Der Bahnübergang Müllerstraße war mit einer doppelschlägigen Vollschranke gesichert.
Heizkraftwerk Chemnitz Nord
Das E-Werk an der Müllerstraße/Nordstraße war veraltet und dem steigenden Bedarf nach 1950 nicht mehr gewachsen. Um Neubauten und Wohngebiete umweltfreundlich zu beheizen, begann 1955 die Projektierung eines neuen Heizkraftwerkes auf Basis der Wärme-Kraft-Koppelung. Der Standort wurde wieder nördlich des Stadtzentrums und nahe der Chemnitz gewählt. In Furth befand sich noch weitgehend unbebautes Areal, das jedoch als Kleingartenanlage genutzt wurde.
Heizkraftwerk Chemnitz Nord I (1961-1997)
Der Bau des Werkes umfasste vier Dampfkessel mit je 125 Tonnen pro Stunde Leistung und drei Entnahme-Kondensationsmaschinen mit je 25 Megawatt Maschinenleistung. Die Wärmeabgabeleistung des HKW wurde auf 300 Megawatt ausgelegt, was seinerzeit große Reserven für die Zukunft beinhaltete. Als Brennstoff wählte man – auch mangels Alternativen – Rohbraunkohle. Die Abgase führte man über zwei 100 Meter hohe Schornsteine ab. Diese beinhalteten Elektrofilter mit einem Abscheidegrad von 97 Prozent, um den Staubauswurf zu minimieren. Eine Entschwefelung der Rauchgase gab es nicht.
1957 erfolgte der erste Spatenstich. Die Baudurchführung oblag dem VEB Energiebau Radebeul. Der Bau begann 1958 auf der grünen Wiese. Die heutige Blankenburgstraße entstand im Zuge der Arbeiten zunächst als Baustellenzufahrt aus dem Nichts. Rund 100.000 Kubikmeter Ziegelbruch mussten abtransportiert werden – abgelagerte Trümmer der 1945 zerstörten Stadt. 1959 begannen die Bauarbeiten zum Werk selbst: Mutterboden abtragen, Baugrube ausheben, Anschlussgleise und Entwässerungen verlegen.
Die Anschlussbahn war also schon zu Baubeginn eine Lebensader des Heizkraftwerks. Die ersten über den Bahnhof Chemnitz-Glösa an das Schienennetz angebundenen Anschlussgleise waren 1959 bereits nutzbar. Lok- und Rangierpersonal zählen damit zu den ersten Belegschaftsmitgliedern des Heizkraftwerks!
Die beiden Stahlbetonschornsteine errichtete man im selben Jahr. Bis zu 900 Arbeiter waren während der Errichtung des Kraftwerks beschäftigt, mussten untergebracht und verpflegt werden. Allein diese Zahlen untermauern die logistische Meisterleistung, die hinter so einem Vorhaben seinerzeit gesteckt haben muss. Der Dauerbetrieb des Kessels 1 startete am 1. Dezember 1961. Zweistellige Minusgrade im Dezember’61 stellten das Personal im unfertigen, noch labilen, HKW I vor schwere Herausforderungen. Zum Reformationstag 1962 waren alle vier Hauptaggregate verfügbar.
Schon das erste HKW hatte zwei Gleisanschlüsse zum Streckennetz der Deutschen Reichsbahn: einen über den Bahnhof Chemnitz-Glösa (WbC-Linie) und für die Kohleentladung einen zweiten direkt am Südkopf des Bahnhofs Küchwald. Über den Glösaer Anschluss war bald darauf auch das Plattenwerk des VEB Wohnungsbaukombinat „Wilhelm Pieck“ angebunden. Für das HKW Nord I wurde über diesen „unteren“ Anschluss hauptsächlich Asche abtransportiert sowie Hilfsstoffe, Baustoffe und Kraftwerksausrüstungen (z. B. Transformatoren) angeliefert.
Der Entladebunker im „oberen“ Anschluss an der Schönherrstraße war zweigleisig und konnte pro Gleis fünf Wagen fassen. Der Küchwaldbahnhof wurde beim Bau des HKW auf der Ostseite erweitert und umgebaut. Es entstand ein zweiständiger Lokschuppen sowie benachbart eine zweigleisige Auftauhalle, die je fünf Wagen gleichzeitig auftauen konnte. Die ersten Werklokomotiven waren zwei V 18 (LKM 261063 und 261065).
Nach rund 35 Jahren nahm man das Heizkraftwerk Chemnitz Nord I am 4. April 1997 endgültig vom Netz. Der Abbruch der nicht mehr benötigten Anlagen erfolgte im Wesentlichen bis 2004.
Heizkraftwerk Chemnitz Nord II (1986-2024)
Trotz der beim Bau des ersten HKW eingeplanten Reserven zeichnete sich perspektivisch – u. a. durch den Neubau von Großwohngebieten – ein deutlich höherer Wärme- und Energiebedarf ab. Daher fiel der Entschluss, ein zweites, leistungsfähigeres HKW zu errichten. Die Standortwahl fiel auf Gelände unmittelbar nordöstlich neben dem ersten HKW in Furth, noch näher am Chemnitzfluss gelegen. Dies hatte Folgen für die WbCF-Linie und den Güterbahnhof Furth. Beides musste den neuen Kraftwerksanlagen bzw. einer umfangreichen neutrassierten Anschlussbahn weichen.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 9. Oktober 1981. Nach fünf Jahren Bauzeit erfolgte am 15. Dezember 1986 die erste Wärmeabgabe an das Fernheiznetz vom Kessel 10. Dreizehn Tage später produzierte der Block 10 (später A) den ersten Strom. Die Errichtung des HKW Chemnitz Nord II gipfelte mit der Inbetriebnahme des dritten Blocks (30) im Juni 1990. Bereits am 19. Mai 1989 konnte die Rohwasserversorgung aus der Zschopau über eine unterirdische Trasse aus Frankenberg probeweise in Betrieb genommen werden. Im Dezember 1990 ging das HKW Chemnitz Nord II vollumfänglich in Betrieb, die Erzeugerstätte für 3x 160 Megawatt Wärmeabgabe und 3x 60 Megawatt elektrische Leistung auf der Grundlage der Wärme-Kraft-Koppelung.
Bis zur politischen Wiedervereinigung zählte das HKW zum VEB Energiekombinat Karl-Marx-Stadt. 1990 erfolgte die Privatisierung zur Energieversorgung Südsachsen AG. Am 29. März 1996 übernahm die Stadtwerke Chemnitz AG den Betrieb des Heizkraftwerks Chemnitz Nord. 2010 fusionierte diese mit der Erdgas Südsachsen GmbH zur Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG.
Mit der Fertigstellung des HKW Nord II wurde um 1990 auch der Bahnhof Küchwald dem veränderten Bedarf angepasst. Im Anschlussbahnbereich wurde die alte zweigleisige Auftauhalle abgebrochen und stattdessen das Stellwerk R2 und eine Gleiswaage errichtet, siehe [11][22]. Als Ersatz errichtete man einen längeren eingleisigen Auftauschuppen in Höhe der Bahnhofsgleise am Ostrand des Bahnhofs. Der zweigleisige Anschluss zum Entladebunker wurde um eine Brückenkonstruktion im Gleisbogen – parallel zum Bahndamm der KCCh – verlängert, an die sich der neue Entladebunker anschließt, siehe [13][18][23].
Nach einer Havarie in Block A (1995 umgestellt auf Erdgas/Heizöl) waren ab 2017 noch die beiden Kraftwerksblöcke 20/B und 30/C in Betrieb, welche bis zuletzt mit Rohbraunkohle betrieben worden sind. Der Kraftwerksblock C sollte zunächst über 2023 hinaus bis Ende 2029 weiterbetrieben werden. Gestiegene CO2-Preise (Emissionszertifikate) seien Mitte 2021 der Auslöser für die Entscheidung des Betreibers Eins Energie in Sachsen gewesen, diesen – genau wie Block B – bereits Ende 2023 vom Netz zu nehmen.
Doch wo kommt die Energie für Wärme und Strom künftig her? Zwei Gasmotorenkraftwerke ersetzen das HKW Chemnitz Nord II. 2020-2022 entstand auf dem Terrain des früheren HKW Chemnitz Nord I ein mit sieben gasbefeuerten Motormodulen ausgestattetes Kraftwerk. Ein zweites Gasmotorenkraftwerk/MHKW mit fünf Motormodulen nahm im Dezember 2022 in Altchemnitz – am Standort des 1977-1981 errichteten Spitzenheizwerks – den Probebetrieb auf. Beide MHKW sind seit September 2023 im Dauerbetrieb. Das Gas wird „an der Börse“ gekauft – LNG-Lieferungen aus aller Welt … viel umweltfreundlicher als heimische Braunkohle …
Schienengüterverkehr für das Heizkraftwerk Chemnitz Nord
Die folgenden Kapitel geben eine Schnellübersicht, welche Stoffe mittels Eisenbahn an- und abtransportiert worden sind. Dies ist eher als „Teaser“ für kommende Teile der Beitragsreihe zu verstehen. Auf eisenbahnbetriebliche Abläufe wird künftig jeweils ausführlich eingegangen werden.
Der Braunkohletransport
Der wichtigste Brennstoff für das HKW Chemnitz Nord war reichlich sechs Jahrzehnte lang die Rohbraunkohle. Bezogen wurde sie die meiste Zeit aus dem Mitteldeutschen Revier, zeitweise auch aus der Lausitz.
Leichtes Heizöl für Block A
1995 wurde der Dampferzeuger von Block A des HKW Chemnitz Nord II auf eine bivalente Feuerung für Erdgas und leichtes Heizöl umgerüstet. Nördlich des Werkes errichtete man zu diesem Zweck ein Tanklager. Nach einer Havarie im Mai 2016 wurde dieser Block A im Jahr 2017 endgültig stillgesetzt. Bis 2019 nutzten noch Privatkunden das Tanklager am Dammweg. Im Herbst 2023 wurde es dem Erdboden gleichgemacht.
Der Kalktransport
Im Februar 1988 unternahm man erste Versuche, durch Zusatz von Kalksteinmehl, die Rauchgase teilweise zu entschwefeln. Die Installation einer Rauchgasentschwefelungsanlage verlangte ab Oktober 1996 regelmäßige Kalklieferungen. Der Rohstoff wurde vom Kalksteinbruch Rübeland bezogen und in Ganzzügen angeliefert.
Säure zur Wasseraufbereitung
Um das Flußwasser aus der Chemnitz und der Zschopau* verwenden zu können, muss es einer umfangreichen chemischen Reinigung unterzogen werden (Flockung, Filtration, Enthärtung etc.). Vor der Rückführung in die Chemnitz muss das H2O wieder mit Ionen angereichert werden. Für diesen Zweck wird Säure benötigt. Bis 2011 auch eine Aufgabe der Eisenbahn.
(*In Frankenberg wird der Zschopau Brauchwasser entnommen, das über eine 9,3 km lange unterirdische Leitung zum HKW gelangt!)
Abfallprodukte: Asche und REA-Gips
Mit der 1996 in Betrieb genommenen Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) entstand das Abfallprodukt Gips. Neben der Bahn übernahm auch der LKW zu einem beträchtlichen Teil die Abfuhr. Nass-, Filter- und/oder Trockenasche fielen zu allen Zeiten des HKW an und werden seit 2005 vollständig von LKW abtransportiert.
Fortsetzung geplant!
Epilog
Wir schreiben den August 2024. Wie sich mittlerweile herausstellte, hat man ca. 16.000 Tonnen heimische Braunkohle, die bis 31. Dezember 2023 im HKW per Bahn eintraf, bis zur „Live-Abschaltung“ am 18. Januar 2024 nicht mehr verfeuert. Diese 16.000 Tonnen Kohle werden jetzt mit hunderten Fahrten von Lastkraftwagen wieder abtransportiert. Auch die Gleise im Entladebunker sind bereits zurückgebaut. Jeder möge sich selber ein Urteil über diese Energiepolitik bilden …
Abkürzungsverzeichnis
EVS = Energieversorgung Südsachsen AG
E-Werk = Elektrizitätswerk
HKW = Heizkraftwerk
KCCh = Strecke Küchwald – Chemnitz-Hilbersdorf Rbf
LKM = VEB Lokomotivbau „Karl Marx“, Babelsberg
LNG = Liquified Natural Gas, dt. „verflüssigtes Erdgas“
MHKW = Motorenheizkraftwerk (in anderen Kontexten oft für „Müllheizkraftwerk“ verwendet)
REA = Rauchgasentschwefelungsanlage
SWC = Stadtwerke Chemnitz AG
VEB = Volkseigener Betrieb (Rechtsform in SBZ und DDR für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe)
WbC = Strecke Wechselburg – Küchwald (Chemnitztalbahn)
WbCF = Strecke Chemnitz-Glösa – Chemnitz-Furth
WBK = VEB Wohnungsbaukombinat
Quellenverzeichnis & Literaturhinweise
- Energieversorgung Südsachsen AG. Hauptabteilung Wärme Stadt Chemnitz (EVS, Hrsg., 1991): 30 Jahre Heizkraftwerk Chemnitz Nord I. Chemnitz: Oskar Görner.
- Graf, Stefan (2021): Sechs Jahre früher als geplant! Eins verabschiedet sich bereits 2023 von der Kohle. In: TAG24. URL: https://www.tag24.de/chemnitz/chemnitz-wirtschaft/sechs-jahre-frueher-als-geplant-eins-verabschiedet-sich-bereits-2023-von-der-kohle-1990081, zuletzt abgerufen am 14.01.2024.
- Herbach, Jens: URL: Sachsenschiene.de – Eisenbahnen in Sachsen – Karl-Marx-Stadt-Furth, zuletzt abgerufen am 14.01.2024.
- inetz GmbH (2020): 90 Jahre Fernwärme in Chemnitz. URL: https://www.inetz.de/startseite/netzanschluss/haushalt-gewerbe/fernwaerme/90-jahre-fernwaerme-in-chemnitz/, zuletzt abgerufen am 07.01.2024.
- Matthes, Heiner (1998): Die Chemnitzer Straßenbahn. Nahverkehr in Sachsens Industrie-Metropole. München: GeraMond.
- MDR (tfr/mwa, 2023): Heizkraftwerke in Chemnitz geben Gas. URL: https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/chemnitz/chemnitz-stollberg/heizkraftwerk-gas-eins-energie-100.html#In, zuletzt abgerufen am 14.01.2024.
- Merte, Jens (Hrsg): Webpräsenz von Bahn-Express – Magazin für Werkbahnfreunde. Stadtwerke Chemnitz AG. Lokliste. URL: https://bahn-express.de/archiv/09114-04.htm, zuletzt abgerufen am 17.01.2024.
- Paulsen, Patrick/Böttger, Patrick: rangierdiesel.de – Portrait LKM 261420, zuletzt abgerufen am 18.01.2024.
- Schütze, Roger/AG Blankenauer Grund (2022): 1908/1909 – Der „Blankenauer Grund“ wird elektrisch. In: 23. Mitteilungen aus dem „Blankenauer Grund“ (4. Jahrg.) ISSN 2628-5037. Chemnitz: Dämmig. S.29-35.
- Stadtwerke Chemnitz AG (2003): Die Energiefabrik. Heizkraftwerk Nord II. Faltblatt o.A.
- Stockmann, Ilka/AG Blankenauer Grund (2022): Das Heizkraftwerk Nord – Geschichte und Geschichten um die Chemnitzer Energiefabrik. In: 23. Mitteilungen aus dem „Blankenauer Grund“ (4. Jahrg.) ISSN 2628-5037. Chemnitz: Dämmig. S.3-11.
- Virtueller 360°-Rundgang im HKW Nord II: URL: https://www.360-grad-sachsen.de/panos/eins_heizkraftwerk_chemnitz_nord/index.html, zuletzt abgerufen am 08.01.2024.
Ein herzlicher Dank an Siegfried Bergelt, Thomas Böttger und Thomas Hälsig für zur Verfügung gestellte Informationen und Bildmaterial. Ebenfalls herzlich gedankt sei den SWC-/AHG-Anschlussbahnern, die viel Toleranz – oft sogar Akzeptanz – gegenüber interessierten Außenstehenden gezeigt haben!
© 2024 MBC
Sehr interessante Zusammenfassung der Geschichte um HKW I und II. Auch das verwendete Bildmaterial war mir von den Motiven und einzelnen Foto-Standorten her nicht vollständig bekannt. Habe von 1968 – 1970 bei der EV gelernt und wir waren neben Baustellen in und um Karl-Marx-Stadt auch im HKW im Einsatz.
Eine Frage und Bitte zugleich hätte ich: Könnte dieser Beitrag auf der geschlossenen Website (nicht öffentlich) der Hobbyhistoriker (von Chemnitz) eingestellt werden?
Hallo Herr Kuhnert,
danke. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen.