Streckenjubiläen im Erzgebirge, Teil 2: Flöhatalbahn

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Nicht nur die Geburt von Thomas Mann und Rainer Maria Rilke jährt sich 2025 zum 150. Mal. Auch einige Eisenbahnstrecken feiern dieses runde Jubiläum bzw. gäbe es etwas zu feiern, wenn sie noch bestehen würden. In diesem Beitrag dreht es sich um jene Linien, welche rund um Pockau-Lengefeld existier(t)en:

  • 150 Jahre Reitzenhain – Flöha
  • 150 Jahre Pockau-Lengefeld – Olbernhau
  • 130 Jahre Olbernhau – Neuhausen (Erzgeb)

150 Jahre Strecke Reitzenhain – Flöha

Zwischen Pockau-Lengefeld und Flöha (alter Bf) begann der Schienengüterverkehr am 15. Februar 1875. Der Gesamtbetrieb zwischen Marienberg, Pockau-Lengefeld und Flöha lief ab 24. Mai 1875. Zwischen der Landesgrenze zu Böhmen in Reitzenhain und Marienberg folgte die Aufnahme des Gesamtbetriebs am 12. Juli 1875. Mit dem Lückenschluss zwischen Krima-Neudorf (heute: Křimov) und Reitzenhain war ab 23. August 1875 durchgängiger Zugbetrieb zwischen Komotau und Chemnitz möglich.

Für Bau und Betrieb zeichnete die im August 1871 gegründete Chemnitz-Komotauer Eisenbahngesellschaft verantwortlich. Sämtliche Brücken und Dämme waren auf Forderung des Staates für einen zweigleisigen Betrieb ausgelegt, zu welchem es jedoch nie kam. Bereits im Dezember 1876 ging die Bahn an den Staat über und wurde Teil der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen.

Auf 57 Kilometern werden zwischen Reitzenhain und Flöha 500 Meter Höhe verloren. Bis Pockau-Lengefeld sind es auf gut halber Strecke bereits 376 Meter. Über die Hälfte der Strecke liegt in Bögen mit unter 500 Meter Halbmesser/Radius, der kleinste beträgt 200 Meter. Der km 0,0 RF befand sich auf der Landesgrenze zu Böhmen inmitten der Eisenbahnbrücke über die Schwarze Pockau.

[1] Zum 150. Geburtstag der Flöhatalbahn pendelten am 24./25. Mai 2025 einige Sonderzugpaare zwischen Pockau-Lengefeld und Marienberg. 86 1744 ist am Nachmittag des 24. mit einem Sieben-Wagen-Zug auf Bergfahrt an der Kniebreche bei Rittersberg. Die Steinbogenbrücke bei km 23,368 RF ist die einzige ihrer Art auf der gesamten Linie und demzufolge das letzte Brückenbauwerk, welches nahezu original erhalten ist. Die Schlusssteinlegung erfolgte bereits am 20. September 1873. Hier befindet sich mit 1 : 40 der steigungsreichste Streckenabschnitt.

Von Reitzenhain nach Flöha

Viel gäbe es zu berichten. Das meiste ist in der Fachliteratur zu finden. Der II. Weltkrieg hatte auch für diese grenzüberschreitende Verbindung schwerwiegende Folgen und nichtete den ursprünglichen Zweck. Nach der Streckenunterbrechung starben die Reste zwischen Křimov und Marienberg sukzessive ab. Zwischen Marienberg und Pockau-Lengefeld zerstörte ein Hochwasser im Juli 1999 weite Teile der Strecke. Der Bundeswehrstandort in Marienberg erwies sich als Lebensversicherung, sodass ab 2006 wieder ein bescheidener Güter- und Reiseverkehr in die Bergstadt möglich wurde. Das DB RegioNetz Erzgebirgsbahn stoppte die Abwärtsspirale ab 2002 im unteren Abschnitt mit der Streckensanierung und neuen Triebwagen. Auch im Güterverkehr geht es seit 2017 wieder aufwärts, denn in Pockau-Lengefeld wird seither wieder regelmäßig Holz auf die Schiene verladen.

In gewohnter Manier reisen wir nun ein wenig entlang der Bahnlinie, wobei dieses Mal nur einige ausgewählte Betriebsstellen und wenige Kunstbauten Eingang finden. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann nicht erhoben werden. Der Schwerpunkt wurde auf den oberen Streckenabschnitt gelegt.

Bf Reitzenhain (km 1,393 RF; km 37,263 KR; 776 mNN)

Reitzenhain konnte sich den Superlativ ans Revers heften, der höchstgelegene Normalspurbahnhof im Gebiet der (D)DR zu sein. In seiner Blütezeit vor 1945 hatte der Bahnhof sechs Haupt- und zehn Nebengleise. Jeweils ein Lokschuppen mit Drehscheibe war auf böhmischer und sächsischer Seite vorhanden.

Nach dem Ende des grenzüberschreitenden Verkehrs ist der Gleisplan nach und nach ausgedünnt worden. Seit Oktober 1978 war der Reiseverkehr nach Marienberg Geschichte. Mit der Einführung des Vereinfachten Nebenbahndienstes zum Jahresende 1980 entfiel der Fahrdienstleiter. Der Güterverkehr hielt sich bis Anfang 1994. Bis 1992 nutzte man verbliebene Nebengleise zur Abstellung von ausrangierten Dampflokomotiven (zuletzt 50.35) oder Güterwagen. In der Nachwende-Euphorie der frühen 1990er-Jahre erreichte noch so mancher Sonderreisezug den ehemaligen Grenzbahnhof. Wer den VT 18.16 – ohne und mit V 100-Vorspann – von Pockau-Lengefeld nach Reitzenhain begleiten möchte, hat im Video von Thomas Böhme auf YouTube die Gelegenheit dazu.

Nach Rückbauarbeiten im Juni 2001 verblieben die Gleise 1 und 2, welche schlussendlich beim Streckenabbau nach Marienberg im Jahr 2013 entfernt wurden.

[2] 64 491 weilte im Frühling 1994 zum Anbau der induktiven Zugsicherung (Indusi) in der Einsatzstelle Pockau-Lengefeld und bespannte am 2. April 1994 den letzten Sonderreisezug nach Reitzenhain. Hier beim Umsetzen auf Gleis 1 in Höhe des ehemals österreichischen Eisenbahnerwohnhauses. Links des Bildes befand sich eine 20-m-Drehscheibe. Die BR 64 war im Bw Pockau-Lengefeld ab 1942 kurzzeitig beheimatet.
[3] In Reitzenhain ist der letzte Zug längst abgefahren. Am 2. November 2013 waren die letzten zwei Gleise im Grenzbahnhof frisch abgebaut. Der Blick in Richtung Marienberg mit EG und den sächsischen Eisenbahnerwohnhäusern.

Po RF 2 / BÜ B 174 (km 3,9 RF)

[4] Aufgrund der Trassensicherung blieb das Gleis nach der Stilllegung spurrillenlos in der B 174 liegen (07/2004 links). Das Postenhaus scheint neun Jahre später einen Käufer gefunden zu haben, ein Gleis sucht man vergebens (11/2013 rechts).

Po RF 4 (Po 3) / BÜ B 174 (km 6,6 RF)

[5] Am 8. Juni 1975 rollte ein Jubiläumszug aus Donnerbüchsen zwischen Reitzenhain und Pockau-Lengefeld, bespannt mit 89 6009 und Schlusslok 94 2105. Hinter der 89 ragt das Postenhaus hervor, das heute nicht mehr existiert. Die Halbschrankenanlage ging im September 1994 außer Betrieb.

Bf Marienberg-Gelobtland (bis 1941: Gelobtland; km 9,9 RF)

In Zeiten ihrer größten Ausdehnung hatte diese Station drei parallele Gleise und ein Stumpfgleis. Auch hier gab es seit 1883 eine 12-m-Drehscheibe für bis hierhin nachschiebende Lokomotiven. Der Bf ist bereits im Juli 1969 zu einem Hp mit Anst degradiert worden. Der Hp entfiel mit der Reiseverkehrseinstellung zum 1. Oktober 1978. Bedeutung hatte die Anst danach noch für Transporte der Marienberger Kaserne. Eine letzte Nutzung erfuhr die Betriebsstelle von Juli bis Oktober 1997 für Holztransporte.

[6] Neben dem früheren Bahnhof Walthersdorf (Erzgeb) war auch der Bahnhof Gelobtland ein potentieller Kandidat für das von Claus Schlegel ab 2000 in Angriff genommene Projekt Königlich Sächsischer Museumsbahnhof. Die Entscheidung pro Walthersdorf dürfte sich im Nachhinein als die bessere Wahl bestätigt haben. Im Juli 2004 war in Gelobtland bereits sieben Jahre Ruhe eingekehrt und das EG verfiel stetig.

EÜ Reitzenhainer Straße (km 17,97 RF)

Die Literatur berichtet bei dieser Straßenquerung lediglich von einem Austausch des Brückenträgers im Jahr 1912. Der aktuelle Zustand ist aber definitiv jüngeren Datums, mutmaßlich 1980er-Jahre.

[7] Obwohl die Brücke gut erhalten ist, soll sie demnächst entfernt und der Bahndamm zur Straße hin abgesenkt werden. An dieser Stelle wird der Radweg in Richtung Reitzenhain beginnen, für den bis Gelobtland seit 2023 Baurecht vorliegt. Der Bahndamm in Richtung Reitzenhain (links) ist in Vorbereitung dessen ausgeholzt worden.

SÜ Äußere Annaberger Straße (km 18,15 RF)

[8] Mehrere historische Ansichtskarten zeigen den Blick von der Straßenbrücke auf die Stadt Marienberg und das Streckengleis in Richtung Bf. Links ist das sächsische Einfahrformsignal erkennbar. Rechts hinter der Gasanstalt verbirgt sich der BÜ Annaberger Straße (Po 7). Alles überragend thront rechts die spätgotische Hallenkirche St. Marien, geweiht 1564.
[9] Im Dezember 2014 sind die Erdarbeiten zur Neutrassierung der Äußeren Annaberger Straße vorangeschritten. Der massive Steinbogen hat ausgedient. Der Nebel erschwerte die Dokumentation am Nikolaustag.

BÜ Annaberger Straße (km 18,6 RF)

Dieser Bahnübergang lag im Bahnhofsbereich von Marienberg und war mit einer doppelschlägigen Vollschranke gesichert. Die Bedienung oblag bis 1996 dem Weichenposten 1. Einst lagen hier gar drei Gleise parallel, denn das Streckengleis war beidseits mit Anschlussgleisen flankiert.

[10] Die Messfahrt endete am 12. März 2009 unmittelbar vor dem BÜ Annaberger Straße. Schwellenkreuz und Sh2-Scheibe verhinderten ein Weiterkommen nach Reitzenhain, von Flutschäden und Wildwuchs einmal abgesehen. Die Vollschranke war längst nicht mehr funktionstüchtig und verschwand zwei Jahre später. Das Gleis in der Straße hielt sich noch bis zirka 2020. Das Kurbelwerk mit Postenhäuschen befand sich rechts.
[11] Eine durch Frank Schönfelder initiierte Sonderfahrt nutzte die Gleislänge in Marienberg am 27. September 2014 soweit wie möglich aus. Unmittelbar vor der Annaberger Straße verhinderte der Prellbock, dahinter der im Vorjahr vollzogene Gleisabbau eine Weiterfahrt.

Bf Marienberg (Sachs) (km 18,877 RF)

[12] Im Februar 1996 schien die Eisenbahnwelt im Bf Marienberg (Sachs) noch in Ordnung zu sein: Es besteht noch Güter- und Personenverkehr und im mit einem Fdl besetzten Bf sind sämtliche Hochbauten vorhanden.

Mit der Einführung des Vereinfachten Nebenbahndienstes zwischen Marienberg und Pockau-Lengefeld wandelte man den Bf am 7. November 1997 in eine unbesetzte Zuglaufmeldestelle um. Eine Trapeztafel ersetzte das Einfahrsignal H. Kurz vor der offiziellen Wiederinbetriebnahme der Strecke nach Pockau-Lengefeld verlor der Bf sein EG im März/April 2006 und den GS im Juni 2006. Der Gleisplan wurde leicht reduziert, u. a. um Gleis 4. Die jüngste Rückbaumaßnahme betraf Gleis 5 und drei Weichen nach 2018.

[13] Im August 2000 herrschte Trostlosigkeit im Bf Marienberg, denn die durch ein Hochwasser zerstörte Strecke gen Pockau-Lengefeld schien, ob des massiven Streckensterbens in dieser Zeit, für immer verloren. Für die Gebäude sollte sich das traurige Schicksal bewahrheiten. Die Schwellen von Gleis 4 im Vordergrund sind heute unter einem Wall aus Altschotter und Erdaushub begraben.
[14] Der Tag der Sachsen ist am ersten Septemberwochenende 2006 in Marienberg ausgetragen worden. Dies war Anlass für die offizielle Wiederinbetriebnahme des Marienberger Streckenastes. Am 31. August 2006 reisten einige Ausstellungsfahrzeuge an, darunter 75 501 und die langjährige Pockauer Heizlok 86 1049. 106 992“ des VSE rangiert diese auf dem mittlerweile abgebauten Gleis 5.
[15] Ein Vergleich zwischen April 1998 und Dezember 2006: Ein gläserner Unterstand muss in der Neuzeit den Fahrgästen genügen. 650 997 war von Dezember 2006 bis März 2007 vom DB RegioNetz WestFrankenBahn für den Pendelverkehr nach Marienberg ausgeliehen worden.

Felseinschnitte und zahlreiche Bahnübergänge

Für den Bau der RF waren insbesondere zwischen Marienberg und Pockau die Geländeverhältnisse herausfordernd. Felseinschnitte und zahlreiche Brücken sowie Stützmauern waren zu errichten. Allein die heutige B 171 quert die Bahntrasse auf einem Abschnitt von lediglich 1,8 km ganze fünfmal niveaugleich. Dies stellt höchstwahrscheinlich einen Rekord zwischen zwei Verkehrswegen auf dieser Distanz dar. Diese BÜ erhielten 1998 neue Halbschrankenanlagen (EBÜT 80), welche die Vorgänger vom VEB WSSB ablösten.

[16] Zwischen den früheren Posten 11 und 12 liegt dieser Felseinschnitt. Links der Blick vom Po 12 (BÜ B 171, km 22,13 RF) auf einen talwärts fahrenden 642, rechts ein Bundeswehrtransport bergwärts vom Po 11 (BÜ B 171, km 21,95 RF) aus gesehen.

EÜ Schlettenbachtal & B 171 / Auhagenbrücke (22,433 RF)

1928 sind die stählernen Überbauten ausgetauscht worden.

Seit 1885 ist die Firma Auhagen unmittelbarer Nachbar der Bahnbrücke. Damals von Heinrich Auhagen als Pappenwerk gegründet, entwickelten sein Sohn und sein Enkel (Rudolf Auhagen sen. & jun.) ab 1952 daraus eine Modellbaufirma, siehe Auhagen Modellbahnzubehör | Das Unternehmen.

[17] Die Auhagenbrücke wird am 26. August 2018 von 232 690 mit einem Leerreisezug passiert. Rechts des Bildes liegt das Auhagen-Firmengelände.
[18] Zum 125. Firmenjubiläum von Auhagen am 4./5. September 2010 konnten Besucher an einem eigens angelegten Holzbahnsteig bei km 22,48 RF ein- und aussteigen.

EÜ Hüttengrund / Pobershauer Brücke (km 22,673 RF)

[19] Die Pobershauer Brücke überquert die Rote Pockau und die Straße nach Pobershau. Die Überbauten sind schon zweimal ausgetauscht worden: 1901 und 1998.

EÜ Pobershau / B 171 (km 23,368 RF)

[20] Unweit der Streusiedlung Rittersberg befindet sich dieser als Kniebreche bezeichnete Bereich, in dem sich auch die einzige Steinbogenbrücke der RF-Linie befindet. 86 1333 rollt mit einem Sonderzug talwärts (12/2019). In der Ferne ist, oberhalb des zweiten Wagens, die EÜ Hüttengrund erkennbar.

Bf Zöblitz-Pobershau (bis 1914: Zöblitz; km 23,954 RF)

In der Blütezeit hatte der Bf drei Haupt- und fünf Nebengleise. Seit Herbst 1992 war er am Wochenende unbesetzt. Im Januar 1993 verlor der Bf seinen Status und wurde in eine Anst mit Hp umgewandelt. Ein damals ansässiger Schrotthändler ist am 25. Mai 1999 zum letzten Mal per Bahn bedient worden. Die Stilllegung der Anst zum 1. Dezember 1999 war nur noch Formsache. Im Zuge der Reaktivierung 2003-2006 ist die Ladestraße noch einmal zum Abtransport von Erdaushub genutzt worden. Mitte 2006 demontierte man die zu dem Zeitpunkt noch vorhandenen Nebengleise vollständig.

[21] Der GS in Zöblitz-Pobershau ist Mitte 2006 abgebrochen worden, der Zustand im Juli 2004 mit Blick gen Reitzenhain. Reichlich fünf Jahre zuvor fand hier noch Übergabeverkehr statt.
[22] Der Bf Zöblitz erhielt ein größeres EG als die meisten Zwischenstationen. Hier der Zustand von der Ladestraßenseite im November 2013. Seinen Zweck hat es bereits 1999 verloren.

Stützmauer bei Niederlauterstein (km 25,6 RF)

[23] Die Gebirgsbahn weist vielfältige Kunstbauten auf. Exemplarisch für zahlreiche Stützmauern sei diese unweit der Burg Lauterstein (seit März 1639 eine Ruine) gezeigt. Auch an dieser Stelle ist das Planum für ein potentielles zweites Gleis gut erkennbar.

Bf Pockau-Lengefeld (km 31,236 RF; km 0,037 PN)

Der Abzweigbahnhof war der Betriebsmittelpunkt der Jubiläumslinien. Er verfügt über ein großes EG in Insellage und ein Bahnbetriebswerk in Keillage zwischen PN- und RF-Linie. Zu DDR-Zeiten war Pockau-Lengefeld ein richtiger Rangierbahnhof mit Ablaufbetrieb! Eine 106 (V 60) war unermüdlich im Einsatz, die Güterwagen für die Bestimmungsorte zusammenzustellen.

[24] 50 3648 fährt am 25. April 1999 mit einem Fotogüterzug in den Bf von Neuhausen kommend ein. Rechts im Hintergrund sind Stellwerk W1 und die Lokbehandlungsanlagen erkennbar.
[25] Bis zum großen Rückbau im Jahr 2006 spielte sich das Geschehen überwiegend auf der Reitzenhainer Seite südlich des EGs ab. Im April 1998 gab es noch Güterverkehr mit BR 219 und lokbespannte Reisezüge.
[26] Mit dem Bahnhofsumbau 2005/06 blieben auf der Reitzenhainer Seite nur drei Stumpfgleise, welche alle aus Richtung Marienberg angebunden sind. Eine Zufahrtsstraße zu den beiden verbliebenen Durchgangsgleisen auf der Olbernhauer Seite quert das frühere Gleisfeld.
[27] Im früheren Gleisfeld steht seit 2006 das neue Befehlstellwerk 1. Der Fdl fungiert zwischen Hetzdorf und Olbernhau-Grünthal / Marienberg als Zugleiter. Die Fahrkartenausgabe ist seit August 2022 geschlossen. Wie zu erkennen ist, liegen vom Gleis 3 (früher S1) noch einige Meter jenseits des Prellbocks in Richtung Flöha, allerdings ohne Westanbindung.
[28] Zwischen den Stumpfgleisen und dem GS ist seit 2006 Brachfläche. Die drei Gleise erfreuen sich seit der Renaissance der Holztransporte einer starken Nutzung. Am 24. September 2014 war dies noch Zukunftsmusik als 293 022 einen Schotterzug abstellte.
Das Bw Pockau-Lengefeld

Die 1875 erbaute Locomotivremise mit Werkstattgebäude entwickelte sich zum eigenständigen Bahnbetriebswerk, das zwischen 1937 und 1965 Bestand hatte. Ab 1966 war es eine (Triebfahrzeug-)Einsatzstelle (TE) des Bw Karl-Marx-Stadt (bis 1968: KMSt-Hilbersdorf). Die Lokwerkstatt wurde mit dem absehbaren Traktionswandel in eine Zentralwerkstatt (ZW) umgewandelt. Deren wohl bekanntester Verdienst sind die im Zuge der Einführung des EDV-Systems ab 1969 hergestellten Loknummernschilder – die Pockauer Platte. Eine Zentralheizung wurde durch eine Heizlok mit Wärme versorgt. Die meiste Zeit – 1978 bis 1991 – war dies die Aufgabe von 86 1049. Mit 86 1333 endete diese Epoche im Mai 1993. 1995 sind die Bw-Anlagen freigezogen worden. Ein kurzes Intermezzo gab es nochmals 1998, als zwei Lokomotiven während eines Inselbetriebs, aufgrund einer Streckensperrung im unteren Flöhatal, hier gewartet wurden.

[29] Das frühere Bw Pockau-Lengefeld am 29. Dezember 2006: Gar nicht so langsam holt sich die Natur das Terrain zurück .

Ab 1999 waren die früheren Bw-Anlagen dem Verfall und der Natur preisgegeben. Eine unerwartete Wendung gab es im Herbst 2017, als die EBB PRESS das Gelände erwarb und peu à peu revitalisierte.

[30] Ende 2017 machten Gerüchte die Runde, das Bw Pockau-Lengefeld würde zu neuem Leben erweckt werden. Ein erstes sichtbares Indiz waren die Rodungsarbeiten. Die markante Bekohlungsanlage hat(te) die Firma Auhagen im Modellbahnzubehör-Sortiment. (12/2017)
[31] Die Strecke nach Olbernhau (- Neuhausen) führt unmittelbar an den Rückwänden der Werkstatt und des Lokschuppens entlang. (07/2018)

Der Sprecher Jochen Breiter erwähnt im Rio Grande-Film 58 408 – die G 12 im Sachsenland beiläufig, dass gegenwärtig (= 1993/94) in Pockau-Lengefeld Teile für den Hochgeschwindigkeitszug ICE (der ersten Generation) produziert werden.

Wer mehr über die wechselvolle Geschichte des Bw bzw. der TE/ZW Pockau-Lengefeld erfahren möchte, sollte sich die vsl. Ende 2025 erscheinende DRG-Broschüre 150 Jahre Flöhatalbahn, Teil 2: (…) vormerken!

Bf Reifland-Wünschendorf (bis 1939: Reifland; km 37,202 RF)

Der Bf hatte zur Blütezeit zwei Haupt- und zwei Nebengleise. Im Rahmen der Streckenertüchtigung 2003-2005 ist der Bf zum Hp zurückgebaut worden.

[32] 219 142 verlässt mit RB 8907 den langgestreckten Bahnhof in Richtung Pockau-Lengefeld (04/1998).
[33] 642 734 rollt am EG vorbei zum erneuerten Bahnsteig (04/2018). Das EG mit Stellwerksanbau wird privat genutzt und eine Gartenbahn bereichert inzwischen das Außengelände. Die Trapeztafel rührt daher, dass der Hp im April 2007 in eine Zuglaufmeldestelle umgewandelt wurde, um Schülerzüge ab hier nach Marienberg verkehren lassen zu können. Nach einer hier abgesetzten Verlassensmeldung der vorausfahrenden Regionalbahn konnte der Leerzug für die Schüler ab Pockau-Lengefeld folgen.

EÜ Flöha / Floßmühlenbrücke (km 39.713 RF)

Auch diese Brücke ist schon zweimal grundhaft erneuert worden, 1901 und 2003.

[34] Links die Brücke im April 1998 mit RB 8914 gen Flöha (Foto: Carsten Templin), rechts der Zustand seit 2003.

Bf Grünhainichen-Borstendorf (bis 1908: Grünhainichen; km 42,472 RF)

Schon Ende des 19. Jahrhunderts erlangte die Betriebsstelle ihre größte Ausdehnung mit zwei Haupt- und vier Nebengleisen. Seit Juli 2004 ist der Bf unbesetzt. Die zwei verbliebenen Gleise besitzen Rückfallweichen.

[35] 628 575 rollt aus Richtung Olbernhau zur regulären Zugkreuzung in den besetzten Bf ein, 13. August 2000.
[36] Links: 202 342 und 204 401 sind mit einem langen Nahgüterzug aus Pockau-Lengefeld eingetroffen und tauschen zwei mit Kohle beladene gegen einen leeren polnischen Selbstentladewagen (04/1998). Rechts: 232 472 fährt an selber Stelle im Mai 2015 mit einem Bundeswehrtransport die Rückfallweiche auf.
[37] Diese interessante Aufnahme dokumentiert den Bahnhofsumbau im Jahr 2004: Ein 642 fährt am 26. April auf dem provisorisch direkt am GS vorbeiführenden Interimsgleis in Richtung Flöha aus. Die einst umfangreichen Gleisanlagen der Papierfabrik werden vollständig verschwinden. Rechts angeschnitten ist das Stellwerk W2, ein Neubau aus dem Jahr 1975. Vom 23. Mai 2003 bis 25. Juni 2004 verrichtete der Fahrdienstleiter in diesem Stellwerk seine Arbeit. (Foto: Pierre Matthes)
[38] Das EG in Grünhainichen-Borstendorf gleicht dem in Zöblitz-Pobershau. Das Kreuzungsgleis beginnt seit dem Umbau 2003/04 weiter talwärts. Im Hintergrund ist die Rückfallweiche erkennbar. Am Standort des Fotografen befand sich einst ein Wasserhaus.

Bf Leubsdorf (Sachs) (km 46,29 RF)

Am 10. Mai 1996 erfolgte die Degradierung zum Hp. Der GS ist im Mai 2005 beseitigt worden.

[39] Im August 2000 standen EG und GS noch einträchtig nebeneinander, Blick gen Reitzenhain. Die Nebengleise waren bereits funktionslos. Das EG hat eine für die kleineren Bf der RF-Linie typische Architektur. Auf den ersten Blick unterscheiden sie sich von den zeitgleich an der Strecke Chemnitz – Adorf errichteten Gebäuden lediglich in Details, z. B. die etwas höheren Dächer.
[40] Nach 1975 und 1993 kam 58 1111 am 11. April 2019 erneut im Flöhatal zum Einsatz. Mit einem Sonderreisezug nach Marienberg dampft sie durch die längst unbesetzte Station.

Bf Hohenfichte (km 49,16 RF)

Die Betriebsstelle ist seit 19. Dezember 1990 ein Haltepunkt. Das frühere Kreuzungsgleis blieb bis 1997 als Anst erhalten.

[41] Das EG in Hohenfichte erscheint seit Jahren hoffnungslos ruiniert. 86 1744 erinnerte am 16. Dezember 2023 in rasanter Vorbeifahrt kurz an bessere Zeiten.

Bf Hetzforf (Flöhatal) (km 52,25 RF)

Die Architektur der Hetzdorfer Bahnhofsgebäude verrät, dass dieser Bf wesentlich später als 1875 entstanden ist. Die Inbetriebnahme der Schmalspurstrecke nach Eppendorf am 1. Dezember 1893 ist zugleich die Geburtsstunde dieser Bahnstation. Ursprünglich sollte die Schmalspurbahn im Bf Hohenfichte beginnen, doch letzten Endes entschied man sich für die Schaffung eines neuen Abzweigbahnhofs auf Falkenauer Flur.

Nach der Stilllegung der Eppendorfer Strecke (1967/68) entfiel wenig später auch die Stationierung einer Kleindiesellok. Anfang der 1990er-Jahre war der Bf zur Personaleinsparung zeitweise unbesetzt (durchgeschaltet). Im Juni 1992 ging im EG ein EZMG-Stellwerk in Betrieb, womit die Form- durch Lichtsignale ersetzt worden sind. Seit rund 30 Jahren besteht der Bf noch aus den drei Gleisen 1, 3 und 5. Neben Pockau-Lengefeld ist Hetzdorf der letzte Bf der RF- und PN-Linie, der noch mit einem Fdl besetzt ist. Allerdings ist in naher Zukunft die Modernisierung des Bahnhofs vorgesehen, u. a. weil es für die Stellwerkstechnik kaum noch Ersatzteile gibt.

[42] Da zum Tag der Sachsen in Schwarzenberg sämtliche Triebwagen der Erzgebirgsbahn auf anderen Strecken benötigt wurden, kamen im Flöhatal am ersten Septemberwochenende 2013 Triebwagen der City-Bahn Chemnitz und der Vogtlandbahn zum Einsatz. Wir beobachten die planmäßige Zugkreuzung vom seit Mitte 1992 gleislosen Hetzdorfer Viadukt (km 62,3 DW). In Höhe der Industriegebäude im Hintergrund befand sich ab 1986 eine Anst für den Brückenbau zur Neutrassierung der DW-Linie zwischen Falkenau (Sachs) Süd und Breitenau. Das kleine Gebäude unterhalb des EG ist das ebenfalls Mitte 1992 seiner Ursprungsfunktion beraubte Wärterstellwerk 1.
[43] 2005 bis 2009 verkehrte jährlich im August zur Olbernhauer Radtour ein Zugpaar mit 202 646 zwischen Chemnitz und Olbernhau. Zum letzten Mal verlässt die Rückleistung nach Chemnitz den Bf Hetzdorf am 16. August 2009. Das bei [42] als Standort dienende Viadukt ist nun Teil des Motivs. Auf der Freifläche links befand sich bis 1994 der GS, dahinter sind die Arbeiter- und Beamtenwohnhäuser erkennbar.

Flöha Chemnitz-Komotauer Güterbahnhof (km 57,5 RF)

Die Chemnitz-Komotauer Eisenbahngesellschaft errichtete ab 1872 ihren eigenen Bahnhof parallel zum Staatsbahnhof. Obwohl schon 1875 so bezeichnet, war dieser betrieblich erst seit 25. Mai 1879 ein reiner Güterbahnhof. Um umständliche Rangierfahrten zu vermeiden, nahm man an diesem Tag ein Verbindungsgleis zwischen RF- und DW-Linie in Betrieb. Reisezüge fuhren nun direkt in den Flöhaer Staatsbahnhof an einem neu errichteten dritten Bahnsteig ein.

Der Komotauer Bf hatte acht Gleise. Der GS ist bereits 1885 von der Staatsbahn wieder abgebrochen worden.

[44] Die Privatbahn hatte ihren eigenen Bahnhof und ihre eigene Locomotivremise. Deutlich erkennbar ist die jüngere Erweiterung des Lokschuppens, der zu Reichsbahnzeiten als Triebwagenschuppen diente, Zustand 1996.
[45] Der Blick vom Lokschuppen in Gegenrichtung (Chemnitz) auf den ebenfalls 1875 erbauten Kohlenschuppen. Im März 2000 wurde der Bahnhofsteil noch zum Abstellen von Bauzügen genutzt.
[46] Die zurückgebaute Zufahrt aus Richtung Niederwiesa in den Komotauer Bf. Rechts ist das 1933/34 beim großen Bahnhofsumbau errichtete und tiefergelegte EG erkennbar (01/2014).

Auf die Flöhaer Bahnhofsanlagen (Staatsbahnhof) wird in diesem Beitrag nicht weiter eingegangen, um den Rahmen nicht völlig zu sprengen.

Die Bahn im Schlettenbach- und Pockautal – Opfer der Naturgewalten

Ein regionales Unwetter brachte am 5. Juli 1999 in weniger als zwei Stunden fast 150 mm Starkregen. Das Zentrum des größten Niederschlags betrug lediglich zirka 3,5 km2 und richtete verheerende Schäden im Marienberger Ortsteil Hüttengrund an. Der infolge des Unwetters ausufernde Schlettenbach, ein 6,5 km langer Zufluss der Roten Pockau, riss große Teile der RF-Linie mit sich. Auch der bereits seit 1998 stillgelegte Streckenabschnitt Reitzenhain – Marienberg war nahe des ehemaligen Hp Marienberg-Gebirge (km 14,8 RF) stark beschädigt worden.

Erwähnt werden muss an dieser Stelle, dass der Marienberger Ast im Vorjahr 1998 umfangreich saniert wurde. Die Zukunft nach der Flutzerstörung war lange ungewiss. Im Herbst 2003 begannen die Arbeiten zur Wiederherstellung, welche Mitte 2006 abgeschlossen werden konnten.

[47] Unter anderem bei km 20,95 RF war das Gleis unterspült worden und hing daraufhin in der Luft. Erst 1998 erneuerte man hier den Oberbau grundhaft, wie man im August 2000 noch gut erkennen konnte.
[48] Am 29. Dezember 2006 war 650 997 als Regionalbahn von Marienberg nach Pockau-Lengefeld auf dem ehemaligen Hängegleis im Ortsteil Hüttengrund unterwegs.
[49] Der provisorische Lückenschluss im früheren Bf Zöblitz-Pobershau im Juli 2004 mit Blick gen Flöha. Die zuvor an dieser Stelle vorhandene Weiche war 1999 an der Zungenspitze unterspült worden und hing in der Luft.

Mit dem Unwetter endete auch die Cargo-Bedienung der ansässigen Schrott-, Holz- und Kohlehändler im Bf Marienberg abrupt.

[50] Nach dem verheerenden Hochwasser vom 5. Juli 1999 waren fünf Güterwagen in Marienberg eingeschlossen. Die vier Ea-Wagen sind am 18. und 19. April 2000 per LKW nach Pockau-Lengefeld abtransportiert worden. Der schwach im Hintergrund erkennbare Fcs ist vor Ort zerlegt worden (10/1999).

Die wesentlich weitreichendere Flutkatastrophe im August 2002 hatte vor allem Teile der Strecke Pockau-Lengefeld – Flöha in Mitleidenschaft gezogen. Diese Schäden konnten im Rahmen der ohnehin geplanten Sanierung rasch beseitigt werden.

Keine Naturgewalten, sondern eher menschliches Unvermögen:  Am 13. Dezember 2023 wurde eine Stahlträgerbrücke (EÜ Schwarze Pockau; km 26,287 RF) zwischen Zöblitz-Pobershau und Pockau-Lengefeld durch einen Bagger, der auf einem LKW geladen war, schwer beschädigt. Genau ein Jahr nach dem LKW-Unfall erfolgte die Wiederaufnahme des Betriebs auf dem Streckenabschnitt Marienberg (Sachs) – Pockau-Lengefeld, nachdem der beschädigte Stahlträger im März’24 ausgehoben, anschließend repariert und im Oktober wieder eingebaut wurde.

[51] Seit Jahresende 2024 ist Marienberg wieder per Schiene zu erreichen. Das nutzt vor allem das Panzergrenadierbataillon 371. Am 4. Juni 2025 gingen die Marder wieder auf Wanderschaft.

Das kurze Intermezzo der Reisezüge nach Marienberg

Der VMS sah nach einer Sitzung im Juli 2005 keine Notwendigkeit mehr, Reisezugverkehr nach Marienberg zu bestellen. Somit musste der pro Bahn eingestellte Landkreis Mittlerer Erzgebirgskreis selbst als Besteller aktiv werden. Am 4. September 2006 nahm man mit vier Zugpaaren wochentags den planmäßigen Reiseverkehr wieder auf. Schon gut ein Jahr später reduzierte man wochentags auf ein morgendliches Schülerzugpaar, ergänzte aber um vier Wochenendzugpaare. Dies währte bis Dezember 2011. Das Schülerzugpaar erhielt eine weitere Gnadenfrist von zwei Jahren.

Die Erzgebirgsbahn bietet seit 2014 noch vereinzelt zu besonderen Anlässen, z. B. beim aller fünf Jahre ausgetragenen Pobershauer Bergfest, Reisezugverkehr an.

[52] Das Intermezzo des Reiseverkehrs nach Marienberg endete vorerst am 13. Dezember 2013. Nur ein morgendliches Zugpaar von/nach Chemnitz war an diesem Freitag noch davon übrig. Es nutzten einige Schüler und an diesem Tag die obligatorischen Trauergäste.

Pläne und Willen zur erneuten Wiederaufnahme des regulären Reisezugverkehrs nach Marienberg scheinen in den letzten Jahren mal mehr, mal weniger stark zu sein. Immerhin der amtierende Oberbürgermeister von Marienberg bekennt sich zur Eisenbahn: Glück Auf TV – Mittel Erzgebirgs Fernsehen (2023): Was wird nun mit der Bahnstrecke und dem Radweg? Es bleibt spannend!

150 Jahre Pockau-Lengefeld – Olbernhau

Die 10 km lange Zweigbahn nach Olbernhau entstand im Zuge der RF-Linie. Sie folgt der Flöha flussaufwärts. Im Vergleich zur Reitzenhainer Strecke sind die Steigungsverhältnisse wesentlich geringer.

Markante Punkte (Auswahl)

Hp Nennigmühle (km 2,825 PN)

Diese Station wurde erst reichlich zwei Jahre nach der Streckeneinweihung eröffnet. Die hölzerne Wartehalle mit Walmdach behielt der Hp bis Juli 2005.

[53] Ein Reisezug erreicht aus Richtung Pockau-Lengefeld den Hp Nennigmühle am 4. August 1963. Die erkennbare 86 ist die Schlusslok des Doppelzuges P 2916 / 2934. Der in Fahrtrichtung vordere Zugteil verkehrt ab Ollbernhau nach Neuhausen, der hintere nach Deutschneudorf, nachdem die Schlusslok an die Zugspitze umgesetzt hat. Zwischen 1875 und 1970 zweigte im Haltepunktbereich ein Anschlussgleis zu den rechts des Zuges sichtbaren Schuppen ab, die zuletzt von der BHG genutzt worden sind.

Anst Günther & Richter / VEB Wernsdorfer Papierfabrik (km 3,843 PN)

[54] Der Gleisanschluss ist bis 1996 bedient worden. Der Ausbau der Anschlussweiche erfolgte im Herbst 2004. Wir sehen den Gleisrest im Juli 2018 und eine lokbespannte RB 81 nach Olbernhau-Grünthal.

EÜ Flöha (km 4,624 PN)

Wie die meisten Brücken hatte auch diese ursprünglich Gitterträger. Diese wurden 1930 durch Stahlträger ersetzt.

[55] Zur Bewuchsbekämpfung war 218 430 am 22. Juni 2013 mit einem Spritzwagen von Pockau-Lengefeld nach Olbernhau-Grünthal unterwegs. Da am Endpunkt nicht mehr umgesetzt werden kann, ging es nach der Fahrt nach Marienberg gleich geschoben weiter. Ein Jahr zuvor ist 202 646 mit diesem Wagen noch bis Neuhausen gekommen, und setzte dort um.

Hp Blumenau (km 6,78 PN; bis 1877: 5,59 PN)

Erst 1897 erhielt der Hp eine Wartehalle mit Pultdach. Von Beginn der 1940er-Jahre (Datum unbekannt) bis 22. Februar 1970 fungierte Blumenau auch als Blockstelle. Seit September 1987 war der Hp unbesetzt.

[56] Am 6. Mai 1966 hat P 2408 nach Neuhausen im Hp Blumenau einen kurzen Halt eingelegt, den der Fotograf für ein Stationsportrait nutzte. In Bildmitte ist die Wartehalle mit Nasenuhr zu erkennen. Während der Gepäckwagen ein Reko-Dreiachser ist, besteht der Zug ansonsten aus sächsischen Abteilwagen .
[57] Der Hp selbst präsentiert sich heute schnörkellos, deshalb noch eine Aufnahme vom unmittelbar davor befindlichen BÜ Am Bahnhof mit einem ehemaligen Postenhaus. Diese Zuggarnitur der EBB PRESS pendelte im Juni und Juli 2018 als regulärer Reisezug im Auftrag der Erzgebirgsbahn zwischen Pockau-Lengefeld und Olbernhau-Grünthal, da es an Triebwagen mangelte.
[58] Zwischen Blumenau und dem 2007 entstandenen Hp Olbernhau West (km 9,3 PN) bietet sich ein schöner Ausblick auf das hier sehr weitläufige Flöhatal. 202 646 schob am 29. Dezember 2010 einen Klimaschneepflug der Bauart Meiningen in Richtung Olbernhau.

Bf Olbernhau (km 10,624 PN)

In den 1920er-Jahren erreichte der Bf mit drei Haupt- und acht Nebengleisen seine größte Ausdehnung. Er besaß 19 Weichen, einen Lokschuppen und eine Drehscheibe. Eine Kleindiesellok (Kö) war von 1934 bis 1948 bzw. ab 1962 für die zahlreichen Rangieraufgaben bis Mai 1993 hier stationiert. Mitte 2005 begann der Rückbau auf zwei Hauptgleise mit Rückfallweichen und ein Stumpfgleis, welcher rund zwei Jahre später abgeschlossen war.

[59] Das EG Olbernhau im Juli 2018, es ist bauartgleich mit jenem in Marienberg. Im Hintergrund befanden sich einst Lokschuppen und Drehscheibe.
[60] Noch nahezu unangetastet präsentieren sich die Bahnhofsanlagen am 13. August 2000 als 628 575 aus Richtung Pockau einfährt.
[61] 50 3648 verlässt mit 52 8068 im Schlepptau am 9. April 2001 den Bf und passiert den Lokschuppen und das Stellwerk W1 (ab 11/2002: B1). Stellwerk, Lokschuppen und Schranke überlebten die Modernisierung (2005-07) nicht.

130 Jahre Olbernhau – Neuhausen

Für eine schmalspurige Fortsetzung von Olbernhau über Sayda nach Bienenmühle wurde 1883 petitiert. Schließlich stimmten die beiden Kammern des sächsischen Landtags einer normalspurigen Fortsetzung bis Neuhausen zu. Mit der Inbetriebnahme am 1. Oktober 1895 wuchs die wahre Flöhatalbahn um weitere 11,8 km.

Der Olbernhauer Streckenabschnitt bis Grünthal ist als Teil der Regionalbahnlinie 81 gesichert. Für den restlichen Abschnitt nach Neuhausen stehen die Zeichen auf unwiderruflich verloren. Nachdem der Reiseverkehr am 9. Juni 2001 (damals ab Pockau-Lengefeld) auf SEV umgestellt und die Strecke am Folgetag gesperrt wurde, hatte es vereinzelt substanzerhaltende Maßnahmen gegeben. Nach einer Messfahrt am 12. März 2009 und punktuellen Baumaßnahmen war in den 2010er-Jahren wieder Sonderzugverkehr möglich. Dieses Kapitel ist aber mit der Stilllegung im Dezember 2023 besiegelt worden. Im März 2025 schrieb die DB Infra(No)Go die Strecke erneut zum Verkauf aus. Eine zwischenzeitliche Pacht durch eine vom Olbernhauer Bürgermeister Heinz-Peter Haustein gegründete GmbH scheiterte 2020. Gegen den Abbau der Gleise zugunsten eines Radweges regt sich Widerstand, da hierfür langfristig lediglich dieser erste Schritt (Gleisabbau) zugetraut wird, siehe Reitzenhain – Marienberg.

[62] Links: Lutz Mehlhorn – einst Fdl in Olbernhau und 2002-2023 Chef der Erzgebirgsbahn – entriegelte am 12. März 2009 in Olbernhau-Grünthal höchstpersönlich die Gleissperre. Wenige Sekunden zuvor hatte er die Sh2-Scheibe entfernt. Der Weg für den Messzug nach Neuhausen war frei! Rechts: Im März 2025 unterbindet das Schwellenkreuz mit Sh2-Scheibe erneut ein Weiterkommen an dieser Stelle.

Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, dass der Neuhausener Streckenast dem Tod nicht noch ein zweites Mal von der Schippe springen wird. Aus diesem Grunde fällt dieser Streckenabschnitt 2025 bei den Feierlichkeiten sozusagen hintenrunter. [Ähnlich verhielt es sich 1975 mit dem durch den Eibenstocker Talsperrenbau kurz vor der Unterbrechung stehenden Streckenabschnitt Aue – Adorf auf der ebenfalls 1875 eröffneten Linie Chemnitz – Adorf (Vogtl).]

[63] Die Anschrift verrät am 10. Juni 2001, welche traurige Aufgabe 628/928 597 am Vortag hatte. Das Fahrzeug kehrte 2018 tatsächlich für einige Wochen auf die Flöhatalbahn zurück – bis Olbernhau-Grünthal.

Vorbei an Saigerhütte und Spielzeugdorf nach Neuhausen

Auch wenn es 2025 für die Neuhausener Strecke nichts zu feiern gibt, wollen wir dieser schönen und aktuell noch vorhandenen Bahnlinie gedenken. Folgen wir der Flöha stromaufwärts und rasten an ausgewählten Punkten.

Bf Olbernhau-Grünthal (km 12,9 PN; km 0,0 KD)

Bis 14. Mai 1938 hieß der Bahnhof Kupferhammer Grünthal. Der Name rührt von der benachbarten Saigerhütte her.

Das Saigern, ein Verfahren zur Gewinnung von Silber aus silberhaltigem Kupfererz, gab der 1537 von Bergmeister Hans Leonhardt gegründeten Hütte ihren Namen. Die Saigerhütte Grünthal war ein selbständiges Gemeinwesen mit eigener Gerichtsbarkeit. (…) Mit Übernahme durch das Kurfürstentum Sachsen wurde die Hütte zum Zentrum der Kupferverarbeitung, in dem teilweise auch Kupfermünzen geprägt wurden. Nahezu alle Gebäude sind bis heute erhalten geblieben und bilden ein im europäischen Maßstab einzigartigen[sic!] Sachzeugnis der vorindustriellen Verhüttung und Verarbeitung von silberhaltigen Kupfererzen. Der um 1534/37 erbaute Kupferhammer befindet sich außerhalb des Hüttenkomplexes. In den Jahren 1958 bis 1960 erfolgte die Umgestaltung zur technischen Schauanlage.[I]

Er war der betriebliche Ausgangspunkt der 1927 eröffneten Schweinitztalbahn nach Deutschneudorf. 1914 bis 1943 bildeten jeweils drei Haupt- und Nebengleise mit 15 Weichen (davon eine DKW) den umfangreichsten Gleisplan. 2005/06 blieb beim Umbau nur das Streckengleis übrig. Erst 2010 kam wieder eine Handweiche westlich des EGs zum Einbau. Sie bindet ein gen Olbernhau führendes Abstellgleis an. Etwa im selben Zeitraum brach man den GS ab.

[64] 628 597 kehrte im Frühling 2018 leihweise auf das Netz der Erzgebirgsbahn zurück. Soeben verlässt er den heutigen Endpunkt in Richtung Chemnitz. Beim Umbau im Oktober 2005 wechselte der Bahnsteig die Gleisseite.
[65] Im November 2010 besaß der Bf nach rund fünf Jahren wieder eine Weiche. Das Stumpfgleis stellte man erst im Folgejahr fertig.

Zwischen Bf Olbernhau-Grünthal und Hp Oberneuschönberg verläuft die PN-Linie unmittelbar parallel zur Staatsgrenze mit Tschechien.

Anst VEB Blechwalzwerk (ab 1992: VALOR GmbH; km 13,192 PN)

Die 2009 ausgebaute Anschlussweiche befand sich im östlichen Bahnhofskopf von Olbernhau-Grünthal. Das Anschlussgleis zweigte in Fahrtrichtung Olbernhau rechts ab, querte die Grünthaler Straße niveugleich und wechselte die Flussseite. Im September/Oktober 2000 wurde der Anschluss ein letztes Mal genutzt, um Sandsteine für das Natursteinwerk Zöblitz zu entladen. Das Blechwalzwerk und die dazugehörigen Bahnanlagen ebnete man zwischen 2007 und 2010 ein.

[66] Die als Denkmallok für die Schweinitztalbahn vorgesehene und einige Jahre im Anschluss Blechwalzwerk abgestellte 52 8068 ist am 9. April 2001 durch 50 3648 abgeholt worden. Hier beim Schieben über die Grünthaler Straße unmittelbar vor der Anschlussweiche.

EÜ Flöha (km 13,279; km 0,394 KD)

[67] Die Rautenfachwerkträgerkonstruktion als Kastenbrücke ist im Flöhatal einzigartig. Der Fotograf steht im Mündungskeil zwischen Natzschung und Flöha, wenige Schritte von der Staatsgrenze zu Tschechien entfernt.

Abzw Neuschönberg (km 14,155 PN; km 1,27 KD)

Mit der Eröffnung der Strecke nach Deutschneudorf ging zunächst eine Blockstelle in Betrieb. Offiziell zur Abzweigstelle erhob man sie ab September 1933. Das Stellwerksgebäude blieb nach der Auflassung (09/1969) als Domizil einer Kleingartenanlage erhalten.

[68] Am rechten Bildrand befand sich die Abzweigweiche und die KD-Linie verlief hinter dem Stellwerk. Der 650 056 der Freiberger Eisenbahn ist am 27. September 2014 als private Sonderfahrt nach Neuhausen unterwegs.

Hp Oberneuschönberg (bis 1939: Hst Schweinitztal; km 15,364 PN)

1905 bis 1933 war die Station Schweinitztal ein Bf. Seit 1967 und bis zur Einstellung des Reiseverkehrs am 9. Juni 2001 war Oberneuschönberg ein Hp.

[69] Die bescheidenen Anlagen aus der DB-Ära waren im November 2010 noch vollständig. Viel mehr an Hochbauten gab es aber auch früher nicht. Ein Wagenkasten musste als GS genügen und den Reisenden diente eine etwas größere Wartehalle.

Hp Heidersdorf (Erzgeb) (bis 1939: Hst Niederseiffenbach; km 17,924 PN)

1905-1933 war Niederseiffenbach ein Bf, dann wieder Hst. Ein zweites Gleis mit GS hatte beidseitig Stumpfgleise. Mitte der 1960er-Jahre folgte die Herabstufung zum Hp, nachdem alle Nebengleise demontiert waren.

[70] Keine Fahrgäste laufen am 2. Weihnachtstag 2006 auf dem Heidersdorfer Bahnsteig, denn Züge fuhren zu diesem Zeitpunkt schon fünfeinhalb Jahre nicht mehr. Das Stationsgebäude verschwand 2009.

Hp Seiffen (Erzgeb) (bis 1951: Hst Dittersbach-Seiffen; km 19,836 PN)

Der Bahnhof ist das Zentrum des Ortes – wer das behauptet, war noch nie in Seiffen!

Frei zitiert nach einer Eisenbahnzeitschrift von 1994, denn die Touristenhochburg liegt rund drei Kilometer von der gleichnamigen Bahnstation entfernt. Gleisplan und Werdegang sind dem der Hst Heidersdorf sehr ähnlich.

[71] Das Stationsgebäude Seiffens erinnert an die etwa zeitgleich erbauten zwischen Cranzahl und Oberwiesenthal. Allerdings ist es 1951 noch Westen (links) und zur Straßenseite hin erweitert worden.
[72] Frisch planiert zeigt sich der Bahnsteig am 6. Dezember 2014. Hinter dem Stationsgebäude ist der 1910 erweiterte GS noch vorhanden.

EÜ Flöha (km 22,033 PN)

[73] Im Bahnhofsbereich von Neuhausen, unmittelbar nach dem BÜ Alte Hauptstraße, befindet sich die letzte Flöhaquerung. Eine private Sonderfahrt mit 772 173 erinnerte am 15. Februar 2015 an die planmäßigen Einsätze dieser Triebwagenbaureihe im Flöhatal ab 1994.

Bf Neuhausen (Erzgeb) (km 22,119 PN)

Der Bf hatte acht Gleise. Das Einfahrformsignal A mit Negativflügel ist 1993 noch durch ein Lichtsignal ersetzt worden. Bis wann der Bf mit einem Fahrdienstleiter besetzt und das Einfahrsignal in Betrieb war, geht aus der Fachliteratur nicht hervor. Es ist davon auszugehen, dass der Rationalisierungsprozess im Zeitraum 1994 bis 1997 vonstattenging. Der Güterverkehr endete zum Jahreswechsel 1993/94. Auch das Abbruchdatum des zweiständigen Lokschuppens lässt sich nur auf zwischen 2002 und 2006 eingrenzen. Der GS verschwand 2011.

[74] Das EG des Bf Neuhausen (Erzgeb) von der Straßenseite aus gesehen und rechts im Hintergrund das Schloss Purschenstein.
[75] Die 1868 noch einem Großbrand im gothischen Stil neu aufgebaute Kirche dominiert diese Perspektive auf den Bf. 110 101 ist gerade mit dem Cottbuser Sonderzug im Endpunkt eingetroffen (12/2014).
[76] Der Blick auf den nördlichen Bahnhofskopf bzw. das Streckenende am 25. April 1999: Im Hintergrund ist der Lokschuppen erkennbar. Er beherbergte ab 1978 kurzzeitig die Museumsloks 35 1113, 38 205 und ab 1983 die bei einem Rangierunfall in Karl-Marx-Stadt Hbf stark beschädigte 75 515. Links ist der GS zu sehen. Hinter der 50 3648 ist das Gebäude der Stuhl- und Möbelfabrik Helbig erkennbar (später VEB Vereinigte Sitzmöbelindustrie Neuhausen), die bis 1994 einen Gleisanschluss hatte (km 22,4 PN).
[77] Zwei Ortsansichten auf Neuhausen inklusive Bahnhof, entstanden am 29. November 2014.

Rückblick auf Jubiläen

100-Jahrfeier im Juni 1975

Eine Festwoche vom 7. bis 15. Juni 1975 fand zu Ehren von RF- und PN-Linie statt. Zum Auftakt am Sonnabend bespannte 58 1111 planmäßige Reise- und Güterzüge auf beiden Linien. Am Sonntag, dem Tag des Eisenbahners, schickte der Deutsche Modelleisenbahn-Verband, Bezirksvorstand Dresden, einen mit über 600 Gästen besetzten Sonderreisezug von Dresden Hbf nach Reitzenhain (P 23588/23589). Die Bespannung bis Flöha oblag der 01 2050. Die ganz frisch im aktiven Museumsbestand befindliche 62 015 leistete Vorspann. In Flöha übernahmen 58 1111 und 110 635 den aus zwölf(!) Y- und einem Bghw-Wagen gebildeten Train. In Pockau-Lengefeld gab es auf der Olbernhauer Bahnhofseite eine Fahrzeugausstellung mit Lokomotiven des Verkehrsmuseums Dresden, während in Flöha Vertreter der modernen Traktion präsentiert wurden.

[78] Die rund ein halbes Jahr alte 250 003 (Abnahme: 28.11.1974) präsentiert sich am 8. Juni 1975 im Bf Flöha. Rechts des Bildes befand sich der Flöha Chemnitz-Komotauer Bf.
[79] Ein Nachschuss auf den in Hetzdorf ausfahrenden P 23588 nach Reitzenhain. Laut Literatur schiebt 110 635-0. Ich hätte eher 110 555-0 identifiziert, es ist aber nicht eindeutig. Die Zuglok ist aber zweifelsfrei 58 1111. [110 555 wäre insofern plausibel, da diese V 100 seinerzeit in Reichenbach (Vogtl) stationiert war und ein Zugteil angeblich aus Reichenbach kam.]
[80] Im Bf Marienberg hat sich eine Menschenmenge eingefunden in freudiger Erwartung auf den Jubiläumssonderzug.

Neben dem DMV-Sonderzug zum Tag des Eisenbahners kam in der gesamten Festwoche ein aus zweiachsigen Einheitspersonenwagen gebildeter Sonderzug rund um Pockau zum Einsatz. Die mit dem Spitznamen Donnerbüchse versehenen Reisezugwagen waren 1975 im Regelbetrieb schon selten geworden. Vier Wagen mit offenen und drei mit geschlossenen Plattformen, von letzteren zwei mit Reko-Fenstern, sind eigens für die Feierlichkeiten aus Löbau nach Pockau-Lengefeld beordert worden. Das Bw Aue stellte die noch im Plandienst eingesetzten Dampflokomotiven 58 1111 und 94 2105 zur Verfügung. Beide sind nach der Ankunft zunächst im Auftrag des Pockauer Dienststellenleiters Günter Gläser neulackiert worden. Die Dresdner Museumslok 89 6009 – eine preußische T 3 mit Schlepptender – zog vier Donnerbüchsen zwischen Pockau-Lengefeld und Olbernhau. Beim Sieben-Wagen-Zug nach Reitzenhain unterstützte wechselweise eine der beiden Auer Dampfloks die 89. Die Wagen waren mit Girlanden geschmückt.

[81] Und da kommt er: Der Jubiläumszug fährt in den Bf Marienberg von Pockau-Lengefeld kommend ein. 89 6009 hat sieben Donnerbüchsen am Haken.
[82] 94 2105 fungierte als Schubunterstützung. In Reitzenhain konnten die Triebfahrzeuge gedreht werden. Der beim Lackieren der 94 2105 entsorgte, morsche Holzaufsatz des Kohlenkastens sorgte für Zorn in der Führungsetage des Bw Aue.
[83] Neben den Traditionszügen gab es in Marienberg 1975 auch noch nennenswerten Regelbetrieb, u. a. waren 110 393 mit einem Nahgüterzug, 110 589 mit einem kreuzenden Reisezug und eine LKM-Kleindiesellok zugegen.
[84] Der Jubiläumszug fährt in Richtung Reitzenhain aus, vorbei an der städtischen Gasanstalt. Die rechts sichtbare Kopframpe wurde 2008 erneuert und dient heute noch der Bundeswehr.
[85] Nach einer 180°-Kehre hat sich der Zug um einige Höhenmeter in Richtung Erzgebirgskamm am Goldkindstein gewunden. Die in Fahrtrichtung links sitzenden Reisenden hatten an dieser Stelle einen herrlichen Ausblick auf die Bergstadt und den Bf. In Bildmitte ist das 2002 abgebrochene Wasserhaus des Bf Marienberg abgebildet.
[86] Souvenirs: Das Jubiläumsglas von 1975 und dazu passend die aufgrund vieler bürokratischer Hürden erst 1977 gedruckte Broschüre sowie rechts die von der IG 86 049 e.V. herausgegebene Broschüre von 1995. Die DRG Dampftechnik Reichelt GmbH hat zum 150. Streckenjubiläum die eisenbahngeschichtliche Schrift von 1977 neu aufgelegt und um die Entwicklung der letzten 50 Jahre ergänzt. [siehe: Quellenverzeichnis und Literaturhinweise]

Feierlichkeiten 1995 und 2000

  • Die IG Dampflok 86 049 e.V. organisierte anlässlich 100 Jahre Eisenbahn Olbernhau – Neuhausen (Erzgeb) ein Festwochenende, das am 26./27. August 1995 stattfand. 52 8154 pendelte mehrfach mit Sonderzügen auf dem Jubiläumsabschnitt. Lokausstellungen und die Premierenfahrt eines VT 628.4 am 26. August rundeten das Fest ab. Sven Uhlmann hat Videoaufnahmen von dieser Veranstaltung auf YouTube veröffentlicht: 100 Jahre Bahnstrecke Olbernhau – Neuhausen (Erzgeb)
  • 125 Jahre: Die Lugauer Eisenbahnfreunde und der VSE schickten anlässlich dieses Jubiläums Sonderzüge ins Flöhatal. Der LVT/LVS 172 003/172 760 rollte am 20. Mai von Oelsnitz (Erzgeb) nach Neuhausen. Am 21. Mai 2000 fuhr 50 3616 mit dem VSE-Zug von Schwarzenberg über Glauchau bis Olbernhau-Grünthal und pendelte einmal bis Pockau-Lengefeld. Bemerkenswert ist auch, dass am 8./9. Juli 2000 ein Bahnhofsfest in Reitzenhain stattfand, wo eine Ausstellung zur Bahngeschichte im Empfangsgebäude präsentiert wurde. Ein Zugverkehr auf dem Marienberger Ast war seinerzeit aus den mehrfach genannten Gründen nicht realisierbar. Man muss sich vergegenwärtigen, dass im Jahr 2000 nahezu die gesamte Flöhatalbahn von Neuhausen bis Flöha vollkommen verschlissen war und eine dauerhafte Stilllegung im Raum stand. Insofern hielt sich der Jubel in Grenzen.

150-Jahrfeier im Mai 2025

Ähnlich wie 50 Jahre zuvor wurde ein großes Fest auf die Beine gestellt, freilich unter ganz anderen Voraussetzungen. Die Bahnanlagen in Pockau-Lengefeld bildeten das Zentrum. Von hier aus gab es Pendelzüge in Richtung Flöha und vor allem Marienberg mit wechselnder Traktion. Weitere Programmpunkte gab es in Hetzdorf und Reifland-Wünschendorf.

Diese Veranstaltung knüpfte nach rund 30 Jahren an die Tradition großer Eisenbahnfeste der 1970er- bis 1990er-Jahre auf DR-Gebiet an. Um die Eisenbahn positiv konnotiert im Bewusstsein der breiten Bevölkerung zu verankern, sind derlei Events von unschätzbarem Wert.

[87] Einer biblischen Wiederauferstehung gleich, qualmen die beiden 86er im Bw Pockau-Lengefeld als wäre es nie anders gewesen. Ein blickdichter Baumbestand hätte acht Jahre zuvor an dieser Stelle die Sicht auf die verfallenen Gebäude versperrt. Die mittig platzierte 86 1333 beendete 1992/93 die lange Ära hier stationierter Heizlokomotiven. Damals wie heute war der Lokführer und Unternehmer Hans-Thomas Reichelt mit dabei, hier zwischen den 86ern zu sehen.
[88] Verschiedene Eisenbahnverkehrsunternehmen präsentierten ihre Fahrzeuge im Bf Pockau-Lengefeld.
[89] Zwischen Pockau-Lengefeld und Marienberg richtete man am Festwochenende einen Pendelzugverkehr mit wechselnder Bespannung ein. 86 1744 qualmt vor der Kulisse Pockaus mit dem VSE-Zug in Richtung Bergstadt.

Hoffen wir, dass der Eisenbahn im Flöha-, Pockau- und Schlettenbachtal nie der Dampf ausgehen wird!

Abkürzungsverzeichnis

Abzw = Abzweigstelle
Anst = Anschlussstelle
Awanst = Ausweichanschlussstelle
Bf = Bahnhof
BHG = Bäuerliche Handelsgenossenschaft
Bm = Bahnmeisterei
BR = (Lokomotiv-)Baureihe
BÜ = Bahnübergang
Bw = Bahnbetriebswerk
DKW = Doppelte Kreuzungsweiche
DR = Deutsche Reichsbahn
DW = Strecke Dresden – Werdau
EBB PRESS = Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH
EBÜT 80 = Einheits-Bahnübergangstechnik
EG = (Bahnhofs-)Empfangsgebäude
EÜ = Eisenbahnüberführung
EZMG = (russ.) Elektritscheskaja zentralisazija malych stanzij Germanii (sowjetische Stellwerksbauart zur Zentralisierung kleiner DR-Bahnhöfe)
Fdl = Fahrdienstleiter
GS = Güterschuppen
Hp = Haltepunkt
Hst = Haltestelle
KD = Strecke Olbernhau-Grünthal – Deutschneudorf
KR = Strecke (Komotau -) Krima – Reitzenhain
LKM = VEB Lokomotivbau „Karl Marx“, Babelsberg
LS = Lokschuppen
PN = Strecke Pockau-Lengefeld – Neuhausen
Po = Posten
RF = Strecke Reitzenhain – Flöha
SEV = Schienenersatzverkehr
SÜ = Straßenüberführung
VEB = Volkseigener Betrieb (Rechtsform in SBZ und DDR für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe)
VMS = Verkehrsverbund Mittelsachsen
VSE = Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e.V., Schwarzenberg
WSSB = Werk für Signal- und Sicherungstechnik Berlin

Quellenverzeichnis und Literaturhinweise

Ein herzlicher Dank an Siegfried Bergelt, Pierre Matthes, Dr. Manfred Meyer, Ronny Meyer, Tom Radics, Carsten Templin und Heiko Vogler für die zur Verfügung gestellten Aufnahmen!

© 2025 MBC

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