Weiter geht es in Richtung Wüstenbrand. Wir lassen den Altendorfer Bahnhof hinter uns. Vor der nächsten Betriebsstelle überqueren wir die Limbacher Straße.
Chemnitz-Rottluff
EÜ Limbacher Straße (km 5,86 CO/CWd)
Anschluss Sächsische Brotfabrik Union (km 5,87 CO/CWd)
Die Anschlussweiche lag unmittelbar hinter der Brücke über die Limbacher Straße. Das Anschlussgleis lag in Fahrtrichtung Wüstenbrand links. Die 1910 von Emil Reimann und seinem Schwager Paul Kaden gegründete Sächsische Brotfabrik Union war in den 1920er-Jahren eine der größten Bäckereien Deutschlands. Nach der Enteignung 1950 firmierte das Werk unter EB Großbäckerei Union und ab 1969 als Stammwerk des VEB Backwarenkombinat Karl-Marx-Stadt. Der Gleisanschluss wurde zum Jahresende 1977 stillgelegt und daraufhin abgebaut.
In der Blütezeit verfügte die Ladestelle in Fahrtrichtung Wüstenbrand linkerseits über zwei weitere durchgehende Gleise und rechterseits ein von Westen her angebundenes Stumpfgleis. Zuletzt als Anschlussstelle war die Bahnanlage bis 1996 durch einen Schrotthändler in Nutzung. Ab 1997 wurden die noch vorhandenen Anschlussgleise und Weichen zurückgebaut.
EÜ Kalkstraße (2008-2022 Weideweg; km 6,74 CO/CWd)
Diese elf Meter lange Brücke bestand aus zwei natursteinernen Widerlagern und einem flachen Stahlträger. 1989 ersetzte man diesen durch einen stählernen Überbau in Trogbauweise. Betonelemente nahmen beidseitig je einen Fußsteg und das Geländer auf. Im Zuge der Verlängerung der Kalkstraße degradierte man die Brückendurchfahrt zum Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenen Weideweg, welcher fortan die Kalkstraße mit der Rottluffer Straße verband. Hierbei senkte man die lichte Durchfahrtshöhe durch Erdaufschüttung um rund einen Meter. Diese Wegverbindung wurde zum Jahresende 2022 durch einen die Bahntrasse niveaugleich kreuzenden Fußweg ersetzt. Am 3. Januar 2023 wurde der Brückenträger ausgehoben und abtransportiert. Die Betonelemente mit Brückengeländer und die größtenteils originalen Widerlager brach man am 4./5. Januar ab.
Streckenunterbrechung durch die neue Kalkstraße (km 6,87 CWd)
Dieser Gleisanschluss entstand 1986 und zweigte unmittelbar hinter der späteren Gleislücke in Richtung Wüstenbrand links ab. Insgesamt gab es fünf Gleise. Zum Jahresende 1997 kündigte man den Anschlussbahnvertrag. Die Anschlussweiche baute man im Frühjahr 1998 aus dem Streckengleis aus. Leider sind mir keine Fotos von Anschlussbedienungen bekannt.
SÜ Bundesautobahn 72 (vormals Reichsautobahn Chemnitz – Hof; km 7,58 CO/CWd)
Chemnitz-Rabenstein
SÜ Kopernikusstraße (vormals Oststraße; km 7,83 CO/CWd)
Anschluss SAG/SDAG Wismut (vormals Holzhandel Richard Friedrich; km 8,26 CO/CWd)
Der Holzhändler Fritz Friedrich (Sohn von Richard Friedrich, Enkel von Robert Friedrich) erwarb 1943 ein knapp 30.000 m² großes Grundstück zu Lagerzwecken unmittelbar an der Industriebahn und nahe der heutigen Kalkstraße. Es erhielt ab Juni 1950 einen Gleisanschluss, in Fahrtrichtung Wüstenbrand rechts. Nur gut ein halbes Jahr später beschlagnahmte die SAG Wismut das Anschlussgleis und den Lagerplatz Mitte Januar 1951. Die Wismut nutzte den Anschluss zur Entladung von Kohlen und Baustoffen. Die Firma Friedrich erhielt erst 1966 zusätzliche Lagerflächen und Nutzungsrechte an der Ladestelle Niederrabenstein. Wann der Anschluss der Wismut genau aufgegeben wurde, ist nicht überliefert. Der Zustand der Anlagen soll in den 1960er-Jahren schon sehr schlecht gewesen sein.
SÜ Oberfrohnaer Straße (vormals Limbacher Straße; km 8,70 CO/CWd)
Niederrabenstein Ladestelle / Anschluss Richard Friedrich (km 9,05 CO/CWd)
Die Ladestelle verfügte von Beginn an über drei Weichen, ein 250 Meter langes Ladegleis und ein kurzes Stumpfgleis. In den ersten Betriebsjahren standen ein kleiner hölzerner Güterschuppen, eine Ladelehre und mehrere aufgesockelte Güterwagenkästen zur Verfügung. Ergänzt wurde das Ensemble durch einen Freiabtritt für Herren und ab 1909 durch die Lagerhallen der Holzhandlung Friedrich, welche das Stumpfgleis verlängerte und für sich beanspruchte. Sämtliche Hochbauten verschwanden zwischen 2002 und 2005. Der historische Freiabtritt fand bereits im November 1999 in der „Haltestelle zu Ursprung“ eine neue Heimat: Am 21. November 1999 holte 100 738-4 das Aborthäuschen auf einem K-Wagen ab. Zirka bis Anfang der 1950er-Jahre war die Station mit einem Güteragenten besetzt, welcher den Stückgutverkehr betreute. Nach der Schließung für öffentlichen Güterverkehr nutzte der VEB Elite-Diamant Karl-Marx-Stadt die Anlagen zur Verladung von Fahrrädern und Strickmaschinen. Weiteres Gewerbe bezog bis zirka 1992 Kohlen und landwirtschaftliche Erzeugnisse per Bahn. Friedrich erhielt in der zweiten Jahreshälfte 1994 die letzte Holzlieferung auf dem Schienenweg.
EÜ Riedstraße (vormals Reichenbrander Straße; km 9,55 CO/CWd)
EÜ Weigandstraße (vormals Forststraße; km 9,95 CO/CWd)
Abkürzungsverzeichnis
Anst = Anschlussstelle Awanst = Ausweichanschlussstelle BR = (Lokomotiv-)Baureihe Bm = Bahnmeisterei CO = Strecke Küchwald – Obergrüna CWd = Strecke Küchwald – Wüstenbrand DW-Linie = Strecke Dresden – Werdau EÜ = Eisenbahnüberführung GS = Güterschuppen Kö = Kleinlok mit Dieselmotor und mechanischer Kraftübertragung Ldst = Ladestelle LK = Ladekran SKL = Schwerkleinwagen SÜ = Straßenüberführung VEB = Volkseigener Betrieb
Danksagung
Folgende Personen haben durch Fotos, Informationen etc. zum Gelingen der CWd-Beitragsreihe beigetragen: Siegfried Bergelt Thomas Böttger Volker Dornheim Heinz Finzel (†) Thomas Hälsig Stephan Häupel Matthias Hengst Marco Heyde Sylvio Köstner Patrick Lohse Paul Mädler “lokpaul” André Marks Andreas Matschke Thomas May Günter Meyer (†) Dr. Manfred Meyer Ronny Meyer Ronny Preußler Hans-Dieter Rändler Herbert Reips Mathias Reips Lothar Schilde (†) Klaus-Dieter Schumacher Dirk Schüttler Felix Seraphin Steffen Tautz André “tt-bahner” Heiko Vogler Außerdem: Heimatverein Grüna e.V. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Dafür ein herzliches Dankeschön!
Weiterführende Literatur und Links
Häupel, Stephan (2014): Chemnitz – Obergrüna. In: Machel, Wolf-Dietger (Hrsg.): Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt. Loseblattsammlung. 104. Ergänzungsausgabe. München: GeraNova.
Sie verfügen über weiteres, bisher unveröffentlichtes Bild- oder Filmmaterial, Anekdoten oder sachdienliche Informationen zur Strecke Küchwald – Grüna ob Bf – Wüstenbrand aus Betriebszeiten (1897-2003)? Dann kontaktieren Sie uns bitte!
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