Streckenjubiläen im Erzgebirge, Teil 1: Zwönitz – Scheibenberg

Eine Eisenbahnstrecke, die seit 78 bzw. 58 Jahren großenteils Geschichte ist, wäre am 1. Mai 2025 125 Jahre alt geworden.

Diese Bahnlinie sticht in vielerlei Hinsicht heraus, nicht nur aufgrund ihres viel zu kurzen Lebens. Die relativ junge Strecke folgte keinem Flusstal, sondern bildete eine tälerübergreifende Querverbindung. Demnach besaß sie zahlreiche Kunstbauten. Diese stählernen Brücken ruhten entweder auf Pendelstützen (Bernsbacher Brücke/4 PP, Schlangenbachtalviadukt/8 PP und Langklotzbrücke/7 PP bei Hermannsdorf) oder Gerüstpfeilern (Fuchsbrunnbrücke/2 GP, Kuttenbachtalviadukt/3 GP, Viadukt Grünhain/6 GP, Göckeritztal-/8 GP und Oswaldtalviadukt/3 GP). Nachdem man die Strecke 1947 zwischen Zwönitz und Elterlein den Reparationsforderungen der UdSSR opferte und die Gleise abbaute, sind die Brücken bis Mitte der 1960er-Jahre weiterhin instandgehalten worden. Erst mit dem Aus des Reststücks Elterlein – Scheibenberg, 1965-1969, hörte die ZS offiziell auf zu existieren. Die sich wunderbar in das Landschaftsbild einfügenden Brücken sind zwischen 1972 und 1981 zerstört worden. Bis auf eine.

[1] Der größte Zeitzeuge der erzgebirgischen Panaromabahn – die Fuchsbrunnbrücke (oder Fuchsbrunnenbrücke, hier scheiden sich die Geister) – harrt seit dem Gleisabbau 1947 der Dinge, die da kommen.

Markante Punkte zwischen Zwönitz und Scheibenberg (Auswahl)

Gleich vorweg: In diesem Beitrag werden längst nicht alle erwähnens- und zeigenswerten Punkte dieser Linie erfasst. Hierzu sei ein intensiveres Studium mit der Fachliteratur empfohlen, siehe Verzeichnis am Ende.

Bf Zwönitz (km 36,25 CA; km -0,022 ZC; km 0,0 ZS)

[2] Die Züge nach/von Stollberg und Scheibenberg nutzten in Zwönitz regulär die Südseite des Bahnhofsgebäudes. Die nach der Stilllegung von ZC und ZS verbliebenen zwei Gleise blieben bis 2021 erhalten, hier der Zustand im März 2003. Im Juni 2005 und 2006 stand jeweils noch einmal der VSE-Zug mit 50 3616 an dieser Stelle.
[3] Im Februar 2023 ist das EG zum privaten Wohnhaus umfunktioniert und von den Gleisen nichts übrig.
[4] Der Blick auf die Streckengabelung nach Scheibenberg links und Adorf rechts. Im Zentrum steht die Stellerei 2. Sie entstand 1899 zusammen mit der ZS und war zum Aufnahmezeitpunkt – März 2003 – noch besetzt. Links konnten die aus Stollberg ankommenden Dampfrösser am Wasserkran ihren Durst stillen. Das tat vor der Bergfahrt dringend Not!
[5] 21 Jahre später war es in Zwönitz längst recht trostlos, zumindest in diesem Bahnhofsbereich. Die beiden Gleise verschwanden 2021.
[6] Das nach 2010 abgebrochene Wasserhaus stand in Insellage zwischen den Strecken. 202 646 zieht die abgestellten Containerträger in Richtung Scheibenberg, 13. Mai 2009.
[7] Wie auf den meisten Bahnanlagen hat sich auch in Zwönitz der Baumbestand in den vergangenen Jahren prächtig entwickelt. Stellwerk 2 ist hinter dem frischen Grün noch vorhanden, das Wasserhaus ist längst weg. Von den Scheibenberger/Stollberger Bahnsteiggleisen blieb nur ein Stummel der Awanst-Schutzweiche.
[8] Die letzten auf Stollberger/Scheibenberger Seite abgestellten Wagen waren geschlossene Autotransporter von CarRailLogistics, welche am 04.12.2010 den Weg nach Zwönitz fanden. Die Abholung der Wagen erfolgte knapp vier Jahre später, am 15.11.2014, mit 261 016 und 261 062. Die offenen Güterwagen fungieren als Bremswagen.

BÜ Dittersdorfer Straße / Po ZS 1 (km 0,745 ZS)

[9] Der Blick zum Posten 1 in Richtung Scheibenberg. Während das Gleis nach dem BÜ heute nach rechts schwenkt, verlief die ZS geradeaus weiter.
[10] Am 13. Mai 2009 zieht 202 646 – damals in Diensten von DB Erzgebirgsbahn – abgestellte Containertragwagen aus der Abstellung in Zwönitz, um Platz für den Unkrautbekämpfungs-LKW zu schaffen. Das Postenhaus 1 zeigt sich frisch verputzt. In Höhe der V 100 stand bis zirka 1950 das Einfahrsignal T des Bf Zwönitz.

Anst Sägewerk Walther („Kisten-Walther“) (km 0,751 ZS)

[11] Im Anschluss „Kisten-Walther“ existieren 2025 noch einige Gleisreste, Blick gen Zwönitz. Rechts das Gestell zeugt noch vom „Späneturm“. Dahinter ist wieder das Postenhaus erkennbar. Das weiße Gebäude links ist die alte Schaltwarte des Umspannwerks. Das Streckengleis verlief am linken Bildrand.

Anst Umspannwerk [alt] (km 0,777 ZS)

[12] Die Grafik macht deutlich, welch ein Sammelsurium an Anschlüssen und Streckenresten auf engstem Raum an der Dittersdorfer Straße bestand bzw. noch Bestand hat. Der blau eingezeichnete Anschluss „Kisten-Walther“ könnte unvollständig bzw. unpräzise sein, da ich mich nur an den Gleisresten orientiert habe.
[13] In Höhe der Lokomotive befand sich bis ca. 2006 die Spitzkehrenweiche des ersten Anschlusses von 1929, siehe orange Linie bei [12]. Der Abzweig beschrieb einen leichten Linksbogen und führte dann in einer Gerade niveaugleich über die Dittersdorfer Straße.

Anst Umspannwerk [neu] / Vattenfall

[14] Blicken wir vom selben Standpunkt wie im vorhergehenden Bild nach links: Das jüngere Anschlussgleis von 1951 führt im Linksbogen um die Häuser an der Dittersdorfer Straße herum. Anschließend schwenkt es nach rechts und quert am Siedlungsende die Dittersdorfer Straße. Zur Jubiläumsveranstaltung pendelte hier das Gleiskraftrad 1 des VSE. Im Volksmund wird das wendige Gefährt „Schienentrabi“ genannt.

Station 1 des Eisenbahn-Lehrpfades (km 1,1 ZS)

[15] Das in Scheibenberg geborgene Gleisstück, siehe [46], befindet sich seit 2024 in Lage des alten Streckengleises. Wäre der Bewuchs nicht, könnte man die Gerade bis zur Dittersdorfer Straße nachvollziehen. Links liegt das Ausziehgleis des Anschlussgleises wesentlich tiefer und endet links an einem Prellbock.
[16] Mit dem Aufgleisen eines Speichenradsatzes wurde die Station 1 des Lehrpfades am 14. September 2024 im Rahmen eines kleinen Festes offiziell eröffnet. Ein in Scheibenberg geborgenes Warnkreuz, ein angepasster Hektometerstein, eine Infotafel sowie eine Sitzgruppe komplettieren das Ensemble. Aus dieser Perspektive ist die Einmündung des Rad- und Wanderweges auf die Bahntrasse in Richtung Fuchsbrunnbrücke gut nachvollziehbar. Ein interessantes Detail: Das Scheibenberger Gleisstück besteht aus drei verschiedenen Schienenprofilen! Verbaut sind die sächs. Form Va, in der Mitte sächs. Form VI und S 49.
[17] Wenige Meter weiter befindet sich am km 1,154 ZS seit 6. April 2024 wieder ein Formvorsignal. Es steht an der Stelle des zirka 1950 demontierten Einfahrvorsignals Vt des Bf Zwönitz, welches das Einfahrsignal T ankündigte.

EÜ Fuchsbrunntal (km 4,095 ZS)

[18] Im Oktober 2000 besuchten wir erstmals die Fuchsbrunnbrücke, Blick gen Bernsbach/Scheibenberg.
[19] Die Brücke blieb vom DDR-Abrisswahn zur Erfüllung des Schrottsolls mit viel Glück verschont. Das unwegsame Gelände trug sicherlich dazu bei. Dennoch reiften in den 1980ern die Pläne auch dieses Bauwerk zu vernichten. Dann kam der Mauerfall. Um den Rad- und Wanderweg aufzunehmen, müsste der Zeitzeuge umfangreich instandgesetzt werden. Die umliegenden Gemeinden befürworten dies, jedoch mangelt es an den notwendigen Finanzen.

Bf Bernsbach (km 8,0 ZS)

[20] EG und GS in Bernsbach von der ehemaligen Gleisseite im Dezember 2014.
[21] Von hier bis Beierfeld bot sich dem Fahrgast in Fahrtrichtung rechts ein Erzgebirgspanorama.

Bf Beierfeld (km 10,92 ZS)

[22] Seit Juli 2005 erinnert die 1957 von der DR übernommene Köf 5753 an die Eisenbahnzeit in Beierfeld. Ein Bahndienstwagen kam wenig später dazu. Links im Hintergrund sind die Ladestraße und das Bahnhofsgebäude zu sehen.
[23] Das zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im Elterleiner Güterboden ausgestellte H0-Modell macht den Bf Beierfeld erlebbar. Blick vom Gleisanschluss der 1928 errichteten Halle, die als Blechlager von Otto Wolf bzw. Thyssen diente. Ganz im Hintergrund am Bahnhofskopf in Richtung Bernsbach ist rechts der Kleinlokschuppen erkennbar. Ab Oktober 1934 war hier eine Kleindiesellok (Kö) des Bw Aue stationiert, die das umfangreiche Rangiergeschäft und Übergaben zu Nachbarstationen übernahm. Obwohl es betrieblich die bedeutendste Zwischenstation der ZS war, hat der Bf nie ein repräsentatives EG, sondern nur ein kleines Dienstgebäude erhalten. Die verschiedenen GS-Anbauten unterstreichen den sparsamen, stückwerkhaften Charakter. Die rote Markierung offenbart den heutigen Standort der beiden Denkmalfahrzeuge, siehe [22]. Auch die benachbarte Kopf- und Seitenrampe existiert noch.

Bf Grünhain (km 12,79 ZS)

[24] Die für EG der ZS typische Klinkerfassade ist in Grünhain nachträglich verputzt worden. Der Blick entlang der früheren Ladestraße in Richtung Zwönitz.
[25] Der markante Wasserturm war im März 1999 noch vorhanden. Blick von der Straßenseite.

Viadukt Göckeritztal (km 13,334 ZS)

[26] Die seinerzeit fünftgrößte sächsische Stahlbrücke zierte Ansichtskarten. In diesem Blickwinkel ist kaum zu erkennen, dass sich das Bauwerk in Fahrtrichtung Scheibenberg in Rechtsbogenlage befindet. Die Brücke hatte insgesamt acht Gerüstpfeiler.
[27] Der Blick in Richtung Grünhain/Zwönitz im Februar 2023. Nachdem die Gerüstpfeiler 1977 mit einer Planierraupe umgerissen wurden, blieben von diesem herrlichen Bauwerk nur die Fundamente und Widerlager übrig. Die Vernichtung von Eisenbahnbrücken im Erzgebirge erreichte in diesem Jahr ihren traurigen Höhepunkt, siehe Greifenbachtal usw.

Viadukt Oswaldtal (km 14,606 ZS)

[28] Die Nachbildung in 1:87 von Claus Schlegel zeigt die Schönheit dieses Bauwerkes. Das mittlere Stück wurde 1972 gesprengt. Der Abriss der äußeren Pfeiler vernichtete 1977 den Rest der Brücke.

SÜ Wirtschaftsweg (km 16,717 ZS)

[29] Die einzige Wegüberführung auf dieser Strecke existiert 2025 noch. Wir blicken durch die Stampfbetonbrücke in Richtung Elterlein/Scheibenberg.
[30] Von Grünhain her nähert sich ein Güterzug der Wegüberführung, die gerade von einem Pferdefuhrwerk genutzt wird.

Schwarzbachblick (ca. km 17,0 bis 17,5 ZS)

[31] Im Vordergrund liegt das asphaltierte ZS-Planum. Die gelbe Linie markiert die BSg zwischen Scheibenberg und Markersbach unweit des Emmlerweges. Links darüber thront der Fichtelberg, rechts das Oberbecken des Pumpspeicherwerkes. Zwischen beiden Bahnstrecken liegt die Gemeinde Schwarzbach – seit 1996 Elterleiner Ortsteil – in Tallage.
[32] An dieser Stelle bietet sich auch der diametrale Blick an: Die gelbe Linie markiert nun die ZS. Der Gegenstandpunkt liegt etwa mittig auf dieser.

Bf Elterlein (km 18,15 ZS)

[33] Das EG mit angebautem GS in der Ursprungsform von der Gleisseite in Richtung Scheibenberg, Februar 2023. Zwischenzeitlich war der GS mit einem Anbau – dem Leßmüllerschuppen (vgl. Schlegel 2025, S.87) – 1914 nahezu verdoppelt worden. Dieser ist aber längst wieder verschwunden.

EÜ Bahnhofstraße (km 18,316 ZS) & Po ZS 6 / Bm ZS II (km 18,37 ZS)

Die bereits im November 1902 aufgelöste Bahnmeisterei und der Wärterposten 6 befanden sich in einem angekauften Wohnhaus. Es steht heute noch an der Ecke Zwönitzer Straße / Bahn(hof)straße.

[34] Die beiden Widerlager der EÜ Bahnhofstraße (heute Bahnstraße) in Richtung Scheibenberg geblickt. Auf der Stützmauer befand sich die Einfahrweiche des Bf Elterlein. In Höhe des linken Bäumchens befand sich ein Brückenpfeiler, denn dem großen Eisenträger über die Straßenkreuzung folgte noch ein kleiner. Das Gebäude links im Hintergrund ist ein, 1898 von der Staatsbahn gekauftes, zur Bm ZS II umfunktioniertes Wohnhaus. Hier sparte man sich auf diese Weise den Neubau eines Bahngebäudes. Es beherbergte auch den Wärterposten 6. Das Meyer-Vergleichsbild von 1967 findet sich in: Schlegel 1992, S.158f. oder Schlegel 2025, S.67u.r.

BÜ Zwönitzer Straße (ca. km 18,4 ZS)

[35] Der BÜ Zwönitzer Straße im Mai 2025, rechts die ZS-Trasse gen Scheibenberg. Laut Hahn 2025, S.73 liegt das Gleis noch immer unter dem Straßenbelag begraben. Bei einer Kanalverlegung musste ein Stück davon abgetrennt werden. Ein Anwohner berichtete mir, dass der Trennschleifer den (überraschenden?) Kontakt mit den Schienen nicht heil überstanden habe. In Bildmitte stand das Einfahrsignal des Bf Elterlein.

Viadukt Schlangenbachtal (km 19,217 ZS)

Dieses Viadukt wurde im Volksmund auch Schwimmbadbrücke genannt. Heute verbindet man mit der Bezeichnung eher die Markersbacher Mittweidatalbrücke (km 17,062 BSg).

[36] Diese herrliche Szene zeigt 86 741, die am 24. September 1966 mit einem Pwgs 88 nach Elterlein unterwegs ist, um die letzten beiden Güterwagen abzuholen. Der Standpunkt des Fotografen ist unweit des Einfahrsignals nahe der Zwönitzer Straße.
[37] Auf dem Ostwiderlager haben einige Eisenbahnrelikte die Zeiten überdauert. Auf den Schwellen ruht der Entgleisungsschutz und links gar ein Stück Schiene mit Auszugsvorrichtung, Blick nach Westen/Zwönitz. Im Inneren des Widerlagers befindet sich ein Hohlraum aus Gründen der Materialersparnis. Rechts befindet sich seit rund einem Vierteljahrhundert die Straßenbrücke der Elterleiner Ortsumgehung (S 258).

Po ZS 7 / BÜ Geyersche Straße (km 19,755 ZS)

[38] Neben dem Postenhaus, das mittlerweile um die Hälfte zum Gleis hin erweitert wurde, blieb auch auch die Böschungsmauer aus Stampfbeton zum Schutze der Quellen bis heute erhalten.
[39] Das Postenhaus im September 2000 von der gleisabgewandten Seite.
[40] Gegenwärtig ist der Blick auf die Trasse an dieser Stelle wieder etwas freier, sodass der Schienenersatzverkehr von Elterlein nach Scheibenberg hier abgepasst werden konnte. Oberhalb des Büssingbusses liegt der Bf Elterlein.
[41] Und noch einmal der SEV am BÜ Geyersche Straße. Nach der Jahrtausendwende ist das Postenhaus links des Fallrohres erweitert worden.

Hp Hermannsdorf (km 21,5 ZS)

[42] Von dieser Station blieb in natura nichts übrig, deshalb soll erneut ein Schlegel-Modell zur Veranschaulichung herhalten: Eine sächsische V T der dritten Bauform rollt mit dem Zug von Schlettau in den Hp ein, der an Hochbauten eine Wartehalle, einen Freiabtritt und einen Wagenkasten vorweist. Ein interessantes Detail ist die Gasbeleuchtung: Die Gemeinde musste sich gegenüber der Staatsbahn verpflichten, das Anzünden und Auslöschen der Laternen selbst zu finanzieren. Dies währte lediglich die ersten 13 Monate des Bahnbetriebs.

BÜ Scheibenberger Straße (km 22,9 ZS)

[43] 86 741 rollt aus Scheibenberg an den BÜ heran, um die letzten Güterwagen in Elterlein zu holen (24.09.1966). Günter Meyer hat bereits die Kreideanschriften am Wasserkasten angebracht, die auf das Schicksal hinweisen. Links befindet sich das Gasthaus Jägersruh.

Parallelverlauf mit der BSg (ca. km 24,7 bis 26,2 ZS / km 12,2 bis 10,7 BSg)

[44] Nach dem Streckenrückbau ab Elterlein, 1968, blieben vom Bf Scheibenberg her rund 500 Meter Gleis liegen. Nach 1995 erfolgte eine halbherzige Demontage des Reststückes. Selbst im April 2004 lagen die Schienenstücke noch auf den morschen Holzschwellen, die viel erlebt haben. Ob sich hier ein paar Sammler Schätze sichern konnten oder doch alles dem Wertstoffkreislauf zugeführt wurde?
[45] Zwischenzeitlich waren die ZS-Gleisreste an dieser Stelle zugunsten eines Kabelkanals, der die Telegrafenleitung ersetzte, komplett verschwunden. Wer ahnte 2017 schon, dass dort bald wieder ein Gleis liegen wird? 86 1333 zieht vor der Kulisse der Scheibenberger Orgelpfeifen in Richtung Schwarzenberg.
[46] Noch einmal April 2004 in Richtung Schwarzenberg/Zwönitz geblickt: Das rechts im Wegübergang liegende Gleisstück ist Mitte 2024 geborgen worden und befindet sich heute bei km 1,1 ZS in Zwönitz, siehe [15][16]. Das Feld im Hintergrund wich 2012 einer Solaranlage. Diese Anlagen dienen übrigens auch der Massenvernichtung von Wasserinsekten. Aber dem sogenannten Klimaschutz ist alles unterzuordnen – der Umwelt- und Naturschutz sowieso.

Bf Scheibenberg (km 10,648 BSg, km 26,239 ZS)

Im Mai 1996 wurde der Bf zum Hp degradiert und verlor sämtliche Weichen und Nebengleise. In den 2020er-Jahren wuchsen die Bahnanlagen wieder um Gleise, allerdings bleibt diese Betriebsstelle isoliert vom mehr oder weniger regulären Betrieb auf der BSg und dient nur internen Erprobungen neuer Eisenbahntechnologien.

[47] Man könnte meinen, der Bahnhof Scheibenberg ist wieder auferstanden. Rein betrieblich trügt die Optik, denn es handelt sich um ein reines Testgelände. Blick in Richtung Schlettau, wo die meisten Züge nach Stollberg, Zwönitz oder Elterlein ihren Anfang nahmen.

Po ZS 8 (km 10,5 BSg)

[48] Am ehemaligen Posten ZS 8 fahren bis heute regelmäßig Züge vorbei. Aus Platzgründen ist er am BÜ Elterleiner Straße an der Bahnhofsausfahrt in Richtung Schlettau errichtet worden.

Jubiläumsveranstaltungen in Zwönitz und Elterlein

1. Mai 2025: Mit dem Sonderzug von Schlettau nach Zwönitz-Kühnhaide

An diesem Donnerstag jährte sich die Aufnahme des Regelbetriebs der Strecke Zwönitz – Elterlein – Scheibenberg zum 125. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltete die rührige Interessengemeinschaft Zwönitz – Scheibenberg (IG ZS) mit vielen regionalen Unterstützern eine Festveranstaltung im Zwönitzer Ortsteil Kühnhaide. Dort befindet sich der Endpunkt des Anschlussgleises zur Energieversorgung (Umspannwerk), welches den letzten von Schienenfahrzeugen befahrbaren Rest der ZS darstellt. Außerdem beginnt dort auf der Bahntrasse ein Rad- und Wanderweg zur letzten erhaltenen der sieben stählernen Brücken, der Fuchsbrunnbrücke, welcher im SEV bedient wurde. Die IG ZS errichtet sukzessive einen Lehrpfad entlang der Bahntrasse in Richtung Bernsbach, ausgestattet mit Hinweistafeln und historischen Signaltafeln an Originalstandorten. Von Schlettau zur Festveranstaltung und zurück fuhr ein Sonderzug mit 112 646, welcher mangels Gleis den Umweg über Aue nahm.

[49] Bis auf den letzten Meter nutzte der Sonderzug das Ausziehgleis, um die Fahrgäste zum Festgelände zu transportieren. Der Eindruck täuscht, denn selten war diese Stelle nicht von Besuchern umlagert.
[50] Das Gleiskraftrad des VSE pendelte zwischen Umspannwerk und Bf Zwönitz via Spitzkehre.

3. Mai 2025: Bahnhofsfest Elterlein mit Schienenersatzverkehr

Die zweite ZS-Jubiläumsfeierlichkeit hatte den Bf Elterlein als Hauptveranstaltungsort. Hier sind die H0-Modelle von Claus Schlegel und die Gemälde von Peter König ausgestellt worden. Neben den typischen Zutaten eines Volksfestes wurde ein Schienenersatzverkehr nach Scheibenberg – genauer zum km 12,2 BSg – eingerichtet. Dort konnte zweimal in 772 367 nach Schwarzenberg umgestiegen werden.

Ein historischer SEV ist andernorts auch schon angeboten worden. Dass dieser in weiten Teilen die originale Bahntrasse nutzt, dürfte hingegen selten vorkommen. Gleichwohl ist dies ein Indiz dafür, dass der Eisenbahnersatzverkehr wohl noch eine Weile andauern wird…

[51] An der Stelle, wo BSg und ZS aufeinandertreffen, konnten die Reisenden in Richtung Schwarzenberg bzw. Elterlein das Gefährt wechseln.
[52] Vor einer schönen Günter-Meyer-Aufnahme aus dem Jahre 1964 wird Jens Hahn der IG ZS von Lokalreportern interviewt. An dieser Stelle stand einst der abgebildete Leßmüllerschuppen mit Holzverschindelung.

Abschließend gilt es der IG ZS und allen Beteiligten für die Organisation und Durchführung zwei äußerst gelungener Festtage zu danken und ihnen weiterhin viel Erfolg dabei zu wünschen, die Erinnerung an eine der schönsten Erzgebirgsbahnen wachzuhalten!

Abkürzungsverzeichnis

Anst = Anschlussstelle
Awanst = Ausweichanschlussstelle
Bf = Bahnhof
Bm = Bahnmeisterei
BR = (Lokomotiv-)Baureihe
BSg = Strecke Annaberg-Buchholz Süd – Schwarzenberg
BÜ = Bahnübergang
CA = Strecke Chemnitz – Aue – Adorf
EG = (Bahnhofs-)Empfangsgebäude
EÜ = Eisenbahnüberführung
GP = Gerüstpfeiler
GS = Güterschuppen
Hp = Haltepunkt
Hst = Haltestelle
Po = Posten
PP = Pendelpfeiler
SEV = Schienenersatzverkehr
SÜ = Straßenüberführung
VSE = Verein Sächsischer Eisenbahnfreunde e.V., Schwarzenberg
ZC = Strecke Zwönitz – Chemnitz Süd
ZS = Strecke Zwönitz – Scheibenberg

Quellenverzeichnis und Literaturhinweise

  • Hahn, Jens (2025): Zug nach Scheibenberg. Einsteigen bitte! Erinnerungen an die alte erzgebirgische Aussichtsbahn zwischen Zwönitz und Scheibenberg zum 125-jährigen Streckenjubiläum. Gehringswalde: Schütze.
  • Herbach, Jens: Zwönitz – Scheibenberg. URL: https://www.sachsenschiene.net/bahn/str/str190.htm, zuletzt abgerufen am 04.05.2025.
  • Schlegel, Claus (1992): Die alte Erzgebirgsbahn. Bahnstrecke Zwönitz-Scheibenberg. Ein historischer Streifzug. Horb am Neckar: Geiger-Verlag.
  • Schlegel, Claus (2025): Bahnstrecke Zwönitz – Scheibenberg. Eine Ergänzung zum Buch „Die alte Erzgebirgsbahn“. Witzschdorf: Bildverlag Böttger.
  • Schramm, Eberhard (1996): Die Obererzgebirgische Aussichtsbahn. Die Strecke Stollberg – Zwönitz – Scheibenberg. EK-Reihe Regionale Verkehrsgeschichte: Band 14. Freiburg: Eisenbahn-Kurier.
  • Beitragsstrang im Bimmelbahn-Forum (2024-). URL: Aktivitäten an der Strecke Zwönitz – Scheibenberg, zuletzt abgerufen am 04.05.2025.
  • Lebenslauf der Beierfelder Denkmallok: deutsche-kleinloks.de – 100 953, zuletzt abgerufen am 05.05.2025.

Ein herzlicher Dank an Siegfried Bergelt für die zur Verfügung gestellten Aufnahmen!

© 2025 MBC

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