Dieser Streckenabschnitt zählte zu den landschaftlich reizvollsten. Linkerseits weitet sich das Blickfeld kurz nach dem oberen Bahnhof über die Ortschaft Grüna in das Westerzgebirge.
In bewegten Bildern hat Daniel Unger alias „Russpeter“ diese Szene verewigt: Kohlezug bei Grüna oberer Bahnhof – YouTube. [Wie mir erst beim Erstellen dieses Beitrages bewusst wurde, scheint es sich tatsächlich bei Bild 184 und im soeben verlinkten Video um denselben Zug zu handeln. Eine filmende Person ist deutlich erkennbar.] Das Dröhnen der 232-Doppeltraktion, insbesondere bei den damals noch weit verbreiteten Exemplaren mit „alten Lüftern“, ist für die meisten Eisenbahnfreunde wohltuende Musik, aber für andere … Man male sich die Dimensionen der „Stuhlgewitter“ (neudeutsch: Shitstorms) aus, die über die Bahn hereinbrechen würden, hätte man anno 2022 wieder solch einen Bahnverkehr durch das obere Grüna geleitet.
BÜ Illings Weg (km 13,78 CWd)
Anst Flachsaufbereitung Türk & Co. / BÜ Bergstraße (km 10,75 / 10,77 LWd; km 13,89 / 13,91 CWd)
Unmittelbar vor dem Bahnübergang Bergstraße befand sich die Anschlussweiche.
Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts befand sich an diesem Standort eine Bleicherei für Leinwände. Nach mehreren Besitzerwechseln firmierte der Betrieb 1935 als Flachsaufbereitungsanstalt Türk, Liebers & Co., ab 1938 Türk & Co. 1952 bis 1971 nutzte der VEB Zentrale Hechelei die Anlagen zur Flachsverarbeitung. Der Flachs wurde gehechelt, d. h., mit einem kammartigen landwirtschaftlichen Gerät (Hechel) wurden die Naturfasern gereinigt. Nachdem dies eingestellt wurde, nutzte der VEB Zentrales Rohstoff- und Ersatzteillager die Anlagen für die Textilindustrie. 1991 erfolgte die Rückübertragung an Türk & Co. Die Nachfahren der Gesellschafter gründeten 1994 einen Büro- und Gewerbepark, der in Anlehnung an die Wurzeln den Namen „Alte Flachse“ GbR trägt. Einen Gleisanschluss besaß die „Flachse“ ab 1916. Die Gleisanlagen baute man zwischen den Weltkriegen mehrmals um. Seit 1967 bewegte eine Seilspillanlage die Güterwaggons im Werksgelände. Die erste Lokomotive der Lugauer Eisenbahnfreunde e.V., eine V 22 / LKM 261438, stand 1993 für mehrere Monate im Anschluss abgestellt. Die Anschlussweiche und das Anschlussgleis außerhalb des Werkszauns baute man Ende der 1990er-Jahre aus.
Wüstenbrand
SÜ Straße der Einheit / S 245 (km 11,39 LWd; km 14,53 CWd)
Die Straße überquert auf einer Betonbogenbrücke das Streckengleis. Unmittelbar nördlich befand sich das Einfahrsignal des Bf Wüstenbrand.
Bf Wüstenbrand (km 12,14 LWd; km 15,28 CWd; km 94,32 DW)
Nun haben wir die Strecke Küchwald – Wüstenbrand in fünf Beiträgen vollständig beschritten bzw. befahren. Wie geht es weiter? Teil VI wird sich voraussichtlich mit dem Gleisabbau beschäftigen. Ob darin auch schon der aktuell auf den ersten Etappen laufende Radwegbau inkludiert ist, steht noch nicht fest. Je nach dem wird es noch einen VII. Teil über die CWd geben. Die Ereignisse werden dann nicht mehr geografisch, sondern chronologisch geordnet sein.
Abkürzungsverzeichnis
Anst = Anschlussstelle Awanst = Ausweichanschlussstelle Bf = Bahnhof BR = (Lokomotiv-)Baureihe Bm = Bahnmeisterei Bw = Bahnbetriebswerk CO = Strecke Küchwald – Obergrüna CWd = Strecke Küchwald – Wüstenbrand DW-Linie = Strecke Dresden – Werdau EG = (Bahnhofs-)Empfangsgebäude ESTW = Elektronisches Stellwerk EÜ = Eisenbahnüberführung GS = Güterschuppen Hbf = Hauptbahnhof Kö = Kleinlok mit Dieselmotor und mechanischer Kraftübertragung Ks = Kombinationssignal Ldst = Ladestelle LEW = Lokomotivbau Elektrotechnische Werke „Hans Beimler“, Hennigsdorf LKM = Lokomotivbau „Karl Marx“, Babelsberg LWd = Strecke Limbach (Sachs) – Wüstenbrand RGW = Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe Sh 2 = Schutzhalt (ein Schutzsignal) SKL = Schwerkleinwagen SÜ = Straßenüberführung VEB = Volkseigener Betrieb (Rechtsform in SBZ und DDR für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe) Z-Stellung = von der Ausbesserung zurückgestellt (was praktisch meist der endgültigen Außerbetriebnahme gleichkommt)
Danksagung
Folgende Personen haben durch Fotos, Informationen etc. zum Gelingen der CWd-Beitragsreihe beigetragen: Siegfried Bergelt Thomas Böttger Volker Dornheim Heinz Finzel (†) Carsten Friedrich Thomas Hälsig Stephan Häupel Matthias Hengst Jens Herbach Marco Heyde Sylvio Köstner Patrick Lohse Paul Mädler “lokpaul” André Marks Andreas Matschke Thomas May Günter Meyer (†) Dr. Manfred Meyer Ronny Meyer Ronny Preußler Tom Radics Herbert Reips Mathias Reips Lothar Schilde (†) Dirk Schüttler André “tt-bahner” Daniel Unger „Russpeter“ Heiko Vogler Außerdem: Heimatverein Grüna e.V. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Dafür ein herzliches Dankeschön!
Weiterführende Literatur und Links
Häupel, Stephan (2014): Chemnitz – Obergrüna. In: Machel, Wolf-Dietger (Hrsg.): Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland einst & jetzt. Loseblattsammlung. 104. Ergänzungsausgabe. München: GeraNova.
Schilde, Lothar (1997): Erinnerung an die Einweihung der Eisenbahnlinie Limbach – Wüstenbrand vor 100 Jahren, Teil 1. In: Rabensteiner Blätter. Nr.5 (3. Jahrgang). S.16-22.
Schilde, Lothar (2003/2004): 100 Jahre Industriebahn Chemnitz-Küchwald – Obergrüna, Teil 1-4. In: Rabensteiner Blätter. Nr.16-19 (9./10. Jahrgang).
Sie verfügen über weiteres, bisher unveröffentlichtes Bild- oder Filmmaterial, Anekdoten oder sachdienliche Informationen zur Strecke Küchwald – Grüna ob Bf oder Limbach – Wüstenbrand aus Betriebszeiten (1897-2003)? Dann kontaktieren Sie uns gern!
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Ich bin begeistert. 1. als Anwohner in Altendorf und zweitens als ehemaliger MA der DR Sfm. Ich könnte zum Thema Fernmeldekabel noch interessante Informationen liefern.
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Toller Artikel!
Im Bild 194 finde ich erstaunlich, dass das Signal noch gelb leuchtet, obwohl die Trasse gar nicht mehr befahren werden kann…
Ja, die Signale in Wüstenbrand waren bis zur Demontage Ende September 2014 in Betrieb.
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