Baureihe 219/229 – U-Boote [Update 09/2015]

Gehasst, geliebt, Kult! Kaum eine Lokbaureihe polarisiert so stark wie der aus Rumänien importierte sechsachsige Großdiesel mit den Bullaugen an den Seitenwänden. Unter anderem als Ablösung für die letzten Dampfloks der BR 95 im Thüringer Wald vorgesehen, hatte die Baureihe 119 bei den „Fans“ sowieso schon einen schweren Stand. Der katastrophale Zustand bei der Inbetriebnahme war aber auch für die Personale ein Greuel. Erst durch die sukzessive „Germanisierung“ der Loks, konnte eine halbwegs zuverlässige Maschine daraus werden, Ausfälle blieben aber weiter eher Regel als Ausnahme. Mit der Auslieferung von 119 200 endete 1985 nach neun Jahren die 119-Produktion. Zu diesem Zeitpunkt fielen die beiden Baumuster 119 001 und 002 schon dem Schneidbrenner zum Opfer. Nach der Wende konnten zahlreiche im RAW Chemnitz „auf dem Rand“ stehende 119-Wracks nochmals einen zweiten Frühling erleben, denn Ersatzteile gab es nun in Hülle und Fülle. Allerdings währte der Höhenflug der seit 1992 als Baureihe 219 bezeichneten U-Boote nur noch ein Jahrzehnt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden schnellstmöglich alle Maschinen aus dem Verkehr gezogen. Eine Hand voll Loks überlebte bei DB-Töchtern oder als Museumsstück.

Im Jahr 1991 begegnete der Autor erstmals dem „U-Boot“ in Form von 119 038, welche damals beim Bw Aue beheimatet war, im Chemnitzer Hbf (Auer 119 hatten damals einzelne Planleistungen auf der KBS 525). Um ehrlich zu sein, es war keine „Liebe auf den ersten Blick“, denn die BR 99.23-24 und 99.77-79 (oder Dampfloks generell) hatten damals oberste Priorität. Neun Jahre später sah es schon anders aus. Das Flickenteppich-Lackmuster war eine typische Erscheinung der späten 1980er bis frühen 90er Jahre. Ab der zweiten Untersuchungsperiode wurden auch die Rahmen und Schienenräumer grau lackiert. Im Vergleich zur Museumslok 119 158 (s. u.) fallen auch die fehlenden Steckdosen und die andere Form der Lampenglas- und Fenstereinfassungen auf. 119 038 wurde nur 22 Jahre alt.

Geschichte

Aufgrund eines RGW-Beschlusses (Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe) durften Großdieselloks (mit mehr als 1500 PS Leistung) ab 1976 nicht mehr in der DDR produziert werden. Die Nachfolgerin der BR 118 musste deshalb zwangsläufig aus einem „Bruderland“ importiert werden. Die (D)DR hätte mit den Erfahrungen aus der BR 118 sicher die bessere 119 bauen können!

Wichtige Kriterien bei der Konzeption waren die geringe Achslast (16 t) und die elektrische Zugheizung. Schließlich wurde die Bukarester Lokfabrik „23. August“ mit der Produktion beauftragt. Einige Komponenten wurden aus anderen Ländern zugeliefert (z. B. die Strömungsgetriebe aus der DDR). Die Probleme bei der Inbetriebnahme gingen über „Kinderkrankheiten“ hinaus. Nach und nach wurde ein Großteil der Technik umgebaut und „eingedeutscht“, u. a. die Motoren und die Achsaufhängung. Aus Mangel an Ersatzteilen wurden einige Loks schon nach kurzer Einsatzzeit zu Ersatzteilspendern degradiert. Erst nach 1990 konnten die zum Teil jahrelang im RAW Chemnitz vor sich hin gammelnden Loks reaktiviert werden. Die Fahrzeuge erhielten ab 1988 nochmals neue Motoren, die jüngste 12 KVD-Variante (A5), verbunden mit nochmaliger Leistungssteigerung. Außerdem wurde ein Großteil der Loks ab 1994 mit Zeitmultiplexer Wendezugsteuerung (ZWS) und – sofern nicht schon vorhanden – Doppeltraktionssteuerung (ZDS) ausgerüstet. Die Aufteilung der DB AG in Geschäftsbereiche brachte ab 1998 die Zuordnung zu DB Regio und damit den (fast vollständigen) Wegfall von Güterzugleistungen. Durch den harten Wendezugdienst mit „ständigem Auf und Ab zwischen Leerlauf und Höchstdrehzahl“ stiegen die Ausfälle wieder an, Motorbrände waren keine Seltenheit. Ab 2000 schrumpften die Einsatzgebiete durch die Beschaffung neuer Triebwagen und die Privatisierung oder Stilllegung von Strecken rapide. Die letzten Hauptuntersuchungen an 219ern wurden im Sommer 2000 im Werk Chemnitz ausgeführt. Ab 2002 begann die organisierte Verschrottung in Köln, Espenhain und Chemnitz.

Das älteste noch existente Exemplar ist 219 003. Sie gehört dem DB Museum Nürnberg und ist seit 2002 im Sächsischen Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf untergebracht. In das orientrote Farbschema mit dem prägnanten Frontlatz wurden die Loks nur im Untersuchungszeitraum 1996/97 umlackiert.
Blick auf Führerstand 2 von 219 084. Rechts das Bedienpult, links das Nebenführerpult.
Ebenfalls am Beispiel von 219 084, ein Blick in den Maschinenraum auf eines der beiden Antriebsaggregate (12 KVD 21 AL-5). Ausgeliefert wurden alle 200 Loks noch mit je zwei M 820 SR (12-Zylinder-Viertakt-Dieselmotor). Nach zahlreichen Schäden begann bereits 1983 die Umrüstung auf Motoren vom VEB Kühlautomat Berlin-Johannistal.
Wenn auch der Dienst auf der 119/219 sicher nicht immer einfach war, das Personal kam mit ihr zurecht und bewies häufig Einfallsreichtum. Ein Bild aus den letzten Plantagen beim Werk Erfurt: Nachdem 219 125 den Hbf noch mit einer intakten Anlage erreichte, wird für die Rückfahrt nach Gera 219 084 vorgespannt. Sie blieb bis 2015 für sporadische Dienste bei DB Regio Erfurt aktiv.
Ein optisches Detail: Die Anordnung des oberen Spitzenlichts wurde bis Ordnungsnummer 115 an der Dachstirn mit der markanten „Kramermütze“ integriert. Ab 119 116 rutschte der Scheinwerfer unter die Frontfenster. Hier die beiden Bauarten anhand von 219 090 und 117 im Vergleich (Weimar, 2003).

Die Baureihe 229

Zwanzig Maschinen wurden ab 1992 bei Krupp in Essen besonders aufwändig modernisiert. Sie erhielten leistungsstärkere Motoren (MTU) und die Höchstgeschwindigkeit konnte von 120 auf 140 km/h gesteigert werden. Die Loks wurden zunächst im Intercity-Verkehr von Berlin (Bw Pankow) aus eingesetzt. Bis 1995 waren die gröbsten „Fahrdrahtlücken“ im Fernverkehrsnetz geschlossen, sodass die Maschinen nach Erfurt umstationiert wurden. Hier gab es nun überwiegend Nahverkehrsaufgaben und einzelne Interregio-Leistungen zu bespannen. 2000-2001 wurden alle 229 nach nicht einmal einem Jahrzehnt Einsatzzeit abgestellt. Einzelne Maschinen fanden im Güter- und Bauzugdienst bei DB-Tochterunternehmen ein neues Aufgabengebiet. Ein Verkauf an private Eisenbahnverkehrsunternehmen war damals verpönt und so wanderten die teuren Loks mehrheitlich in den Schrott.

Das Raw/AW Chemnitz war DIE Institution in Sachen 119-Unterhaltung. Nur wenige 229 erhielten nochmals die Hauptuntersuchung, allerdings vollbrachte das Werk mit dem Neuaufbau der 1993 verunfallten 229 113 einen Geniestreich. 229 126 und 147 bekamen 2003 noch eine Chance bei DB Bahnbau, aufgenommen in der Richthalle im Mai 2003.

Der Prototyp 219 158

1999 bis 2001 entwickelte das DB Cargo-Werk Chemnitz eine nochmals völlig modernisierte Variante der Baureihe 219 mit u. a. modernen Führerständen, Caterpillar-Dieselmotoren (je 1500 kW) und Fahrgastinformationssystem (digitale Zugzielanzeige). Der Umbau erfolgte an der Unfalllok 219 158. Als die Lok ihre ersten Probefahrten absolvierte, war aber schon klar, dass den sechsachsigen Großdieselloks kein dritter Frühling mehr vergönnt sein würde. DB Regio zog die Beschaffung neuer Triebwagen vor. 219 158 wechselte, abgesehen von Probefahrten, ohne einen regulären Einsatz in den Bestand des DB-Museums Nürnberg und erhielt 2003 eine Lackierung im DR-Farbschema (Auslieferungszustand mit schwarzem Rahmen). Immerhin ist „Goliath“ auch im Jahr 2015 noch vor Sonderzügen im Einsatz.

Auch wenn 219 158 seit 2003 wieder im Originaldesign erstrahlt, hat sie nur noch das Äußere mit einer „echten“ 119 gemein. Einzig die beiden Lüftergitter unterhalb der mittleren Bullaugen enttarnen das Einzelstück (Stützerbach, 2008).

Die letzten Einsatzgebiete

Im Jahr 2000 waren U-Boote noch in den Werken Chemnitz, Cottbus, Erfurt (BR 229), Gera, Görlitz, Halberstadt, Leipzig Süd und Rostock zu Hause. Der Stern der Baureihe befand sich jedoch im Sturzflug, denn im Juli 2000 endete mit 219 091 und 219 025 die Durchführung von Hauptuntersuchungen. Mitte 2001 löste man das Werk Chemnitz auf und gab den Bestand an Leipzig Süd ab, ehe ein Jahr später auch dort die 219-Beheimatung aufgegeben wurde. Halberstadt und Görlitz hatten bis Ende 2002 nur noch einzelne Exemplare im aktiven Bestand. Auch in Rostock wurden die 219 im Jahr 2001 überflüssig. Erfurt erhielt mit der Auflösung des Werks Gera dessen Restbestände ab Juli 2002 und wurde zum Auslauf-Bw. (Details zu den letzten Tagen in Cottbus und Erfurt s. „Abschied“)

Halberstadt (1983-1989, 1998-2002)

Die zweite Beheimatungsperiode der 219 in Halberstadt hatte die Relation Magdeburg – Halberstadt – Thale als Kerneinsatzgebiet. Ab 2001 drängte die BR 218 in das 219-Revier ein. 2002 waren nur noch 219 165 und 197 aktiv, welche im Dezember ihren Dienst quittierten.

219 197 erreicht am 01.12.2002 den Knoten Halberstadt von Magdeburg kommend.

Cottbus (1998-2003)

Cottbus ist nach Aufgabe des Bh Berlin-Pankow 219-Einsatzstelle geworden. Einsatzstrecken waren u. a. Cottbus – Forst, Angermünde – Schwedt (Oder) und Berlin-Lichtenberg – Küstrin-Kietz. Am 14.12.2002 endete der Planeinsatz. Als eiserne Reserve wurden drei Loks noch bis Mitte 2003 vorgehalten.

Am 02.05.2003 stehen 219 043 und 112 im Werk Cottbus auf „standby“.

Leipzig Süd (1999-2002)

Zum 1. Juni 1999 erhielt die Messestadt einen Großteil der Chemnitzer Loks. Leipziger Personal war aber schon ab 1996 auf deren 219ern aktiv. Der Personenzugverkehr nach Meißen via Döbeln/Nossen und der „Bäderexpress“ nach Bad Brambach sowie der mit Chemnitzer Loks geteilte RE-Verkehr zwischen beiden sächsischen Großstädten waren die Einsatzschwerpunkte.

219 046 schied im Juni 2001 als letztes Exemplar im alten Farbschema aus dem Plandienst aus. Am 05.05.2000 war sie noch im RE-Verkehr Chemnitz – Leipzig eingesetzt und gerade in Höhe des Güterbahnhofs Küchwald unterwegs.
Endzeit für die 219 im Werk Leipzig Süd am 20.06.2002: 219 093 ist bereits „geXt“ und 219 016 hat nur noch wenige Einsatztage vor sich.

Chemnitz (1993-2001)

Nach Dresden und Aue erhielt Chemnitz als dritte Dienststelle der Rbd Dresden zu Jahresbeginn 1993 die ersten 219. Stammleistungen waren u.a. der Kesselganzzugverkehr von/nach Hartmannsdorf (b. Chemnitz) und die RSB/RE nach Leipzig. 1998 bis 2000 kamen die U-Boote auch planmäßig auf der Flöhatalbahn nach Neuhausen und Marienberg im RB-Verkehr. Bis 1998 waren die Loks auch häufig im Güterverkehr (Cargo-Bedienung) auf den Nebenbahnen rund um Chemnitz anzutreffen. Mit der Auflösung des Standortes im Juni 2001 wurden die verbliebenen 219 nach Leipzig Süd abgegeben oder direkt ausgemustert. Für die Statistik: Der Prototyp 219 158 war noch bis Sommer 2003 offiziell in Chemnitz stationiert.

Neben den 20 Loks der BR 229 erhielten auch elf in diesem Zeitraum im Raw Chemnitz völlig neu aufgebaute 219 diese ansprechende Lackierung. 219 182 hat am 15.10.2000 die letzte verbliebene Chemnitzer Planleistung, einen Regionalexpress nach Leipzig, am Haken (bei Chemnitz-Borna). Bis Mitte 2002 teilten sich die 219 auf dieser Relation die Traktion abwechselnd mit VT 628, BR 218 und schließlich VT 612.

Görlitz (1994-2002)

Nachdem das Bw Zittau ab 1994 dem Bh Görlitz angegliedert wurde, waren hier 219 stationiert. Die Einsatzgebiete blieben davon unberührt (u.a. Zittau – Dresden/– Görlitz, Görlitz – Dresden/– Cottbus/– Hoyerswerda). Die Beschaffung von VT 612 und 642 und die Stilllegung bzw. Privatisierung von Nebenstrecken machten die Loks schließlich entbehrlich.

219 025 wurde Mitte 2002 noch von Leipzig nach Görlitz abgegeben. Am 15.09.2002 verlässt sie mit einem Wendezug nach Zittau den Görlitzer Bahnhof.

Gera (1981-1995, 1999-2002)

Als Ablösung der BR 118 kam die 119 ab 1981 u. a. nach Saalfeld, Leipzig, Mehltheuer und Greiz zum Einsatz. Eine bekannte Leistung war der Schnellzug D 900/903 (Dresden – Katzhütte), der ab Glauchau mit 119 bespannt wurde. Zwischen Mai 1995 und März 1999 wurde der Bestand an das Bh Saalfeld abgegeben und anschließend wieder übernommen. Auf die Einsatzgebiete hatte das keinen merklichen Einfluss. Am 1. Juli 2002 wurden die letzten Loks nochmals nach Erfurt umstationiert. Im Laufe des Jahres 2002 waren die meisten Stammstrecken schon fest in der Hand von VT 642 und 612.

Am 24.02.2002 verlässt 219 115 mit einem Wendezug nach Leipzig den Geraer Hbf. 219 115 ist die letzte Lok mit „Kramermütze“, ab 219 116 wanderte das dritte Spitzenlicht unter die Frontfenster.
Nach der Ausmusterung der BR 229 wurden die Loks 2001 im Bh Gera abgestellt. Vor dem Rundhaus haben 229 147, 188, 100, 184, 126 und 118 Aufstellung genommen. Immerhin drei Loks entgingen dem Schneidbrenner, 229 126 wurde erst 2011 in Bremen-Sebaldsbrück verschrottet. (Aufnahme vom 13.07.2002)

Erfurt (BR 229: 1995-2001; BR 219: 1998-2001, 2002-2015)

Im Frühjahr 1995 bekam Erfurt alle 20 Berliner 229 und setzte diese im RE- und IR-Verkehr ein (u. a. Weimar – Chemnitz und Erfurt – Schweinfurt). Der 229-Planeinsatz endete mit dem Fahrplanwechsel am 9. Juni 2001 und der Einstellung des Interregio „Rennsteig“ (2403/2402). Wenig später wurden alle Loks abgestellt.

Die 219-Beheimatung begann im Mai 1998 mit der Übernahme von Saalfelder Maschinen, welche u. a. zwischen Meiningen und Eisenach die 202 und 232 verdrängten. Ab 1999 wurde die BR 213 zwischen Erfurt und Ilmenau ersetzt. Nach einjähriger Abstinenz wurde dem Bh Erfurt am 1. Juli 2002 schließlich wieder die 219-Stationierung zu Eigen. Ab 2003 war Erfurt schließlich das letzte 219-Reservat von DB Regio. 219 084 wurde noch gut elf Jahre als „Mädchen für alles“ in Erfurt betriebsfähig vorgehalten.

Im Sommer 2000 kam die BR 229 noch im RE-Verkehr bis Glauchau (17.07.2000). 229 126 fand ab 2003 nochmals Verwendung bei DB Bahnbau, wurde allerdings acht Jahre später im AW Bremen verschrottet.
Durch Ausfälle bei den VT 612 kamen die Erfurter 219 im Jahr 2003 nochmals zu einigen Zugehren zwischen Erfurt und Gera. 219 159 passiert am 14.06.2003 das Geraer Einfahrsignal.
219 084 war als letzte „Original-219“ auch anno 2014 noch im Einsatz. Am 05.07.2009 brachte sie einen Zusatz-RE zum Schneekopf-Gipfeltreffen von Erfurt nach Oberhof und eilt durch Haarhausen.

Abschied auf Raten

Bei keiner anderen Baureihe der modernen Traktion in dieser Größenordnung (stückzahlenmäßig) dürfte es einen so rigorosen „Ausrottungsprozess“ gegeben haben. Ähnlich erging es seinerzeit höchstens der Ellokbaureihe 150 der ehemaligen Deutschen Bundesbahn. Der DB AG passte die zweimotorige Streckendiesellok aus Ost(block)produktion nicht mehr ins Konzept. Auch nicht die für teuer Geld 1992/93 völlig neu aufgebauten 229, welche schon 2001 abgestellt worden sind. Waren im Jahr 2000 noch etwa 140 Maschinen (zzgl. den 20 229ern) im Unterhaltungsbestand, schrumpfte die Zahl bis Jahresbeginn 2003 etwa auf ein dutzend aktiver Maschinen, die sich auf die Werke Cottbus und Erfurt verteilten. Die abgestellten Maschinen aus Leipzig Süd, Halberstadt, und Gera/Erfurt wurden zumeist nach wenigen Wochen oder nur Tagen Abstellzeit zur Verschrottung nach Köln-Deutz oder Espenhain abgefahren. Wenige Maschinen zerlegte man in den Werken vor Ort, so 219 004 in Leipzig Süd und 219 006 in Gera. Im AW Chemnitz wartete Anfang 2003 noch eine Reihe von 219/229ern, welche schon länger abgestellt waren, auf ihr Schicksal.

Am Wochenende 30.11./01.12.2002 gab es die offiziellen 219-Abschiedsfahrten von DB Regio Berlin/Brandenburg. An beiden Tagen fuhr ein Zusatz-RE zwischen Berlin-Lichtenberg und Wernigerode/Quedlinburg. Während 219 192 und 013 am ersten Tag kurz nach Ankunft in Halberstadt ausfielen, klappte am Folgetag mit 219 043 und 112 alles problemlos. Das Bild zeigt den Zug am 01.12.2002 kurz nach der Ankunft in Halberstadt, gleich wird er für die Weiterfahrt nach Wernigerode bzw. Quedlinburg geteilt.

Cottbus hatte mit Planwechsel zum 15.12.2002 seine letzten 219-Planleistungen zwischen Angermünde und Stettin/– Schwedt verloren. 219 043, 074 und 112 waren noch als eiserne Reserve vorhanden.

219 043 machte sich am Abend des 03.05.2003 noch als Rangiergerät im Werk Cottbus nützlich.

Auch das Werk Erfurt hatte Anfang 2003 zunächst keine 219-Leistungen mehr. Vorgehalten wurden damals noch 219 029, 059, 084, 125, 139 und 159. Mehrere 612-Ausfälle führten dazu, dass für die 219 im Februar 2003 wieder ein zweitägiger Umlaufplan auf der Holzlandbahn Gera – Weimar – Erfurt (sowie ein abendliches Zugpaar Gera – Greiz) erstellt wurde. Die „Fans“ pilgerten nun scharenweise nach Thüringen, bei bestem Winterwetter entstanden sicher viele schöne Aufnahmen.

Nachdem der o. g. Umlaufplan (zwei Plantage) im März offiziell wieder endete, war zumindest eine 219 weiterhin regelmäßig auf der Holzlandbahn anzutreffen, da die VT 612 ebenso unzuverlässig liefen, wie einst ihre Vorgängerin zu Anfangszeiten. Das 219-Internetforum, betrieben vom Halberstädter Stefan Lorenz, war damals eine wichtige Anlaufstelle, um Informationen über aktuelle Einsätze zu erhalten. Im Juni standen mit 219 029, 059, 084, 125 und 159 noch fünf Loks zur Verfügung. Die RE-Einsätze im Holzland gingen im August endgültig zu Ende. 219 084 wurde abgestellt. Die restlichen vier Loks bestritten bis Oktober/November 2003 noch einzelne Sonderleistungen, dann war endgültig Schluss – oder doch nicht?

Am 07.06.2003 konnte zunächst 219 125 im RE-Verkehr angetroffen werden. Von Gera kommend schiebt sie einen Planzug in den Bahnhof Göschwitz. Auch diesen Bahnübergang gibt es schon lange nicht mehr.

Einen würdigen 219-Abschied veranstaltete auch DB Regio Erfurt zusammen mit dem TEV Weimar am 11./12.10.2003. Mit einer Parade aus teilweise schon ausgemusterten Loks wurde im Bw Weimar die 219 offiziell verabschiedet.

Die Weimarer Parade v.l.n.r.: 219 059, 084, 090, 117, 139, 189 und die frischgetaufte Museumslok 119 158. 219 159 war an diesem 11.10. noch mit einer Sonderleistung in Nordhausen im Einsatz und stieß erst einen Tag später hinzu. 219 090, 117 und 189 traten die Woche darauf direkt die Reise zur Verschrottung nach Espenhain an, 219 139 folgte wenig später.

Die Verschrottung

Die organisierte Verschrottung von ganzen Lokzügen der Baureihe 219 begann im Jahr 2002 in Espenhain. Dort wurden nahezu alle Leipziger und Geraer, sowie einige Chemnitzer und Erfurter Loks zerlegt. Die Halberstädter und Cottbuser Loks wanderten nach Köln-Deutz zur Zerlegung im Hafen und die schon seit 2000 durch einen Unfall in Ilmenau stark beschädigte 219 040 wurde 2004 in Erfurt-Nord zerschnitten. Im August 2003 begann auch im AW Chemnitz die Verschrottung von den verbliebenen 219. Bis Oktober wurden dort 219 009, 017, 021, 034, 037, 042, 049, 072, 075, 109, 119, 134, 135, 142, 143, 161, 164, 180, 196 und 200 liquidiert. Anschließend ging es auch den „Edel-U-Booten“ 229 102, 106, 113, 144, 170, 171 und 193 an den Kragen. In Espenhain wurden schließlich 229 118, 128 und 186 ins Jenseits befördert.

Auch wenn nur noch „219 2..“ zu erkennen ist, lässt sich dieser Trümmerhaufen eindeutig als 219 200 identifizieren, schließlich war sie die einzige 219 mit 200er-Ordnungsnummer. Am 08.09.2003 war für sie schon alles zu spät.
Traurig blickten die 219 in ihren letzten Tagen drein. So auch die schon arg gerupfte 219 134, welche fast symbolisch allmählich im Schatten abtaucht.
219 135 konnte am 15.09.2003 nicht „fertiggestellt“ werden.
Eine Woche später hat es 219 196 erwischt.
219 037 am 17.10.2003 auf dem Zerlegeplatz.
Auch die Baureihe 229 wurde ab Ende 2003 zur Verschrottung frei gegeben. Für die Anfang der 1990er Jahre neu aufgebauten Loks wollten sich partout keine Einsatzgebiete finden. Am 16.11.2003 steht 229 171 weitgehend entkernt auf dem Zerlegeplatz.
Auch für die 1993-94 nach einem schweren Unfall nochmals neu aufgebaute 229 113 gibt es keine Hoffnung mehr. Am 24.12.2003 wartet sie vor der Richthalle des AW Chemnitz auf ihre letzte Reise.
Die drei zuletzt in Erfurt Gbf hinterstellten 229 118, 128 und 186 wurden im Februar 2004 in Espenhain zerlegt.

Erhaltene Exemplare

Neben den schon gezeigten 219 003, 219 084 und „119 158“ haben einige weitere 219/229 überlebt. Zum Jahreswechsel 2001/02 übernahm die Mitteldeutsche Eisenbahn GmbH (MEG) zunächst 229 120 und 173, sowie 229 184 und 199 als Ersatzteilspender. DB Bahnbau holte Anfang 2003 229 100, 126, 147 und 181 aus der Abstellung und verpasste ihnen ein zitronengelbes Farbkleid. 229 100 kam jedoch nur noch wenige Monate bis Fristablauf zum Einsatz, während die anderen drei Maschinen im Werk Chemnitz nochmals eine Hauptuntersuchung erhielten. Der Thüringer Eisenbahnverein e.V. im ehemaligen Bw Weimar (TEV) entwickelte sich ab 2003 zu einer musealen Heimstätte für weitere 229er. 229 188 wurde als offizielle DB-Museumslok hier untergestellt und erhielt eine Lackauffrischung. Ebenso trafen 2006 bzw. 2008 die nicht mehr benötigten 229 100 (bis 09/2015) und 199 hier ein. Schließlich wurde der zweite Ersatzteilspender der MEG, 229 184, im Jahr 2013 zu dem Verein Geraer Eisenbahnwelten e.V. ins ehemalige Bw überführt. 219 084 hat seit Juni 2015 ebenfalls beim TEV Weimar ihre Ruhestätte gefunden. 229 147 ist nun wieder im Ur-229-Farbkleid für Cargo Logistik Rail Service GmbH (CLR) im Einsatz, 229 181 wird ihr nachfolgen.

Seit über zehn Jahren kommt 119 158 vor Sonderreisezügen aller Art in Deutschland zum Einsatz. Am 21.02.2004 war sie mit dem Berliner Zug nach Johanngeorgenstadt unterwegs, Durchfahrt Breitenbrunn.
Zur Internationalen Luft-und Raumfahrtausstellung (ILA) 2010 wurde ein kostenloser Pendelverkehr zwischen Berlin-Lichtenberg und dem Ausstellungsgelände eingerichtet. Zum Einsatz kamen vier Zuggarnituren, davon zwei bespannt mit 219. 1992 bis 2010 fand die ILA alle zwei Jahre auf dem Südgelände des Flughafens Berlin-Schönefeld statt. Dieser Standort wich anschließend dem Flughafenausbau und wurde ab 2012 durch den neuen Standort Selchow im Nordwesten des Flughafens ersetzt. Die Pendelzüge verkehrten 2010 letztmals über die „Kerosinbahn“ Berlin-Grünau – Diepensee. Am 12.06.2010 trafen sich 119 158 und 219 084 im „ILA-Bahnhof“ unweit des Ausstellungsgeländes.
Im ehemaligen Bw Weimar fanden 229 100 und 188 eine neue Heimstätte. 229 100 hat diese allerdings Ende September’15 gen Magdeburg verlassen (Ersatzteilspender CLR).
Ab 2003 kam 229 147 für DB Bahnbau (heute Teil der Bahnbau Gruppe) vor Bauzügen zum Einsatz. Am 29.05.2010 war sie mit einem Gleisbettreinigungszug in Reuth (b. Plauen) unterwegs. Im Juni 2015 hat die Deutsche Bahn die bereits seit einiger Zeit abgestellten 229 147 und 181 an Cargo Logistik Rail Service GmbH (CLR) verkauft.
Die bei der MEG eingestellten 229 120 und 173 wurden in deren Nummernsystem als „301“ und „302“ eingegliedert. Sie behielten ihr verkehrsrotes Farbkleid, wurden aber durch Bauchbinde und kleinen Latz wieder an das alte Farbschema angepasst. Am 16.02.2012 war 302 mit einigen Ea-Wagen bei Himmelhartha unterwegs. Auch bei der MEG ist der 229-Einsatz mittlerweile nahezu beendet.
Die von CLR übernommene 229 147 erstrahlt seit Sommer’15 wieder in den typischen Farben. Am 13.09.2015 war sie mit Sonderzügen auf der Anschlussbahn im Magdeburger Hafen unterwegs.
Blick auf die im AW Chemnitz abgestellten Erfurter 219 029, 059, 125 und 159. Rechts im Hintergrund steht noch 229 193. Von Februar bis November 2004 waren diese Loks hier abgestellt, ehe sie nach Rumänien/Bulgarien abtransportiert worden sind.

Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die U-Boote bei Eisenbahnern und Eisenbahnfreunden eine doch recht große Fangemeinde besitzen. Es konnten einzelne Exemplare vor dem Schneidbrenner gerettet werden und die Einsätze der letzten aktiven Vertreter werden lückenlos dokumentiert. So schlecht, wie sie häufig geredet wird, war und ist die 119/219/229 eben doch nicht gewesen. Schließlich hat sich auch bei ihrer Ablösung gezeigt, dass die heutigen „Qualitätsprodukte“ oft nicht minder unzuverlässig bei der Indienststellung waren bzw. sind. Bleibt zu hoffen, dass den letzten U-Booten noch ein langes (aktives) Leben beschieden sein wird. Ahoi!

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2 Antworten

  1. Jürgen Lehmann sagt:

    Und wo ist die 119 060 abgeblieben.MfG J.Lehmann

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