Relikte des Thumer Schmalspurnetzes, Teil I: Die Wilischtalbahn Wilischthal – Ehrenfriedersdorf/Thum

Einleitung

Die meisten Leser werden mit dem Begriff „Thumer Netz“ etwas anfangen können. Diese Beitragsreihe soll keine klassische Streckenabhandlung sein. Zu diesem Zweck gibt es mittlerweile zahlreiche, sehr gute Literatur (siehe Quellenverzeichnis). Dennoch sind ein paar einleitende Angaben wohl der Vollständigkeit halber Pflicht:

Im Grunde handelt es sich bei dem Thumer Schmalspurnetz um zwei Bahnlinien. Die Strecke Schönfeld-Wiesa – Thum – Meinersdorf (SM-Linie) und die Strecke Wilischthal – Thum (WT-Linie). Netzcharakter hatte das, weil an drei Punkten eine Anbindung an das Regelspurnetz bestand. Schönfeld-Wiesa und Wilischthal liegen an der 1866 eröffneten Linie Annaberg – Flöha (AF, heute KBS 517), Meinersdorf an der 1875 eröffneten Linie Chemnitz – Adorf (CA, heutige KBS 524, bis Aue). In Thum war der Betriebsmittelpunkt der insgesamt 43 Kilometer langen 750-Millimeter-Schmalspurherrlichkeit. Zwischen Zschopau- und Zwönitztal erschloss das „Thumer Bahn’l“ einen reizvollen Landstrich des Erzgebirges und leistete in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen erheblichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung der Region.

Sowohl die Entstehung als auch der Niedergang der Schmalspurbahnen um Thum erfolgten etappenweise. Das und viele weitere Informationen werden wir uns Stück für Stück anhand der Bilder und Bildtexte „erwandern“.

Biografischer Bezug zum Thumer Netz

Rein kalendarisch hätte ich den Schmalspurbahnbetrieb um Thum nur noch bei der Wilischthaler Anschlussbahn „erleben“ können. Zu deren Stilllegung, 1992, war ich gerade einmal fünf Jahre alt. Ohne das Thumer Netz also wirklich in Betrieb erlebt zu haben, interessiere ich mich seit rund einem Vierteljahrhundert gerade für diese Schmalspurstrecken besonders. Warum? Es gibt viele Gründe: Heimatliche Nähe, der Reiz des Verlorenen, … und die fotodokumentarische „Jagd“ nach den immer weniger werdenden Relikten. Zudem hat mein Vater die Strecken noch zu Betriebszeiten erlebt, wovon dieser Beitrag und potentielle folgende Teile profitieren werden.

Als Kind faszinieren einen wohl in erster Linie die Lokomotiven, … bei manchem bleibt das auch zeitlebens so. Und so galt mein Interesse zunächst vor allem den Großen unter den Kleinen, sprich den „VII K“ und den „Harzbullen“ respektive „Brockenloks“ (BR 9923-24). Mit IV K und sonstigen „Kleinloks“ konnte ich zunächst nicht so viel anfangen. „VII K alt“ (BR 9973-76) und „VII K neu“ (BR 9977-79) fielen mir nicht schwer zu unterscheiden. Obwohl als Kleinkind nie leibhaftig erlebt, zählten die Zittauer Schmalspurbahn und die Harzer Schmalspurbahnen zu meinen absoluten Favoriten. Auch die Fichtelbergbahn wusste zu begeistern, konnte ich doch hier die 9977-79 regelmäßig hautnah beobachten, beispielsweise bei einem Abstecher, wenn die Großeltern in Crottendorf besucht worden sind. Manchmal sind wir – mit Mutter und Schwesterchen – dann bis Kretscham-Rothensehma mitgefahren. Auch der 1987 gedrehte DEFA-Dokumentarfilm „Lokführer Zwirbel“ mit Christopher Wend in der Hauptrolle trug zur Faszination bei.

[1] Für die meisten Freunde des Thumer Netzes ist die Babelsberger Neubau-„VII K“ wohl DAS Fahrzeug schlechthin. Die 1’E1′-Lokomotiven bildeten schließlich ab 1954 für die letzten beiden Jahrzehnte des Thumer Netzes das Rückgrat im Bereich Traktion. 99 785 wurde im November 1954 direkt beim Bahnbetriebswerk Thum in Dienst gestellt. Als einzige ihrer Baureihe besaß sie zeitweise um 1960 einen Rauchkammerzentralverschluss. Bei der Fichtelbergbahn – der aktuellen Heimat von 99 785 – erinnerte man seit der Hauptuntersuchung 2010 mittels Attrappe an dieses Unikat. Leider verlor sie das Alleinstellungsmerkmal nach einer Untersuchungsperiode wieder. Nach 99 787 war sie die „VII K neu“ mit der längsten Verweildauer auf Thumer Gleisen.

Prägende Fachliteratur

Zum Kindertag 1994 bekam ich das Buch Das Thumer Schmalspurnetz (Bäzold 1993) von meinem Vater geschenkt. Damals war dies für mich freilich nur aufgrund der VII K- und Diesellokfotos von Interesse. Gefühlt war diese Bahn für mich als Kind schon „seit Jahrhunderten“ nicht mehr existent. Ganz ähnliche kindliche Gedanken schilderte Holger Drosdeck im zweiten Teil seiner FHWE-Broschürenreihe Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz auf Seite 58ff. (2. Auflage: S. 56ff.) als er in den 1980er-Jahren mit den sächsischen Schmalspurbahnen zunächst hauptsächlich durch die rare Fachliteratur in Berührung kam. Orte wie Zittau, Oybin und der Harz waren gefühlt am anderen Ende der Welt und die 1960er/70er-Jahre waren 1994 für einen Siebenjährigen eben sehr weit zurückliegend. Als Erwachsener nimmt man die zeitlichen und räumlichen Relationen ganz anders wahr. Eine Binse – und doch immer wieder faszinierend für mich!

Dass zur Eisenbahn deutlich mehr Interessantes gehört als nur Lokomotiven verstand ich erst Jahre später vollumfänglich. Somit rückten auch die nicht mehr existenten Linien in der Heimat immer stärker in den Blickpunkt des Interesses. Im Frühjahr 2002 bereiste ich mit meinem Vater die Reste des Thumer Netzes systematisch. Viele der 2002 aufgenommenen Zeitzeugen existieren heute selbst nicht mehr.

In diesen Zeitraum (04/2002) fällt noch ein weiteres Ereignis, das sich in meinem Gedächtnis fest eingebrannt hat: Im Rahmen meiner Konfirmation bekam ich von meinen Eltern ein Buch geschenkt. Dieses Geschenk – es war das soeben erschienene Buch Schmalspurbahnen um Thum (Häupel/Schramm) – traf wie kein Geschenk zuvor oder danach dermaßen ins Schwarze bei mir. Zum einen traf es meinen damaligen Interessenschwerpunkt vollstens. Denn im Vergleich zu meinem ersten Thumer Netz-Buch 1994 war für mich 2002 alles, was mit diesen Strecken zu tun hatte, hochinteressant. Zum anderen wusste ich bis zum Erhalt des Buches gar nicht, dass es erschienen war. Der Überraschungseffekt war somit riesig. Und wenn wir schon bei prägender Fachliteratur sind: Ebenfalls in dieser Zeit (03/2002) erschien ein anderes für mich bedeutendes Werk: ein Bildband mit Günter-Meyer-Fotos. Das Besondere daran war, dass dieser Band 3 (Frister 2002) den Schwerpunkt explizit nicht auf Fahrzeuge oder bestimmte Strecken legte, sondern auf die Vielfalt von (sächsischen) Bahnanlagen generell. Langfristig hat dieser Band mein bescheidenes fotografisches Schaffen wahrscheinlich am stärksten beeinflusst.

Das Literatursortiment zum Thumer Netz wird seit 2014 um eine Broschürenreihe erweitert, die bis dato fünf Folgen umfasst. Diese Broschüren können jedem empfohlen werden, der tiefer in die Thematik eintauchen möchte, da hier unzählige Details – nicht nur über die Bahn selbst, sondern auch das Zeitgeschehen und die Menschen in der Region – präsentiert werden. Oder einfach, um visuell noch einmal in die Thumer Schmalspurära einzutauchen.

Und wer schließlich nie genug bekommen kann, und auch von einer Megareizwelle in Bild und Text nicht überflutet wird, für den gibt es schließlich auch noch die Schmalspurbahn-Alben. Deren Konzept ist nicht mein Ding, aber für diejenigen, welche wirklich nahezu alle Fotos zu einem Streckenteil kompakt in einem Band haben möchten und welche auch beim 20. Foto aus derselben Perspektive auf den Bahnhof Thum oder Wilischthal nicht ermüden, für diejenigen ist diese Reihe exakt das Richtige.

Thumer Netz im Modell

Die Faszination, welche vom Thumer Netz ausging, hatte 2002 und 2004 auch ein paar Eigenbauten zur Folge. In H0e – Maße mehr oder minder „Pi mal Daumen“ – entstand an ein bis zwei Tagen Anfang April 2002 zunächst der Güterschuppen Jahnsbach (baugleich in Hst Gornsdorf und Hormersdorf) aus Pappe. Im jugendlichen Überschwang musste alles recht schnell gehen, für detaillierte Vorbereitungen fehlte die Geduld. Bald darauf entstand die markante Wartehalle Mittelherold (baugleich in Hp Geyer und Hp Auerbach) nach selbem Prinzip.

[2] Im April 2002 entstanden diese beiden Modelle aus Pappe. Links der Jahnsbacher Güterschuppen, rechts die Wartehalle aus Mittelherold. Höheren Ansprüchen genügen die Nachbildungen freilich nicht, dennoch sind sie eine schöne persönliche Erinnerung.

Im nächsten Thum-Zyklus* Anfang des Jahres 2004 entstanden spontan die Rautenträger der Wilischthaler Brücke. Mithilfe meines Vaters ist daraus im Laufe des Jahres ein Diorama entstanden. Dazu passend wurde noch die 199 007 aus Pappe gefertigt.

[3] Insbesondere der Ausflug zu den Resten der Wilischthaler Anschlussbahn im Januar 2004, von dem in diesem Beitrag noch einige Bilder folgen werden, inspirierte mich zum Nachbau der Wilischthaler Brücke. In einigen Schreibtischstunden entstanden die – gekürzten – Fachwerkträger aus Pappe und wurden – soweit ich erinnere – vor der Endmontage lackiert. Hier war schon ein bisschen mehr Ausdauer notwendig. Als dies geschafft war, war diese bei mir aber zunächst auch wieder erloschen. Zwar reichte es noch für eine Pappattrappe von 199 007 und die (Mit-)Gestaltung der Pfeiler und Widerlager. Alles weitere (Rohbau Pfeiler/Widerlager, Bohlen/Geländer, Wehr, Straßenbrücke, Landschaft) nahm mein Vater in die Hand. Auch dieses gut 20 Jahre alte Diorama ist nicht perfekt, aber mit etwas Feintuning auf jeden Fall eine Augenweide.

*Ein Freizeitthema wie „Thumer Netz“ ploppt bei mir zyklisch aller zwei, drei oder fünf Jahre auf. Dann beschäftige ich mich wieder zwei-vier Wochen am Stück hauptsächlich mit dieser Thematik, ehe irgendein anderer wiederkehrender oder neuer Themenbereich hobbytechnisch dominant wird. Und eben so ein Momentum war auch nötig, um diesen Beitrag nach Jahren in die Tat umzusetzen.

An dieser Stelle auch mal in eigener Sache ein herzlicher Dank an meine Eltern, die mir durch liebevolle Erziehung eine glückliche Kindheit ermöglichten und für meine Interessen (oder Spleens) stets Verständnis hatten bzw. mich unterstützten. Welch ein großes Glück!

Die Wilischtalbahn

Im Folgenden werden markante Punkte der Strecken Wilischthal – Oberherold – Ehrenfriedersdorf bzw. Oberherold – Thum vorgestellt. Am 15. Dezember 1886 nahm diese Linie mit Zweigstrecke als erste des späteren Thumer Netzes den Betrieb auf.

Streckenabschnitt Wilischthal – Oberherold

Bf Wilischthal (km 24,15 AF; km 0,0 WT)

[4] Schon knapp zehn Jahre außer Betrieb war der Schmalspurteil des Wilischthaler Bahnhofs am 29. März 2002. Der Blick in Richtung Thum / Flöha richtet sich auf das Empfangsgebäude, das den Schmalspur- vom reinen Regelspurteil abgrenzt. Ersichtlich sind die Fragmente von drei verschiedenen schmalspurigen Gleisen. In den letzten Betriebsjahren der Anschlussbahn bis 1992 waren davon lediglich noch die beiden vorderen Gleise befahrbar. Das ganz links im Vordergrund befindliche Gleis ist regelspurig. Links im Hintergrund kann man die Zschopaubrücke erkennen.
[5] Auch die Rollwagengrube existierte im März 2002 noch, wenn auch nicht mehr lange. Die regelspurige Zufahrt war Mitte der 1990er-Jahre gekappt worden. Als Zwischenstation der Zschopautalbahn war Wilischthal seinerzeit noch ein besetzter Bahnhof mit Ausfahrsignalen und Kreuzungsmöglichkeit.
[6] Das Vergleichsbild entstand einige Meter weiter in Richtung Annaberg. In diesem Bereich sind bis auf das Streckengleis der AF sämtliche Gleise verschwunden. Ein 642 fährt von Annaberg-Buchholz kommend durch. (04/2025)
[7] Nachdem am 27. Mai 1972 der Gesamtverkehr nach Thum eingestellt wurde, schrumpften die Schmalspuranlagen in den 1980ern auf drei Gleise zusammen. In den letzten Betriebsjahren der Anschlussbahn gab es nur noch eine Weiche. Diese wurde 1994 von der IG Preßnitztalbahn geborgen und fand beim Wiederaufbau des Abschnittes Schlössel – Schmalzgrube Verwendung. Videoaufnahmen von dieser Bergungsaktion können hier angeschaut werden.
[8] Gut 16 Jahre nach den Abbildungen [4], [5] und [7] hat die Vegetation im Wilischthaler Schmalspurteil drastisch zugenommen. Die Schmalspurgleisreste liegen aber weiterhin unverändert. Der (Regelspur-)Bahnhof ist im Jahre 2007 zum Bedarfshaltepunkt degradiert worden.
[9] Noch ein Blick in die Gegenrichtung im Januar 2004: Im Hintergrund ist die Betriebsmittelübergaberampe zu erkennen, welche zum Zeitpunkt der Aufnahme bereits gleislos war. Rechts dahinter stand bis 1989 der Güterschuppen. Ein Warnkreuz und ein Weichenhebel mitsamt Laterne trotzen der Zeit bis heute.
[10] Die im vorigen Bild links noch als Fragment erkennbare Weiche wurde hier ausnahmsweise von Siegfried Bergelt umgestellt, der dem gleichgesinnten Westbesuch Mitte der 1980er-Jahre die heimischen Schmalspurbahnen näherbrachte. Bei der Diesellok handelt es sich um LKM Nr. 250029, die in DR-Diensten die Nummer 199 007 erhielt, siehe auch [37].
[11] Dieselbe Stelle im April 2025: Auch im Bahnübergang liegt das Gleis noch. Das hölzerne Gebäude in Bildmitte beherbergte einst den Weichenwärter-Posten 3. Später war es der Aufenthaltsraum der Rangierer.
[12] Überregional bekannt ist diese Aussicht vom Affenstein auf das Zschopautal und den Bahnhof Wilischthal. Wer die Fotos von Günter Meyer aus dieser Position kennt, weiß, wie viel Eisenbahnbetrieb man hier einst beobachten konnte. Am 14. Dezember 1991 rollte 99 1586 noch einmal ganztags zu Fotozwecken auf der rund einen Kilometer langen Anschlussbahn.
[13] Der Blick vom Affenstein im Januar 2007: Ein Großteil der Spinnerei Matthes (VEB Draht- und Nagelwerk) ist bereits eingeebnet worden. Noch ist der Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter besetzt.
[14] Am 3. April 2018 wurde begonnen, die Zschopaubrücke (km 23,995 AF, rechts des Bildausschnittes) zu erneuern. Aus diesem Grund ist ein Bauzug mit 112 565 im ehemaligen Bahnhof zugegen. Der in Höhe Fabrik erkennbare Eisenbahndrehkran hat wenige Minuten zuvor einen der beiden neuen Brückenträger auf der Freifläche (siehe [6]) abgelegt. Im Schmalspurbereich fallen der entwickelte Nadelbaumbestand und die bis auf die Brückenträger zurückgebaute Zschopauquerung auf.

Zschopaubrücke (Länge: 72,3 m; km 0,08 WT)

[15] Der Blick auf die Zschopaubrücke in Richtung Thum im Januar 2004.
[16] Im Januar 2004 war die Wilischthaler Zschopaubrücke noch relativ vollständig erhalten und bereits gut ein Jahrzehnt befreit von jedweder Benutzung. Vater verweilt auf der benachbarten Straßenbrücke.
[17] Auch im Frühjahr 2023 stehen die Wilischthaler Zschopaubrücken einträchtig nebeneinander, jedoch nicht unverändert. Während die Straßenbrücke saniert worden ist, beraubte man die Bahnbrücke im Sommer 2009 des Gleises, der Bohlen und ihres Geländers.
[18] Noch einmal das Bergelt’sche Modell mit der deutlich gekürzten Brücke. Anhaltende Hitze scheint das Bett der Zschopau nahezu ausgetrocknet zu haben.
[19] Unmittelbar nach der Zschopauquerung verlief das Gleis in einem Linksbogen auf einer kleinen Stützmauer parallel zur Wilischthaler Straße (S 231), die wenig später niveaugleich gequert wurde. Den Zustand dieses Streckenstückes im Januar 2004 mit Blick nach Wilischthal zeigt diese Abbildung.
[20] Nachdem man das Gleis in diesem Bereich Mitte 2009 abbaute, brach man auch die Stützmauer ab. Im März 2021 erinnerte an dieser Stelle längst nichts mehr an die Wilischtalbahn.
[21] Das Signal G sicherte die Einfahrt des Bf Wilischthal von Thum her. Ende Mai 1972 wurde es demontiert, doch der Sockel des Signalmastes existiert noch am Originalstandort. Im zweiten Quartal 2023 ist das unscheinbare Überbleibsel von einem Thumer Eisenbahnfreund optisch aufgefrischt worden.

BÜ Wilischthaler Straße / S 231 (km 0,23 WT)

[22] Der Bahnübergang Wilischthaler Straße wurde im Laufe des Jahres 2004 (oder 2005) überteert. Warnkreuze oder sonstige Beschilderung, welche auf die noch vorhandene Gleisquerung hinwies, existierte im Januar 2004 längst nicht mehr. Der im vorhergehenden Bild gezeigte Signalsockel ist in Bildmitte erkennbar. Bis 27. Mai 1972 sah es hier so aus.
[23] Der Zustand am Bahnübergang im April 2025: Unter der Bitumendecke liegt das Gleis noch. Auf einer Länge von zirka 300 Metern liegt das Schmalspurgleis in Richtung Thum nach wie vor. Die Trasse senkt sich kontinuierlich ins Tal der Wilisch hinab.
[24] Zirka zwischen km 0,4 und 0,5 WT sichert eine Stützmauer zur Wilisch hin das Gleis. Der legendäre letzte Einsatz einer IV K auf diesem Streckenabschnitt, organisiert durch die IGP, fand am 14. Dezember 1991 statt. Die Kenner werden es wissen: An diesem Tag jährte sich die Eröffnung der Wilischtalbahn mit Zweigbahn nach Thum zum 105. Mal. Der offizielle Reiseverkehr startete zwar erst am 15. Dezember, jedoch erbat die Stadt Ehrenfriedersdorf am 14. Dezember 1886 einen „Extrazug“. Für die Planung der IGP spielte dieses kleine Jubiläum allerdings keine Rolle, es war reiner Zufall.
[25] Schätzungsweise bei km 0,55 WT endet das Gleis seit Mitte der 2000er-Jahre. Schrottdiebe haben sich hier bereichern wollen, indem sie die Schienen brachial herausrissen. Vor der „Vollendung“ konnte die Aktion gestoppt werden.

SÜ An der Schlösselmühle (km 0,79 WT)

[26] Der Gewölbebogen in Fahrtrichtung Thum am 9. April 2023. Nach der Unterquerung im Linksbogen kam die Papierfabrik rechterseits zum Vorschein. (Die SÜ Warnermühlweg im Stadtgebiet von Thum war im selben Stil erbaut worden.)

Anst Papierfabrik Wilischthal / VEB Patentpapierfabriken Penig, Werk III (km 1,26 WT)

Die Fabrik unterstand die meiste Zeit ihres Bestehens der Patentpapierfabrik in Penig. Die Anschlussweiche lag auf freier Strecke mit Abzweig in Fahrtrichtung Wilischthal. Um die Fabrik zu erreichen, musste die Wilisch auf einer Blechträgerbrücke überquert werden.

[27] Die Zufahrt zur Papierfabrik – unmittelbar hinter der Wilischbrücke beginnt das Werksgelände (01/2004).
[28] Anfang des Jahres 2004 waren die Anlagen der Papierfabrik schon teilweise abgebrochen. Der Werklokschuppen existierte noch. Rechts des Abgebildeten befand sich ein Schleifereigebäude mit Gleiszufahrt. Reste einer Kranbahn, welche vorrangig dem Kohleumschlag diente, sind erkennbar. In den 1980er-Jahren erneuerte man die Werksgleise umfangreich. Diese barg die IGP bis 1995 für ihre Zwecke im Preßnitz- und Schwarzwassertal.
[29] Die Papierfabrik Wilischthal besaß neben zwei Werkloks der Reihe V 10 C auch einige für interne Aufgaben vorgehaltene Werkswagen. Zu diesen zählte ein Schüttgutwagen der „Marke Eigenbau“, welcher 1985 auf dem Fahrgestell des OOw 97-20-06 entstand. Das Einzelstück hat im Sächsischen Schmalspurbahn-Museum Rittersgrün eine neue Heimat gefunden. Der links abgebildete zweiachsige Schneepflug 97-09-91 entstand 1955 im Raw Karl-Marx-Stadt aus dem Wagen 97-24-44. Nachdem der Schneepflug 1955-1960 (noch als 97-38-18 bezeichnet) bei der Trusebahn eingesetzt war, verdingte er sich einen Großteil seiner Winterdienstjahre ebenfalls im Thumer Netz. (Aufnahme vom Juli 2004)
[30] Noch einmal zurück in die Papierfabrik als noch Eisenbahnbetrieb herrschte – und was für einer: An besagtem 14. Dezember 1991 war es erkennbar bitterkalt. Doch der erahnbar allerletzte Dampflokeinsatz im Wilischtal dürfte die Herzen der Eisenbahnfreunde zum Ausgleich ausreichend erwärmt haben. Zu den Fahrzeugen: Links die V 10 C (LKM Nr. 250218) mit zwei Rollwagen, dahinter der Schüttgutwagen, daneben die kalte 99 1568 und die unter Dampf stehende 99 1586. Die am 22. November 1991 durch die IGP von der DR erworbenen IV K 99 1542 und 99 1568 sind aus Platzgründen zunächst in diesem Anschluss abgestellt gewesen. Hinter den IV K befindet sich der Werklokschuppen. In diesem war die zweite Werks-V 10 C untergebracht, die 1985 von der Papierfabrik in Schönfeld abgekaufte LKM Nr. 250337.

Hp Wilischau (bis 1914: Weißbach b. Zschopau; km 2,31 WT)

Wilischau war ein einfacher Haltepunkt, der am 22. Mai 1966 aufgegeben wurde. Abgesehen von der Hinweistafel erinnert nichts mehr an dessen einstige Existenz.

Hst Grießbach (Wilischtal) (bis 1910: Griesbach; km 3,73 WT)

Grießbach hatte einst drei parallele Gleise und fünf Weichen. Gleis 3 hatte eine stumpfe Fortsetzung gen Thum mit Ladestraße. 1905 bis 1933 war Grießbach betrieblich ein Bahnhof. 1910 erhielt dieser ein Stationsgebäude, das architektonisch denen in Hst Jahnsbach, Bf Hormersdorf und Hst Gornsdorf an der SM-Linie glich. Auch von dieser Station blieb vor Ort nichts der Nachwelt erhalten.

Gleich nach Verlassen der Station querte die Bahn erneut die Wilisch auf einer Blechträgerbrücke, wovon noch die Widerlager zeugen. Nach einer Straßenquerung verlief das Gleis einige hundert Meter unmittelbar neben der Straße nach Gelenau.

Anst Baumwollspinnerei A.G. (km 6,196 WT)

[31] Gut erkennbar ist der Niveauunterschied zwischen dem ansteigenden Verlauf des Anschlussgleises links und der Trasse nach Wilischthal im Gefälle. Links im Vordergrund lag die Einfache Kreuzungsweiche, durch welche der Werksanschluss zuletzt angebunden war (03/2002). Bei der Anschlussbedienung war zuvor unbedingt der Kesselwasserstand der Lokomotive zu prüfen. Wäre dieser unter dreiviertel gewesen, hätte es schlimme Folgen bis hin zum Kesselzerknall geben können!

Bf Gelenau (km 6,24 WT)

Der Bahnhof befand sich am nordöstlichen Ende des langgestreckten Waldhufendorfs und war die bedeutendste Zwischenstation der Wilischtalbahn. Zugkreuzungen fanden meistens hier statt.

[32] Das EG des Bahnhofs Gelenau ist mit seinem trapezförmigen Grundriss einzigartig.
[33] Bis weit in die 1990er-Jahre lagen im BÜ Grießbacher (heute: Zschopauer) Straße noch drei Gleisstücke, Blickrichtung Thum. Die beiden rechten Gleise liefen im Vordergrund zur Einfachen Kreuzungsweiche zusammen.
[34] Die Gleisseite des Bf Gelenau mit Blick in Richtung Wilischthal. Der Güterschuppen vermittelt noch Eisenbahnflair.
[35] Mitte der 1990er-Jahre war das Flair bis auf die fehlenden Gleise noch spürbar. Das linke Gebäude, ein 1928 errichtetes Wirtschaftsgebäude, wurde wenig später abgebrochen. Im Hintergrund erhebt sich die Baumwollspinnerei.
[36] Am südlichen Bahnhofskopf wurde die Venusberger Straße gekreuzt. Rechts ein Bleichereigebäude der Spinnerei Gebrüder Schüller, die hier von 1891 bis 1928 ein eigenes Anschlussgleis besaß.

Hp Venusberg-Spinnerei (km 8,38 WT)

Ursprünglich befand sich der Haltepunkt Venusberg am km 7,19. Die Verlegung der Station um rund 1,2 Kilometer wurde zum 1. Mai 1902 wirksam. Die Spinnerei der Gebrüder Schüller A.G. hatte in Venusberg zu drei Werksteilen separate Gleisanschlüsse. Die zum Werk I (km 7,153 WT) und Werk III (km 8,973 WT) sind bereits Ende der 1930er-Jahre aufgegeben worden. Der Anschluss Werk II in Höhe des neuen Haltepunktes hielt sich bis zur Einstellung der Gesamtstrecke. Den Zusatz Spinnerei erhielt der Haltepunkt ab 5. Oktober 1930.

[37] Von der Eisenbahn zeugt in Venusberg-Spinnerei noch der Lokschuppen. Er beherbergte bis 27. Mai 1972 die Werklok des VEB Feinspinnerei, eine Ns 4 mit der LKM Nr. 250029 – die spätere 199 007. Sie ist heute bei der IGP in Jöhstadt zuhause. Die Insellage der hölzernen Stationsgebäude, u. a. eine Wartehalle mit sechseckigem Grundriss, war vor den Autos. Rechts lag das Streckengleis im Bogen, was noch gut an der Graskante erkennbar ist.
[38] Die Situation in Gegenrichtung (Wilischthal) im März 2002. In Höhe des Fotografen zweigten zwei Anschlussgleise zur Feinspinnerei (Werk II) rechts ab und querten die Wilisch auf einer Brücke.

Anst VEB Kalk- und Marmorwerk Herold (vormals Kalkwerk Böhme; km 9,307 WT)

Das Anschlussgleis zum bis 1985 betriebenen Kalkwerk zweigte in Fahrtrichtung Thum rechts ab. Anschließend querte die WT auf einer Brücke die Wilisch und niveaugleich die Hauptstraße. Bis zur Betriebseinstellung (05/1972) bediente eine geschobene Übergabefahrt von Gelenau mehrmals werktäglich den Anschluss.

[39] Die Situation im November 2013, Blickrichtung Wilischthal: Links der Wilisch befand sich der Gleisanschluss des Kalkwerks. Die WT-Trasse verlief nach der Wilischquerung auf der rechts im Hintergrund erkennbaren Stützmauer und querte sogleich die Straße.

Hp Unterherold (km 9,41; seit 1913: km 9,50 WT)

Nach der Verlegung des Haltepunktes auf die andere Seite des Bahnübergangs war die Station zwischen 1925 und 1928 geschlossen. Als Wartehäuschen diente viele Jahre lang der mit einem Spitzdach versehene Kasten eines vormals zweiachsigen gedeckten Schmalspurgüterwagens, welcher bis Mitte der 1990er-Jahre vorhanden war.

[40] Der Blick auf den zweiten Standort des Haltepunktes Unterherold in Fahrtrichtung Thum/Ehrenfriedersdorf. Die Schautafel links (siehe auch [47]) befindet sich in Lage des erwähnten Wagenkastens, welcher einst als Unterstand diente. Die Bahntrasse in Richtung Oberherold ist nun ein gepflasterter Fußweg. (11/2013)

Hp Mittelherold (km 10,74 WT)

[41] Die 1928 erbaute Wartehalle in Mittelherold war identisch mit denen der Haltepunkte Siebenhöfen (später versetzt nach Geyer) und Auerbach (Erzgeb) an der SM-Linie. Als letztes seiner Art wurde das Gebäude im Sommer 2005 dem Erdboden gleichgemacht. Das Ende war im März 2002 schon absehbar, Blick in Richtung Wilischthal.
[42] Der Haltepunkt lag in einer S-Kurve, Blick in Richtung Wilischthal (03/2021).
[43] Sich teilweise überlagernde Schriftzüge waren 1994 noch an diesem Gebäude in Mittelherold lesbar, u. a. „Restaurant zum Haltepunkt Mittelherold.“ Bei einer Fassadenerneuerung 2001 verschwanden sie.

Bf Herold (Erzgeb); bis 1942: Oberherold (km 11,29 WE/WT; km 0,0 HT)

[44] Der Bahnhof Herold verfügte über eine Kombination aus Empfangsgebäude und Güterschuppen, wie sie auch in Steinbach an der Preßnitztalbahn zu finden ist.
[45] Die IG Schmalspurbahn Thumer Netz e.V. hat im Randbereich des ehemaligen Bf Oberherold zur Hauptstraße hin eine Schauanlage eingerichtet. Dort steht u. a. der Gepäckwagen 974-348. Die Zierlinien am 2023 frisch aufgearbeiteten Fahrzeug erinnern an seine Teilnahme an den Dreharbeiten der Opernverfilmung „Fra Diavolo“ im Juni 1974 auf der Strecke Thum – Meinersdorf. Der Verein kümmert sich auch um den Erhalt des Bahnhofsgebäudes. Das im Hintergrund erkennbare Formsignal mit Gittermast sicherte bis 1999 die Einfahrt in Königswalde (Erzgeb) ob Bf von Annaberg-Buchholz ob Bf her (KA-Linie). Die Pilzlampe barg die IG im September 2009 im ehemaligen Bw Thum.
[46] Während das Streckengleis in der Bahnhofsausfahrt gen Wilischthal in starkem Gefälle (rechts des Bildes) lag, befand sich ebenerdig ein Auszieh-/Abstellgleis, das an einem massiven Prellbock endete. Er existiert 2025 noch.
[47] Der Blick in Richtung Wilischthal. Der links vom EG/GS sichtbare „Anbau“ beherbergte den Gepäckwagen während der optischen Aufarbeitung. Auf vielen Hauswänden rund um Thum erinnern Gemälde des Thumers Gerhard Jäger an die Zeit der Schmalspurbahn. Auf Jägers Privatinitiative hin entstanden ab ca. 2001 an allen markanten Punkten des Thumer Netzes insgesamt 41 Schautafeln mit erläuternden Texten und Fotos. 20 Jahre später hat sich die IG Schmalspurbahn Thumer Netz e.V. dem Lehrpfad angenommen und die in die Jahre gekommenen Tafeln großteils erneuert.
[48] Der zweiständige Lokschuppen mit Wasserstation in Oberherold hatte seine ursprüngliche Funktion schon 1906 verloren und war seit 1927 gleislos. Nichtsdestotrotz überdauerte er die Jahrzehnte bisher relativ unbehelligt. Im Endpunkt Ehrenfriedersdorf stand bis 1909 ein baugleiches Heizhaus.

Streckenast Oberherold – Ehrenfriedersdorf

Mit nur rund 20 Jahren Nutzungsdauer dürfte der Streckenabschnitt Oberherold – Ehrenfriedersdorf eine der kurzlebigsten Episoden sächsischer Schmalspurbahngeschichte gewesen sein. Der Trassenverlauf der rund 2,6 km langen Stichstrecke ist nur noch teilweise nachzuvollziehen. Unmittelbar nach dem Herolder Lokschuppen schwenkten die Strecken nach Ehrenfriedersdorf und nach Thum parallel nach rechts und querten die Dorfstraße (Annaberger Straße). Der Ehren’dorfer Ast bog nun nach links und verlief parallel zur Annaberger/Herolder Straße im Tal der Wilisch. Kurz vor dem Ortseingang von Ehrenfriedersdorf querte die Bahn erneut niveaugleich die Straße. Nun umfuhr die Bahn das Gaswerk, ehe sie den Endpunkt erreichte.

In der Nacht von April auf Mai 1906 endete der Zugverkehr zwischen Oberherold und Ehrenfriedersdorf. Im Herbst’06 demontierte man zunächst lediglich die Ehren’dorfer Bahnhofsgleise und hielt die Option, das Streckengleis als Anschlussgleis zu nutzen, offen. Geringe Rentabilitätsprognosen vereitelten diese Pläne jedoch letztlich. Im Frühjahr 1909 wurde das Streckengleis Oberherold – Ehrenfriedersdorf schließlich demontiert. Den Lokschuppen in Ehrenfriedersdorf brach man im selben Jahr ab. Die Gleise fanden bei der Neubaustrecke von Thum nach Meinersdorf Wiederverwendung.

Bf Ehrenfriedersdorf [alt] (km 13,91 WE)

Der Endbahnhof lag in Tallage im unteren Ortsteil unweit der späteren F 95 (heute B 95). Es gab fünf parallele Gleise und zwölf Weichen.

[49] Der Blick auf die ehemalige Gleisseite des alten Ehrenfriedersdorfer Bahnhofs in Richtung Streckenende am 25. September 1994.
[50] Das Empfangsgebäude mit rechts angebautem Güterschuppen des alten Bahnhofs beherbergt schon seit einiger Zeit den Kinder- und Jugendverein Neuer Bahnhof Ehrenfriedersdorf e.V. In den 2000er-Jahren erfuhr das Gebäude auf der vormaligen Gleisseite geringfügige Erweiterungen. Am linken Bildrand befand sich der zweiständige Lokschuppen. Die Schuppentore zeigten in Richtung Streckenende.
[51] Das EG mit umfunktioniertem GS von der Straßenseite. Der etwas langlebigere zweite Ehrenfriedersdorfer Bahnhof befand sich linkerseits am gegenüberliegenden Hang an der SM-Linie. Deren Trasse verlief unterhalb der Wohnblöcke im Hintergrund.

Streckenast Oberherold – Thum

Nach dem gemeinsamen Bahnübergang mit dem Ehrenfriedersdorfer Ast folgt die Thumer Strecke dem Tal des Jahnsbaches.

EÜ Jahnsbach (km 12,70 WT)

[52] Etwas versteckt hat die Querung des Jahnsbachs mit Stützpfeiler bis heute am Ortseingang Thum die Zeiten überdauert, Bild vom 11. März 2021. Diese Brücke ist auch im April 2025 vorhanden, jedoch – ohne Privatgrundstücke zu betreten – nur aus diesem Blickwinkel halbwegs einsehbar. Vor einigen Jahren war sie auch von der oberhalb verlaufenden B 95 aus noch gut zu erkennen.

SÜ Warnermühlweg (km 12,785 WT)

Die Warnermühlwegbrücke war ein Natursteinbogen. Der Durchlass war 5,50 m breit und 5,21 m hoch. Nach dem Gleisrückbau riss man die Brücke ab und verfüllte die Stelle der heutigen Herolder Straße.

[53] Am 27. Mai 1972 stand Siegfried Bergelt auf der Brücke des Warnermühlwegs und hielt den von 99 1778 bespannten, letzten Reisezug (P 2905) nach Wilischthal bildlich fest. Eine historische Ansicht dieses Motivs findet sich in dieser Bildergalerie (Bild 61 von 107).
[54] Der Vergleich im März 2021: Links und rechts der Trasse wurde Erdreich abgetragen, um darauf Garagen zu errichten. Der Standpunkt ist im Vergleich zu 1972 etwas weiter rechts, deshalb ist die Thumer St. Annenkirche auch nach rechts gerückt.
[55] Im April 2025 hat sich das Bild erneut gewandelt. Die Garagen sind verschwunden und links hat sich das Gelände scheinbar „zurückentwickelt“, während rechts ein neues Gebäude entstanden ist. Alle drei Aufnahmen eint rechts das markante Dach des Rathauses, ein ehemaliges Rittergut.

EÜ Jahnsbach (km 13,035 WT)

[56] Kurz vor dem BÜ mit der F 95 befindet sich eine weitere Jahnsbachquerung, worauf im April 2002 noch zwei Bahnschwellen zu erkennen sind. Links davon ist ein gemauerter Grabendurchlass erkennbar. Diese Relikte existieren im April 2025 nahezu unverändert, sind aber aufgrund des stark vorangeschrittenen Bewuchses kaum noch einsehbar.

BÜ Ehrenfriedersdorfer Straße / F 95 (km 13,12 WT)

[57] Bereits in den 1930er-Jahren war der Bahnübergang mit Blinklichtern gesichert. Die hier am letzten Betriebstag von der Bahnhofstraße aus erkennbare Haltlichtanlage sei anschließend in Niederschmiedeberg (Preßnitztalbahn) wiederverwendet worden.
[58] Für das Vergleichsbild habe ich mich etwas zu weit links postiert, dennoch ist die Stelle wiederzuerkennen.

Hst Thum [alt] (km 1,86 HT)

Die als Streckenendpunkt fungierende erste Thumer Bahnstation hatte vier Gleise und neun Weichen. Ein kleiner Güterschuppen mit Dienstraum in Ziegelbauweise sowie ein Wirtschaftsgebäude waren neben dem obligatorischen Freiabtritt die einzigen Hochbauten. Zum 18. April 1906 schloss man die am 1. Mai 1905 noch zum Bf erhobene Station, denn an diesem Tag nahm die Streckenverlängerung zum neuen Bf Thum an der späteren SM-Linie (zunächst erfolgte zum 1. Mai 1906 der Lückenschluss Geyer – Thum) den Betrieb auf. Hierfür wurde zunächst die Färberstraße auf einer Brücke überquert, um in einem 1 : 40 ansteigenden 180-Grad-Linksbogen die großzügigen Bahnanlagen zu erreichen. Der alte Bf wurde überflüssig und vollständig zurückgebaut.

[59] Die Haltestelle Thum befand sich unmittelbar nach dem Bahnübergang mit der Annaberger Straße, der späteren F 95, heute B 95. Viel Platz bot das Terrain zwischen den Hinterhöfen der Stollberger Straße und dem Jahnsbach nicht. Rechts ist das Postamtgebäude an der Stollberger Straße zu sehen. Dessen hier sichtbare Rückseite beherbergte im Parterre ein Bahnhofsrestaurant, wo sich Reisende „ohne Verzehrzwang“ aufhalten konnten. Links des Bildes befand sich eine schmale Ladestraße mit Kohlenladeplatz. Noch einmal verweise ich auf die historische Bildergalerie (Bild 23 und 27 von 107).

Umbenennungen von Straßen wurden soweit bekannt erwähnt, sind aber nicht lückenlos nachvollziehbar. Der Jahnsbach wird in verschiedenen Quellen auch als Thumer Bach bezeichnet. Der „neue“ Thumer Bahnhof wird in einer Fortsetzung thematisiert.

Abkürzungsverzeichnis

AF = Strecke Annaberg-Buchholz unt Bf – Flöha
Anst = Anschlussstelle
Bf = Bahnhof
BHG = Bäuerliche Handelsgenossenschaft
BR = (Lokomotiv-)Baureihe
BÜ = Bahnübergang
EG = (Bahnhofs-)Empfangsgebäude
EÜ = Eisenbahnüberführung
GS = Güterschuppen
Hp = Haltepunkt
Hst = Haltestelle
HT = Strecke Oberherold – Thum [alt]
IGP = Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn e.V.
LKM = Lokomotivbau „Karl Marx“, Babelsberg
SÜ = Straßenüberführung
VEB = Volkseigener Betrieb (Rechtsform in SBZ und DDR für Industrie- und Dienstleistungsbetriebe)
WE = Strecke Wilischthal – Ehrenfriedersdorf [alt]
WT = Strecke Wilischthal – Thum

Quellenverzeichnis & Literaturhinweise

Autorenkollektiv (2014/2. Auflage 2020): Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz. Teil 1: Erinnerungen in Wort und Bild an die Strecke Schönfeld-Wiesa – Thum – Meinersdorf. FHWE.

Autorenkollektiv (2015/2. Auflage 2021): Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz. Teil 2: Erinnerungen in Wort und Bild an die Strecke Wilischthal – Thum. FHWE.

Autorenkollektiv (2016): Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz. Teil 3: Erinnerungen an unser Thumer Bahn’l, Ins Ferienlager nach Venusberg und weitere Bimmelbahn-Geschichten. FHWE.

Autorenkollektiv (2018): Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz. Teil 4: Die Arbeit der Thumer Eisenbahner sowie die interessantesten Fahrgasterlebnisse rund um das „Thumer Bahn’l“. FHWE.

Autorenkollektiv (2021): Unterwegs im Thumer Schmalspurnetz. Teil 5: Winter auf den Thumer Schmalspurstrecken und andere Eisenbahngeschichten aus dem Greifensteingebiet. FHWE.

Bäzold, Dieter (1993): Das Thumer Schmalspurnetz. Egglham: Bufe.

Frister, Thomas (Hrsg./2002): Meisterfotos aus der Dampflokzeit. Band 3: Bahnanlagen in Sachsen. Freiburg: EK. ISBN 3-88255-280-8.

Häupel, Stephan; Schramm, Eberhard (2002/2. Auflage 2011): Schmalspurbahnen um Thum. Nordhorn: Kenning.

Herbach, Jens: Wilischthal — Thum | Oberherold — Ehrenfriedersdorf [alt], zuletzt abgerufen am 13.04.2025.

Metzler, Adina (2021): Familie Metzler Ahnengalerie. Historische Fotos von Thum. URL: https://www.metzler-erzgebirge.de/bilder_thum.html, zuletzt abgerufen am 21.04.2025.

Exponate des Sächsischen Schmalspur-Museums Rittersgrün, zuletzt abgerufen am 13.04.2025.

IG Schmalspurbahn Thumer Netz e.V. – Startseite / Home (ig-thumer-netz.de)

Thumer Schmalspurnetz – Home (thumer-schmalspurnetz.de)

Ein herzlicher Dank an Siegfried Bergelt und Heiko Vogler für die zur Verfügung gestellten Aufnahmen!

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