20 Jahre Freiberger Eisenbahn GmbH (FEG) – ein geschichtlicher Abriss (Teil I)

Der Umbau

Am 01.07.2000 war die geplante Übernahme der Strecke durch die Rheinland-Pfalz Eisenbahn GmbH (RPE) vorgesehen. Durch die verspäteten Bearbeitungen der Unterlagen seitens des Eisenbahnbundesamtes verzögerte sich der Wechsel mehrmals, was auch eine Verschiebung des geplanten Umbaubeginns vom 15.07.2000 auf den 16.08.2000 nach sich zog. Mittlerweile lief die Zeit davon und die Behörde arbeitete sehr langsam.

Mit der Einrichtung der Bauüberwachung, der Einweisung der beteiligten Baufirmen, der Entladung erster Baumaterialien und Vorarbeiten zur Gleisdemontage in Mulda begann der Streckenumbau mit folgenden Baufirmen die wenige Tage zuvor den Zuschlag erhielten bzw. im Laufe der Maßnahmen noch bedacht wurden.

  • Ing. Büro Fuchs aus Chemnitz, für Planung und Bauüberwachung
  • F. Wiebe GmbH & Co. KG aus Nienburg an der Weser, für Gleisbau
  • Sächs. Bau GmbH aus Dresden (Tochterunternehmen der Firma H. F. Wiebe), für Gleisbau
  • Otto Müller GmbH & Co. KG aus Stralsund, für Gleisbau
  • Pintsch PAMAG Antriebs- und Verkehrstechnik GmbH aus Dinslaken, für die Errichtung der Sicherungsanlagen an den Bahnübergängen
  • Brückenwerkstatt DB Bahnbau Gruppe aus Dresden, für die Brückeninstandhaltung- und Sanierung
  • Signalbau GmbH aus Staßfurt, für zu errichten Signalanlagen
  • DB Energie GmbH aus Dresden, für die Weichenheizungsanlagen

Erst am 07.10.2000 erhielt die RP die Erlaubnis zum Betreiben der Infrastruktur (Entlassung der DB Netz aus der Betreiberpflicht nach AEG §11) zur Übernahme der Strecken Freiberg (Sachs) – Holzhau und Berthelsdorf (Erzgeb) – Brand-Erbisdorf.

Am 23.08.2000 rangiert in Mulda die Lok 4 der Fa. H. F. Wiebe beladene Schwellenwagen (Blickrichtung Holzhau).
Am 31.08.2000 brachte KEG 0602 in Mulda etwas Ordnung zwischen den leeren und beladenen Schwellenwagen.
Die Leerwagen wurden u.a. am 02.09.2000 mit V320 001 in Richtung Freiberg abgefahren. Hier verlässt der Einzelgänger den besetzten Bahnhof Berthelsdorf (Erzgeb), Blickrichtung Holzhau.
Der sich in Blickrichtung Holzhau vorarbeitende Schotterbettreinigungszug wurde am 26.09.2000 zwischen Berthelsdorf (Erzgeb) und Lichtenberg (Erzgeb) im dortigen Einschnitt bei der Arbeit beobachtet. Rechts sind die aus dem Schotter ausgesiebten jahrelang abgelagerten Bestandteile jeglicher Art und Konsistenz zu sehen, die mittels schwenkbaren Förderbandes ausgebracht wurden.
Am Abend des selben Tages stand 216 032-3 mit teils beladenen Schotterwagen in der Nähe der Ortschaft Berthelsdorf (Erzgeb) abgestellt (Blickrichtung Holzhau).
Nicht nur die großen Geräte und Maschinen konnten während der Umbauphase entzücken. Ein Zweiwegebagger hatte reichlich zu tun, als er am 16.09.2000 in Blickrichtung Holzhau, am Bahnübergang der Talstraße zwischen Mulda und Nassau (Erzgeb), Kabelkanäle verlegte, die Strom- und Steuerleitungen zur Versorgung und Betrieb der noch einzubauenden Lichtsignalanlage an selbigen Bahnübergang aufnahmen (Blickrichtung Holzhau).
Am 28.09.2000 war der Bahnübergang in Bienenmühle gleis- und straßenseitig saniert, wogegen der Umbau der Sicherungstechnik, die beide Verkehrsteilnehmer von einer Kollision abhalten soll, noch nicht begonnen wurde. Dagegen offenbarte das informative Baustellenschild dem Vorbeigehenden, dass renommierte Firmen ihr Werk verrichteten (Blickrichtung Holzhau).
Am selben Tage konnte in Bienenmühle das Gleis 1 fertig verlegt, jedoch noch nicht ausgerichtet und gestopft in Blickrichtung Holzhau begutachtet werden.
Die Baustellenrundreise führt auch nach Mulda, wo u.a. der Schottersteinhaufen zu faszinieren weiß. Dieser vereinnahmte fast das einstige Schmalspurareal der MS-Linie.

Einen Tag später, am 29.09.2000, rollte Lok 4 im Arbeitstempo des Schotterbettreinigungszuges von Lichtenberg (Erzgeb) nach Mulda und konnte bequem von der Talstraße beobachtet werden.

Lok 4 der Firma Wiebe mit Blickrichtung Freiberg
Nach einem tagesfüllenden Programm für den Beobachter, hatte das dröhnende Etwas die Ortschaft Mulda erreicht und beschäftigt sich gerade mit dem Gleis sowie der Reinigung des Füllmaterials aus Schottersteinen an einem innerörtlichen Bahnübergang.

Nach Abschluss der notwendigen Gleiserneuerungen konnte die Strecke das erste Mal am 16.11.2000 durchgängig mit dem Gleismessfahrzeug 31 (GMF) befahren werden. Das Datenblatt markierte kleinere Fehler in der Gleislage, die vom 16. bis 17.11.2000 behoben wurden. Für die anschließenden Schotterarbeiten nach dem Stopfgang wurde Lok 26 der Westfälischen Almetalbahn (WAB) eingesetzt, da die Fa. Wiebe fast alle Baufahrzeuge zu anderen Baustellen umgesetzt hatte.

Zwischen dem Hp Rechenberg und Holzhau (Blickrichtung Freiberg) folgte am 17.11.2000 WAB 26 mit drei noch teilweise beladenen Schotterwagen einer Schotterplaniermaschine (SSP 110 SW) der Fa. Eurogleis in gebührendem Abstand.

Mit Fertigstellung der Nacharbeiten fand eine zweite Messfahrt mit dem GMF am 23.11.2000 auf den Strecken nach Brand-Erbisdorf und Holzhau statt, die ohne Beanstandungen protokolliert wurde. Die offizielle Abnahmefahrt, zur Inbetriebnahme der Strecken nach Holzhau und nach Brand-Erbisdorf absolvierte der VT 3.03. Der Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht (LFB) erteilte am 24.11.2000 die Betriebserlaubnis für die RPE über die Strecken. Anschließend absolvierte die FEG noch letzte Probe- und Anpassungsfahrten nach Holzhau u.z., um den Fahrplan abzustimmen sowie die Streckenkenntnis für die Lokführer zu gewährleisten.

Dem Außenstehenden möchte ich einen kleinen Überblick verschaffen, welche ersichtlichen Infrastrukturmaßnahmen an den Bahnstationen beider Strecken neben der Gleiserneuerung durchgeführt wurden, ohne weiter ins Detail zu gehen.

NM-Linie

Berthelsdorf (Erzgeb) km 28,97

  • Ausbau der Weiche 9
  • Versetzung des einstigen Asig für die Gleise 1 und 2 bahnrückwärts an das Gleis 2 für Ausfahrten in Richtung Lichtenberg (Erzgeb)
  • Neuaufstellung eines Asig am Gleis 1 für Ausfahrten in Richtung Lichtenberg (Erzgeb)
  • Rückbau der über eckführenden Eingangstreppe zur Wartehalle am Empfangsgebäude. Der Umbau des EG als Büro- und Tagungsräume für RPE erfolgte später
  • Errichtung des Hp Berthelsdorf (Ort) km 30,46 im Ortskern/Hauptstraße
Berthelsdorf am 30.10.2000 mit Blickrichtung Freiberg

Lichtenberg (Erzgeb) km 34,20

  • Einbau einer technischen Sicherung am BÜ in km 34,0
  • Teilrückbau von Gleisen der Güteranlage
  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

Mulda (Sa) km 38,26

  • Einbau von zwei Rückfallweichen
  • Erneuerung des Bahnsteiges zwischen Gleis 1 und 2
  • Rückbau des Gleis 3 zum Stumpfgleis mit Ausbau der Weiche 2 im Gleis 2
  • Ausbau zweier Weichen im Gleis 1 für die Anbindung des Ladegleises 5
  • Abbau der Ausfahrsignale als Formsignale in Richtung Nassau und damit Inbetriebnahme der seit dem Jahr 1988 aufgestellten Lichtsignale
  • Versetzung des Esig aus Richtung Nassau bahnrückwärts nach km 38,98
  • Ausbau des Anschlußgleises/der Anschlußweiche Holzwaren- und Möbelfabrik Richter im Bf. Mulda (in den Jahren 2002/2003Ausbau der
  • Anschlußweiche Holzbau Richter Mulda in km 39,13  (schon im Jahr 1999)
  • Einbau dreier technischer Sicherungen an den BÜ der Talstraße im km 41,1, km 41,4 und km 43,9 zwischen Mulda und Nassau (Erzgeb)
Bahnübergang in Kilometer 41,1 NM mit Blickrichtung Holzhau

Nassau (Erzegb) km 45,47

  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

Clausnitz (Erzgeb) km 47,25

  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

Bienenmühle km 50,13

  • Abbau beider Einfahrsignale aus Richtung Nassau und aus Richtung Holzhau
  • Abbau der Ausfahrsignale in Richtung Nassau
  • Einbau von zwei Rückfallweichen
  • Teilerneuerung der Bahnsteige
  • Ausbau der Weiche im Gleis 1 zur Rampe
  • Umbau der Vollschrankenanlage zu einer Halbschrankenanlage der B 171 in km 50,2
  • Einbau einer technischen Sicherung am BÜ an der Ortsstraße in km 50,5
  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

Rechenberg km 52,45

  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)
  • Errichtung des Hp Skiliftkm 53,73 in Holzhau
Der neue Haltepunkt Holzhau Skilift am 30.10.2000 mit Blickrichtung Holzhau.

Holzhau km 54,71

  • Rückbau der Reste vom Rampengleis 3
  • Bahnsteigneubau; nutzbar für Gleis 1 und 2
  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

BGh-Linie

Brand-Erbisdorf km 3,1

  • Abbau des Einfahrsignal A aus Richtung Berthelsdorf und der beiden Ausfahrsignale B und C
  • Ausbau der DKW 4 und Weiche 5/6 in Höhe der Rampe
  • Aufstellung von Ne 1 Signal (Trapeztafel)

Folgende Lokomotiven waren beim Streckenumbau im Einsatz.

  • Lok 2 H.F. Wiebe KG – Jung 13468, Baujahr 1962, V100 1341 (DB 211 341-3)
  • Lok 4 H.F. Wiebe KG – Henschel 30793, Baujahr 1963, V100 2107 (DB 212 107-7)
  • Lok 6, 216 032-3 H.F. Wiebe KG – Krupp 4665, Baujahr 1965 als V160 032 (DB 216 032-3)
  • Lok 7, V 320 001-1 H.F. Wiebe KG – Henschel 30400, Baujahr 1962 als V320 001 (DB 232 001-8)
  • KEG 0602 Karsdorfer Eisenbahngesellschaft mbH – LEW 18112, Baujahr 1984 an VEB Kalikombinat Sonderhausen
  • KEG 0604 Karsdorfer Eisenbahngesellschaft mbH – LEW 13757, Baujahr 1973 an Hydrierwerk Zeitz
  • KEG 0609 Karsdorfer Eisenbahngesellschaft mbH – LEW 10870, Baujahr 1964 an VEB Kalibetrieb Werra Merkers
  • WAB 26 Westfälische Almetalbahn GmbH Altenbecken – LKM 275155, Baujahr 1964 als V180 168 (DR 118 168-4)
Anfang November 2000, vor der ersten Messfahrt, verdiente sich KEG 0604 zwischen Holzhau und Rechenberg ihren Diesel (Blickrichtung Holzhau).

Die Drillinge …

Zwei der drei Triebwagen (VT 3.01 und VT 3.02), die für Freiberg (Sachs) bestimmt waren, wurden am 14.09.2000 von Hennigsdorf (bei Berlin) nach Bielefeld überführt. Die Fahrzeuge kamen zunächst in den Schwachlastzeiten der Talentumläufe im dortigen Ostwestfalen-Lippe-Netz (OWL) zum Einsatz.

Ihnen folgte am 30.09.2000 der VT3.03 als letzter Triebwagen für die FEG nach Bielefeld-Ost.

Die drei Gleichen wurden rund einen Monat bis zum 25.10.2000 im Alltagsbetrieb getestet und die zukünftigen Lokführer der FEG darauf ausgebildet.

Der VT3.01 steht am 14.09.2000 in der Abnahmehalle von Adtranz in Hennigsdorf und wurde mit dem eurobahn-Logo ausgeliefert.

Regio Shuttle RS 1 VT 3.01/Fabriknr.: 26883

  • 12.09.2000: Abnahme
  • 13.09.2000: Probefahrt bei ADtranz in Velten / Hennigsdorf
  • 16.09.2000: Abnahme und Übernahme durch Besteller
  • 23.11.2000: Überführung mit VT3.02 Bielefeld – Freiberg
  • 00.05.2001: Beschriftung als „Luisa“
  • 01.08.2008: 1. HU RFG
  • 21.07.2009: Umnummerierung zur UIC-Nummer: 95 80 0650 055-6 D-FEG (650 055)
  • 14.06.2010 bis 09.07.2010: Umlackierung Aw Delitzsch
  • 01.09.2016: 2. HU EMD

Regio Shuttle RS 1 VT 3.02/Fabriknr.: 26884

  • 12.09.2000: Abnahme
  • 13.09.2000: Probefahrt bei ADtranz in Velten / Hennigsdorf
  • 16.09.2000: Übernahme und Abnahme durch Besteller
  • 23.11.2000: Überführung mit VT3.01 Bielefeld – Freiberg
  • 10.09.2001: Beschriftung als „Hannah“
  • 10.10.2008: 1. HU RFG
  • 15.07.2009: Umnummerierung zur UIC-Nummer: 95 80 0650 056-4 D-FEG (650 056)
  • 18.05.2010 bis 13.06.2010: Umlackierung Aw Delitzsch
  • 21.12.2016: 2. HU EMD

Regio Shuttle RS 1 VT 3.03/Fabriknr.: 26885

  • 27.09.2000: Abnahme und Probefahrt bei ADtranz in Velten / Hennigsdorf
  • 30.09.2000: Übernahme und Abnahme durch Besteller
  • 30.10.2000: Überführung Bielefeld – Freiberg
  • 10.01.2003: Beschriftung als „Esther“
  • 06.06.2008: 1. HU RFG
  • 30.08.2009 bis 28.09.2009: Umlackierung Aw Delitzsch und UIC-Umnummerung: 95 80 0650 057-2 D-FEG (650 057)
  • 02.08.2016: 2. HU EMD
Als DbZ 80230 Bielefeld – Freiberg kam er am frühen Abend am Bahnsteig 2 kurz zum Halten, um danach im Stumpfgleis 9 abgestellt zu werden. Der VT 3.03 fuhr dann das erste Mal am 19.11.2000 als interne Probefahrt zwischen Freiberg und Bienenmühle auf einem Teilstück der umgebauten Strecke.
Bis zur Betriebseröffnung war das Gleis 9 u.a. der sicherste Abstellplatz im Bahnhof, da die wachen Augen der Personale vom Stw 4 ihn regelrecht vor der Tür hatten.

Neben all den Umbauarbeiten an der Strecke wurde am Vormittag des 07.11.2000 der VT 3.03 auf dem Bf. Freiberg der lokalen Presse vorgestellt. Um wieder interessante Beiträge aus deren Hand lesen zu können, erklärte man den anwesenden Redakteuren technische Details und gewährte ebensolche Einblicke. Gebracht hatte es nicht viel, man schrieb wieder voneinander ab und beließ die Fehler aus altbekannten Texten.

Nach der zielführenden „Presseschau“ fuhr der VT 3.03 zum ersten Mal in die mittlerweile geschlossene Triebfahrzeugeinsatzstelle zum Tanken. Dazu im IV. Teil mehr.

Am 23.11.2000 kam es dann für mich zu einer denkwürdigen Situation, als alle drei Triebwagen das erste und auch das letzte Mal gemeinsam im geschichtsträchtigen Gelände standen. An ihnen wurden noch die fehlenden Sender der IMU (Induktive Meldungsübertragung) eingebaut sowie Einstell- und Anpassungsarbeiten durch Kollegen der FEG-Werkstatt und einen Monteur der Herstellerfirma vorgenommen.

Über den beiden Außenkanälen der Gleise 42 und 43 standen jeweils links VT 3.02 und rechts VT 3.01.

Anmerkung: Mittels des IMU am Fahrzeug, das ein 91 kHz – Signal an die BÜ-Anlage (Einschaltschleifen/-kontakte) während der Überfahrt aussendet, wird das Schließen oder „offen bleiben“ der BÜ-Anlage gesteuert.

Die geplante Streckenwiedereröffnung zum 05.11.2000 musste wegen der spät begonnenen Umbaumaßnahmen und demzufolge nicht fertiggestellten Vorgaben verschoben werden.

Daraufhin übernahmen regionale Busunternehmen den Schienenersatzverkehr zwischen Freiberg (Sachs) und Holzhau bis zur Eröffnung am 25.11.2000, die als Partner der Verkehrsbetriebe Freiberg in den neu aufgebauten ÖPNV integriert wurden und trugen auf der Straße wesentlich zum Gelingen des ausgearbeiteten Konzeptes bei.

  • VBF Verkehrsbetriebe Kreis Freiberg GmbH
  • Reiseverkehr Zimmermann aus Frauenstein
  • Reisedienst Heinig aus Nassau
  • Vogt’s Reisen aus Helbigsdorf
  • Zacharias Verkehrsbetriebe GmbH & Co. KG aus Neuhausen

Einen Tag vor der Eröffnung, am 24.11.2000, erteilte der Landesbevollmächtigte für Bahnaufsicht (LFB) die Betriebserlaubnis für die RPE über die Strecken Freiberg (Sachs) – Holzhau und Berthelsdorf (Erzgeb) – Brand-Erbisdorf. Dieser gingen am 23.11.2000 die Abnahmefahrten beider Strecken mit VT 3.03 voraus. Die vollständige Bauabnahme der Strecke, nach der endgültigen Fertigstellung, erfolgte am 11.12.2000 zwischen Freiberg und Mulda durch den LFB, sowie einen Tag später zwischen Mulda und Holzhau.

25.11.2000: Die Betriebseröffnung der umgebauten Strecke Freiberg – Holzhau

Mit den Triebwagen VT 3.03, VT 3.02 und VT 3.01 als FEG 34112 wurde der standesgemäße Eröffnungszug 9.34 Uhr ab Freiberg bis Mulda gefahren. Dieser Sonderzug war nur für geladene Gäste wie die Führungsriegen des Mutterkonzerns in Frankreich, der eurobahn, der neuen Tochtergesellschaft FEG und des ZVMS bestimmt. Weiterhin wurden Vertreter der beteiligten Busunternehmen, der lokalen und überregionalen Politik, sowie der beteiligten Baufirmen geladen. Die Betreuung aller Fahrgäste über den ganzen Tag hinweg wurde zusätzlich von Personal der eurobahn verstärkt.

Am Bstg 6 in Freiberg stand der Eröffnungszug, gebildet aus VT 3.03, VT 3.02 und VT 3.01 als FEG 34112, für die Fahrt bis zum Betriebsmittelpunkt Mulda bereit, der somit als Zugleitstelle seine Funktion aufnahm.
Nach Ankunft des Eröffnungszuges in Mulda wurde dieser geteilt. Der erste Teil, bestehend aus VT 3.03, fuhr unter selbiger Zugnummer weiter bis Holzhau. Nach eingegangener Verlassensmeldung vom vorausfahrenden Zugteil an Zuglaufstelle Nassau (Erzgeb) beim ZL Mulda, fuhr der zweite Zugteil des Eröffnungszuges, gebildet aus VT 3.02 und VT 3.01, unter neuer Zugnummer als FEG 34113, ebenso bis zum Endpunkt der Strecke. Im Gleis 3, das zum Stumpfgleis zurück gebaut wurde, warteten die aufgerüsteten RPE-Fahrzeuge auf Rangiererlaubnis vom diensthabenden Zugleiter zum Umsetzen nach Gleis 2.
Die RPE gab sich am Tag der Eröffnung die Ehre, um repräsentierend mit V 100.01 (202 481-8) und dem Schneepflug SPF 01 (ehem. DB-AG Nummer: 80-50-979 3210-9 Standort Schwerin) als Sperrfahrt zur Vorstellung nach Holzhau zu fahren. Hier steht das Gespann schon in Gleis 2 der Zugleitstelle Mulda, wo die Abfahrt unmittelbar bevorstand.

Am Tag zuvor (24.11.2000) traf V100.01, nach der HU am 22.11.2000 aus dem Aw Stendal, in Freiberg (Sachs) ein und absolvierte noch in den letzten Stunden des Tages mit dem hergerichteten Schneepflug SPF 01 die erste gemeinsame (Probe-) Fahrt zum Streckenendpunkt und zurück bis Mulda.

Mit novembertypischem Wetter zeigten sich alle Fahrzeuge auf den Gleisen 1 und 2, ergänzt mit Bussen der vier beteiligten Busunternehmen dem interessierten Publikum. Im zum Teil umgebauten Bahnhofsareal zeichnete das damals noch existierende regionale Fernsehen eff3 über dieses Ereignis einen aktuellen Bericht auf.

Im tags zuvor aufgebauten und durch regional ansässige gastronomische Unternehmen versorgten Festzelt wurde über die Bedeutung und die Rettung der Strecke, die erbrachten Leistungen beim Umbau sowie über anstehende Aufgaben für zukünftige Projekte gefachsimpelt. Die Präsentation fand unter dem Motto „Bahn und Bus – aus einem Guss“ statt, was schon Wochen zuvor in einschlägigen Medien propagiert worden ist.

Im Bild sehen wir neben VT 3.03, V100.01 und SPF01 auch drei Fahrzeuge der vier integrierten Busunternehmen. Die Spuren der zurückliegenden Bautätigkeiten sind gut erkennbar und gestalten sich am Tag etwas nachteilig für den Ansturm, der noch folgte …
Das erste öffentliche Zugpaar fuhr als FEG 30115 von Holzhau nach Freiberg und als FEG 30116 von Freiberg nach Holzhau, mit den Triebwagen VT 3.01 und VT 3.02 in Doppeltraktion (DT).
Ich begleitete das Pärchen ein Stück talwärts, wo es noch ohne ersichtliches Fahrgastaufkommen im Haltepunkt Rechenberg zum Halten kam.
In der Gegenrichtung sah es schon anders aus: Nach Ankunft des ersten Zuges aus Holzhau in Freiberg gab es kein Halten mehr.

Die erste öffentliche Fahrt ab Freiberg (Sachs), die 12.34 Uhr bei der Abfahrt schon sehr gut gefüllt war. Auf den Unterwegsstationen bestand für weitere Fahrgäste kaum ein Mitkommen. Diese mussten notgedrungen auf den nächsten Zug, 13.34 Uhr ab Freiberg mit nur einen Triebwagen (VT 3.03), warten.

Da dieser jedoch noch weniger Platzangebot hatte, waren die ersten langen Gesichter vorprogrammiert. Es standen jedoch weitere kostenlose Beförderungen durch die vier integrierten Busunternehmen zur Verfügung, die im Parallelbetrieb an diesem Tag nebenherfuhren. Diese Fahrgelegenheiten wurde auch rege genutzt, um zum Bahnhofsfest nach Holzhau zu gelangen.
Die erste Zugkreuzung in Mulda fand 12.51/56 Uhr für FEG 30116 nach Holzhau mit FEG 30117 (12.50/54 Uhr) nach Freiberg statt. Die Fahrgäste am VT 3.03 sahen entspannt dem Treiben am Gleis 1 zu, als die DT am vorgesehenen neuen Halteplatz zum Stehen kam.
Die Situation der Reisenden nochmals in Bienenmühle für die Züge von Freiberg nach Holzhau: Einerseits der FEG 30116 (Freiberg – Holzhau) aus den Triebwagen VT 3.01 und VT 3.02 …
… und andererseits FEG 34120 (Freiberg – Holzhau), nur aus VT 3.03 bestehend. Hier kreuzt er mit der zurückfahrenden RPE-Garnitur, die als Sperrfahrt 2 Mulda als Ziel hatte.

Das gleiche Bild zeigte sich insbesondere in Holzhau, wo Bahn und Bus mehr oder weniger gleichzeitig eintrafen und der Gästeansturm enorm war. Eine so große Teilhabe der Bevölkerung war nicht unmittelbar zu erwarten gewesen, was aber auf ein reges Fahrgastaufkommen im Regelbetrieb hoffen ließ und sich auch einstellte.

Auch wenn es nicht so aussah, VT 3.03 nahm die Herausforderung an, da er es schon vom Netz um Bielefeld gewohnt war.

Der trübe und verregnete Eröffnungstag verabschiedete sich mit einem zarten Abendrot und versprach für den nächsten Tag gutes Licht für den ersten dampfbespannten Sonderzug nach dem Streckenumbau, was in diesem Teil nicht thematisiert werden soll.

VT 3.01 und VT 3.02 hatten als FEG 30123 aus Holzhau kommend Freiberg erreicht, als die Szene von feinem Licht begleitet wurde. Der diensttuende Lokführer beantwortete abermals in stoischer Ruhe alle Fragen des wissbegierigen Publikums und …
… wendete dann auf FEG 30124 Freiberg – Holzhau.

Legende

NM-Linie = Nossen – Moldau
BGh-Linie = Berthelsdorf – Großhartmannsdorf
BL-Linie = Brand-Erbisdorf – Langenau
MS = Mulda – Sayda
KF = Klingenberg-Colmnitz – Frauenstein
KO = Klingenberg-Colmnitz – Oberdittmannsdorf
FEG = Freiberger Eisenbahn Gesellschaft mbH
RPE – Rheinland-Pfalz Eisenbahn GmbH
SPNV = Schienenpersonennahverkehr
ÖPNV = Öffentlicher Personennahverkehr
ZVMS = Zweckverband Mittelsachen
VMS = Verkehrsverbund Mittelsachen
LVT = Leichtverbrennungstriebwagen
VT = Verbrennungstriebwagen
VS = VT-Steuerwagen
AEG = Allgemeines Eisenbahngesetz
Fdl = Fahrdienstleiter
Zub = Zugbegleiter/Zugbegleitpersonal
Zl = Zugleiter
Zlfst = Zuglaufstelle
Zlmst = Zuglaufmeldestelle
Asig = Ausfahrsignal
Esig = Einfahrsignal
BÜ = Bahnübergang
DT = Doppeltraktion
DV = Dienstvorschrift
Rbd = Reichsbahndirektion
Rba = Reichsbahnamt
SO = Schienenoberkante

Quellenverzeichnis

– Kurz, Die Triebwagen der Reichsbahn-Bauarten – Die Baureihen VT 133 – 137, Freiburg 1988

– Dietz, Triebwagen-Report Nr 1, Fürstenfeldbruck 1998

– Klebes, Die elektrischen und Diesel-Triebfahrzeuge auf der Eisenbahntechnischen Ausstellung in Seddin anläßlich der Eisenbahntechnischen Tagung in Berlin, aus: Eisenbahn und Museen Folge 20, Karlsruhe 1978

– Messerschmidt, Taschenbuch Deutsche Lokomotivfabriken, Stuttgart 1977

– Scharf, Eisenbahnen zwischen Oder und Weichsel, Freiburg 1981

– Wagner/Wagner, Reisezugwagen-Archiv 1, Berlin 1989

– Ansässige Tages- und Wochenzeitungen: Freie Presse, Freiberger-Blick

– Sammlung betrieblicher Vorschriften der RPE

– Unterlagen und Zuarbeit der FEG

– Unterlagen aus dem Kreisarchiv Freiberg

– Unterlagen aus der Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg

– Unterlagen und Zuarbeit aus Sammlung Erik Rauner/Freiberg

– Unterlagen und Zuarbeit aus Sammlung Frank Schönfelder/Reifland-Wünschendorf

– Zuarbeit Dirk Keil/Freiberg

– Zuarbeit Andreas Müller/Oberschöna

– Unterlagen aus der Sammlung Olaf Wanka/Döbeln

– Unterlagen aus der Sammlung Heiko Vogler/Freiberg

Bildautoren

  • Georg Otte/Dresden †
  • Thomas Bellmann/Brand-Erbisdorf †
  • Michael Bellmann/Brand-Erbisdorf
  • Andre Grundmann/Bienenmühle
  • Silvio Grundmann/Bienenmühle
  • Dirk Keil/Freiberg
  • Hr. Richter/Mulda †
  • Marita Thomas/Mulda
  • Lothar Vogler/Freiberg
  • Heiko Vogler/Freiberg

Lektorat: MBC

Mein besonderer Dank gilt den Seitenbetreibern Markus Bergelt und Ronny Meyer, die es mir ermöglichten, einen kleinen Teil mittelsächsischer Verkehrsgeschichte in mehreren Beiträgen dem interessierten Leser näher zu bringen.

November 2019, Heiko Vogler

Alle Rechte vorbehalten

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Eine Antwort

  1. Stefan Koehn sagt:

    Hallo Heiko, hallo Herr Vogler,
    auch wenn ich erst einmal in Freiberg zu einer kurzen Stippvisite auf dem Bahnhof war (Mai 2002), hast du hier eine tolle Seite kreiert. Ich stieß darauf, als ich nach Daten für einen von mir fotografierten Regio Shuttle VT 3.03 suchte.
    Ich konnte ihn am 30.9.2000 (nach obiger Info Tag der Übernahme in Bielefeld) auf der Überführungsfahrt von Berlin vor meiner Haustür in Elze(Leine) ablichten. Es ist ein Dia mit nicht der besten Qualität. Es ist vielleicht nicht fein genug zur Veröffentlichung, aber ich möchte es dir nicht vorenthalten. Gerne zur weiteren Verwendung, auch wenn es nicht Sachsen sondern nur Niedersachsen ist :-).
    Das Foto ist von morgens 8:06. Er musste kurz warten, um dann in Folge der vorausfahrenden RB Richtung Hameln zu folgen.
    Ach ja, im Mai 2002 habe ich ihn dann in Freiberg wieder getroffen.
    Schöne Grüße nach Sachsen
    Stefan Köhn

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